Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.circa commercia & rem monetariam. der fameuse Law in seinem tract. Consideration sur le commerce & surl'argent, man könnte das Geld im commercio missen, und nur mit billets handeln. Lock hat schon eine dissertation de nummo in Englischer Spra- che geschrieben, woraus Law vieles genommen, aber auch etwas dazu gethan, und ihn refutirt.* Er sahe, daß man mit Wechseln gut reussirte, also meynte er mit denen billets müsse es auch so gehen, und sagte: Im Handel und Wandel brauche man kein Geld, sondern das publicum müsse solches haben, das ist eben die intention beym actien-Handel ge- wesen. Branchu, ein Frantzoß, der sich aber in Holland aufhält, ein guter Freund von dem Bynckershoeck hat observat. ad Ius Rom. geschrie- ben, und hat in Decade 2. einen discursum politicum, von dem Law mit einfliessen lassen, daselbst sagt er, der Law hätte gleich daraus sehen kön- nen, daß es impracticable mit Zetteln im commercio fortzukommen, weil er auf viele fourberien dencken müssen, daß die Leute das Geld von sich gegeben, denn da hat er denen Leuten viel weiß gemacht, von einem fremden Lande, und haben sich die Frantzosen sehr prostituiret, daß sie sich so betrügen lassen; Es hat freylich mancher profit dabey gemachet, und wenn niemand kauffen wollen, hat er selbst vor etliche Millionen ge- kaufft, damit er die Leute encouragirt. Die Leute aber wollten das Geld nicht gerne weggeben; Wenn einer gleich eine Million an Zetteln hat, so ist er doch in Furcht, daß ein Herr kommt, der alles über den Hauf- fen wirfft, wie es denn auch in Franckreich geschehen, und ist mancher zum * Dieser Law ist aus Engeland bürtig, ein Goldschmids Sohn, homo omnium temporum; Er accommodirt sich nach einer jeden Religion, er hat keine Frau, sondern nur eine Maitresse, mit welcher er etliche Kinder gezeugt. Sein project hat er schon 1703. in Engeland dem Parlament übergeben, welches auch darauf reflectirt, aber wie er den fameusen Wildson erstochen, muste er sich retiriren, darauf gieng er nach Holland, und wollte denen Holländern ei- nen Weg zeigen, wie sie aus allen ihren Schulden loßkommen könnten. Wie aber die Holländer ihn nicht hören wollten, gieng er nach Franckreich, da- selbst fand er den Regenten, welcher sein project approbirte, weil er gerne wollte Geld machen. Wie es in Franckreich nicht mehr gehen wollte, gieng er nach Venedig, suchte an, ein nobili di Venetia zu werden. Die Venetia- ner aber wollten ihn nicht hören. Er wäre gern nach Rom gegangen, aber er trauete nicht, weil man ihn alsdenn im Verdacht haben möchte, als hien- ge er dem Praetendenten an, und er wollte doch gerne pardon haben, um wieder nach Engeland zu kommen. Daher gieng er nach Dännemarck, wo- selbst man ihn grosse caressen gemacht, und vermeynet, er solle sein Geld dahin ziehen. In Engeland aber bekam er pardon, daher gieng er nach Hause. Unterdessen hat er doch in der Welt ein grosses Aufsehen gemacht, und findet man auch in seinem tractat viele gute Sachen. U u 2
circa commercia & rem monetariam. der fameuſe Law in ſeinem tract. Conſideration ſur le commerce & ſurl’argent, man koͤnnte das Geld im commercio miſſen, und nur mit billets handeln. Lock hat ſchon eine diſſertation de nummo in Engliſcher Spra- che geſchrieben, woraus Law vieles genommen, aber auch etwas dazu gethan, und ihn refutirt.* Er ſahe, daß man mit Wechſeln gut reuſſirte, alſo meynte er mit denen billets muͤſſe es auch ſo gehen, und ſagte: Im Handel und Wandel brauche man kein Geld, ſondern das publicum muͤſſe ſolches haben, das iſt eben die intention beym actien-Handel ge- weſen. Branchu, ein Frantzoß, der ſich aber in Holland aufhaͤlt, ein guter Freund von dem Bynckershoeck hat obſervat. ad Ius Rom. geſchrie- ben, und hat in Decade 2. einen diſcurſum politicum, von dem Law mit einflieſſen laſſen, daſelbſt ſagt er, der Law haͤtte gleich daraus ſehen koͤn- nen, daß es impracticable mit Zetteln im commercio fortzukommen, weil er auf viele fourberien dencken muͤſſen, daß die Leute das Geld von ſich gegeben, denn da hat er denen Leuten viel weiß gemacht, von einem fremden Lande, und haben ſich die Frantzoſen ſehr proſtituiret, daß ſie ſich ſo betruͤgen laſſen; Es hat freylich mancher profit dabey gemachet, und wenn niemand kauffen wollen, hat er ſelbſt vor etliche Millionen ge- kaufft, damit er die Leute encouragirt. Die Leute aber wollten das Geld nicht gerne weggeben; Wenn einer gleich eine Million an Zetteln hat, ſo iſt er doch in Furcht, daß ein Herr kommt, der alles uͤber den Hauf- fen wirfft, wie es denn auch in Franckreich geſchehen, und iſt mancher zum * Dieſer Law iſt aus Engeland buͤrtig, ein Goldſchmids Sohn, homo omnium temporum; Er accommodirt ſich nach einer jeden Religion, er hat keine Frau, ſondern nur eine Maitreſſe, mit welcher er etliche Kinder gezeugt. Sein project hat er ſchon 1703. in Engeland dem Parlament uͤbergeben, welches auch darauf reflectirt, aber wie er den fameuſen Wildſon erſtochen, muſte er ſich retiriren, darauf gieng er nach Holland, und wollte denen Hollaͤndern ei- nen Weg zeigen, wie ſie aus allen ihren Schulden loßkommen koͤnnten. Wie aber die Hollaͤnder ihn nicht hoͤren wollten, gieng er nach Franckreich, da- ſelbſt fand er den Regenten, welcher ſein project approbirte, weil er gerne wollte Geld machen. Wie es in Franckreich nicht mehr gehen wollte, gieng er nach Venedig, ſuchte an, ein nobili di Venetia zu werden. Die Venetia- ner aber wollten ihn nicht hoͤren. Er waͤre gern nach Rom gegangen, aber er trauete nicht, weil man ihn alsdenn im Verdacht haben moͤchte, als hien- ge er dem Prætendenten an, und er wollte doch gerne pardon haben, um wieder nach Engeland zu kommen. Daher gieng er nach Daͤnnemarck, wo- ſelbſt man ihn groſſe careſſen gemacht, und vermeynet, er ſolle ſein Geld dahin ziehen. In Engeland aber bekam er pardon, daher gieng er nach Hauſe. Unterdeſſen hat er doch in der Welt ein groſſes Aufſehen gemacht, und findet man auch in ſeinem tractat viele gute Sachen. U u 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0359" n="339"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">circa commercia & rem monetariam.</hi></fw><lb/> der <hi rendition="#aq">fameuſe Law</hi> in ſeinem <hi rendition="#aq">tract. Conſideration ſur le commerce & ſur<lb/> l’argent,</hi> man koͤnnte das Geld im <hi rendition="#aq">commercio</hi> miſſen, und nur mit <hi rendition="#aq">billets</hi><lb/> handeln. <hi rendition="#aq">Lock</hi> hat ſchon eine <hi rendition="#aq">diſſertation de nummo</hi> in Engliſcher Spra-<lb/> che geſchrieben, woraus <hi rendition="#aq">Law</hi> vieles genommen, aber auch etwas dazu<lb/> gethan, und ihn <hi rendition="#aq">refuti</hi>rt.<note place="foot" n="*">Dieſer <hi rendition="#aq">Law</hi> iſt aus Engeland buͤrtig, ein Goldſchmids Sohn, <hi rendition="#aq">homo omnium</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">temporum;</hi> Er <hi rendition="#aq">accommodi</hi>rt ſich nach einer jeden Religion, er hat keine<lb/> Frau, ſondern nur eine <hi rendition="#aq">Maitreſſe,</hi> mit welcher er etliche Kinder gezeugt. Sein<lb/><hi rendition="#aq">project</hi> hat er ſchon 1703. in Engeland dem Parlament uͤbergeben, welches<lb/> auch darauf <hi rendition="#aq">reflecti</hi>rt, aber wie er den <hi rendition="#aq">fameuſ</hi>en <hi rendition="#aq">Wildſon</hi> erſtochen, muſte er<lb/> ſich <hi rendition="#aq">retiri</hi>ren, darauf gieng er nach Holland, und wollte denen Hollaͤndern ei-<lb/> nen Weg zeigen, wie ſie aus allen ihren Schulden loßkommen koͤnnten. Wie<lb/> aber die Hollaͤnder ihn nicht hoͤren wollten, gieng er nach Franckreich, da-<lb/> ſelbſt fand er den Regenten, welcher ſein <hi rendition="#aq">project approbi</hi>rte, weil er gerne<lb/> wollte Geld machen. Wie es in Franckreich nicht mehr gehen wollte, gieng<lb/> er nach Venedig, ſuchte an, ein <hi rendition="#aq">nobili di Venetia</hi> zu werden. Die Venetia-<lb/> ner aber wollten ihn nicht hoͤren. Er waͤre gern nach Rom gegangen, aber<lb/> er trauete nicht, weil man ihn alsdenn im Verdacht haben moͤchte, als hien-<lb/> ge er dem <hi rendition="#aq">Prætendent</hi>en an, und er wollte doch gerne <hi rendition="#aq">pardon</hi> haben, um<lb/> wieder nach Engeland zu kommen. Daher gieng er nach Daͤnnemarck, wo-<lb/> ſelbſt man ihn groſſe <hi rendition="#aq">careſſ</hi>en gemacht, und vermeynet, er ſolle ſein Geld<lb/> dahin ziehen. In Engeland aber bekam er <hi rendition="#aq">pardon,</hi> daher gieng er nach<lb/> Hauſe. Unterdeſſen hat er doch in der Welt ein groſſes Aufſehen gemacht,<lb/> und findet man auch in ſeinem <hi rendition="#aq">tractat</hi> viele gute Sachen.</hi></note> Er ſahe, daß man mit Wechſeln gut <hi rendition="#aq">reuſſi</hi>rte,<lb/> alſo meynte er mit denen <hi rendition="#aq">billets</hi> muͤſſe es auch ſo gehen, und ſagte: Im<lb/> Handel und Wandel brauche man kein Geld, ſondern das <hi rendition="#aq">publicum</hi><lb/> muͤſſe ſolches haben, das iſt eben die <hi rendition="#aq">intention</hi> beym <hi rendition="#aq">acti</hi>en-Handel ge-<lb/> weſen. <hi rendition="#aq">Branchu,</hi> ein Frantzoß, der ſich aber in Holland aufhaͤlt, ein<lb/> guter Freund von dem <hi rendition="#aq">Bynckershoeck</hi> hat <hi rendition="#aq">obſervat. ad Ius Rom.</hi> geſchrie-<lb/> ben, und hat in <hi rendition="#aq">Decade</hi> 2. einen <hi rendition="#aq">diſcurſum politicum,</hi> von dem <hi rendition="#aq">Law</hi> mit<lb/> einflieſſen laſſen, daſelbſt ſagt er, der <hi rendition="#aq">Law</hi> haͤtte gleich daraus ſehen koͤn-<lb/> nen, daß es <hi rendition="#aq">impracticable</hi> mit Zetteln im <hi rendition="#aq">commercio</hi> fortzukommen,<lb/> weil er auf viele <hi rendition="#aq">fourberi</hi>en dencken muͤſſen, daß die Leute das Geld von<lb/> ſich gegeben, denn da hat er denen Leuten viel weiß gemacht, von einem<lb/> fremden Lande, und haben ſich die Frantzoſen ſehr <hi rendition="#aq">proſtitui</hi>ret, daß ſie<lb/> ſich ſo betruͤgen laſſen; Es hat freylich mancher <hi rendition="#aq">profit</hi> dabey gemachet,<lb/> und wenn niemand kauffen wollen, hat er ſelbſt vor etliche Millionen ge-<lb/> kaufft, damit er die Leute <hi rendition="#aq">encouragi</hi>rt. Die Leute aber wollten das Geld<lb/> nicht gerne weggeben; Wenn einer gleich eine Million an Zetteln hat,<lb/> ſo iſt er doch in Furcht, daß ein Herr kommt, der alles uͤber den Hauf-<lb/> fen wirfft, wie es denn auch in Franckreich geſchehen, und iſt mancher<lb/> <fw place="bottom" type="sig">U u 2</fw><fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [339/0359]
circa commercia & rem monetariam.
der fameuſe Law in ſeinem tract. Conſideration ſur le commerce & ſur
l’argent, man koͤnnte das Geld im commercio miſſen, und nur mit billets
handeln. Lock hat ſchon eine diſſertation de nummo in Engliſcher Spra-
che geſchrieben, woraus Law vieles genommen, aber auch etwas dazu
gethan, und ihn refutirt. * Er ſahe, daß man mit Wechſeln gut reuſſirte,
alſo meynte er mit denen billets muͤſſe es auch ſo gehen, und ſagte: Im
Handel und Wandel brauche man kein Geld, ſondern das publicum
muͤſſe ſolches haben, das iſt eben die intention beym actien-Handel ge-
weſen. Branchu, ein Frantzoß, der ſich aber in Holland aufhaͤlt, ein
guter Freund von dem Bynckershoeck hat obſervat. ad Ius Rom. geſchrie-
ben, und hat in Decade 2. einen diſcurſum politicum, von dem Law mit
einflieſſen laſſen, daſelbſt ſagt er, der Law haͤtte gleich daraus ſehen koͤn-
nen, daß es impracticable mit Zetteln im commercio fortzukommen,
weil er auf viele fourberien dencken muͤſſen, daß die Leute das Geld von
ſich gegeben, denn da hat er denen Leuten viel weiß gemacht, von einem
fremden Lande, und haben ſich die Frantzoſen ſehr proſtituiret, daß ſie
ſich ſo betruͤgen laſſen; Es hat freylich mancher profit dabey gemachet,
und wenn niemand kauffen wollen, hat er ſelbſt vor etliche Millionen ge-
kaufft, damit er die Leute encouragirt. Die Leute aber wollten das Geld
nicht gerne weggeben; Wenn einer gleich eine Million an Zetteln hat,
ſo iſt er doch in Furcht, daß ein Herr kommt, der alles uͤber den Hauf-
fen wirfft, wie es denn auch in Franckreich geſchehen, und iſt mancher
zum
* Dieſer Law iſt aus Engeland buͤrtig, ein Goldſchmids Sohn, homo omnium
temporum; Er accommodirt ſich nach einer jeden Religion, er hat keine
Frau, ſondern nur eine Maitreſſe, mit welcher er etliche Kinder gezeugt. Sein
project hat er ſchon 1703. in Engeland dem Parlament uͤbergeben, welches
auch darauf reflectirt, aber wie er den fameuſen Wildſon erſtochen, muſte er
ſich retiriren, darauf gieng er nach Holland, und wollte denen Hollaͤndern ei-
nen Weg zeigen, wie ſie aus allen ihren Schulden loßkommen koͤnnten. Wie
aber die Hollaͤnder ihn nicht hoͤren wollten, gieng er nach Franckreich, da-
ſelbſt fand er den Regenten, welcher ſein project approbirte, weil er gerne
wollte Geld machen. Wie es in Franckreich nicht mehr gehen wollte, gieng
er nach Venedig, ſuchte an, ein nobili di Venetia zu werden. Die Venetia-
ner aber wollten ihn nicht hoͤren. Er waͤre gern nach Rom gegangen, aber
er trauete nicht, weil man ihn alsdenn im Verdacht haben moͤchte, als hien-
ge er dem Prætendenten an, und er wollte doch gerne pardon haben, um
wieder nach Engeland zu kommen. Daher gieng er nach Daͤnnemarck, wo-
ſelbſt man ihn groſſe careſſen gemacht, und vermeynet, er ſolle ſein Geld
dahin ziehen. In Engeland aber bekam er pardon, daher gieng er nach
Hauſe. Unterdeſſen hat er doch in der Welt ein groſſes Aufſehen gemacht,
und findet man auch in ſeinem tractat viele gute Sachen.
U u 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |