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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
Die Seide ist nun wohl nicht so gut als die andere, sie können aber
doch selbige zum Boden brauchen. Man hat hier die Memoires des
Sully zu lesen, welcher ein grosser Financier zu Zeiten Henrici IV. gewe-
sen. In denen vielen manufacturen bestehet die force von Franckreich
und thun ihre ingenieusen Erfindungen viel hiebey. Bey andern Leuten
sind die changements ein Fehler, aber bey ihnen nicht: denn alle natio-
nes
werden dadurch allicirt, und die aus Franckreich zurück kommen,
sehen viel commodite bey den Sachen, und lassen immer noch etwas
heraus schicken. Mancher denckt, es sey kein Schuh commoder, als
der in Paris gemacht. Manche lassen alle ihre Feder-Messer aus Franck-
reich bringen. Nach Henrico IV. sind nun die manufacturen in einen
weit bessern Zustand kommen, und hat man viele hundert andere dazu
gethan, sonderlich zu Colberts Zeiten, der hat alles erhöhet. Franck-
reich hat nur Eisen und Bley, aber kein Gold, Silber, Zinn, Kupffer,
daher würde es schlecht zurechte kommen, wenn es nicht die manufacturen
hätte. Schöne Früchte haben sie, auch Glaß, welches aber alles nichts
gegen die manufacturen. Man muß beständig darauf bedacht seyn,
wie die manufacturen können conserviret und augiret werden, darzu kan
man allerhand Mittel gebrauchen. Subito können freylich die manu-
factur
en nicht etabliret werden. Es ist in antecedenti erinnert worden,
was Henricus IV. vor Anstalten gemacht; Er hat 1) lassen die Leute
Künste lernen, 2) hat er nach denen Materialien getrachtet, nicht nur
dieselben aus andern Landen herbey zu holen, sondern auch in seinen ei-
genen Landen zu haben. Am besten ist es, wenn man alle Materialien
im Lande hat. Aber, wo es nicht seyn kan, muß man freylich bedacht
seyn, dieselben wo anders herzuholen. Die Holländer haben keine
Wolle, und machen doch die schönsten Tücher. Will man sie daran hin-
dern, so muß man verbieten, daß ihnen keine Wolle zugeführet wird. Die
Engeländer und Frantzosen geben ihnen auch keine mehr, aber die Spanier.
Drum sind diese eben so sehr zu blamiren, daß sie so schöne Wolle in ih-
rem Lande haben und dieselbe nicht verbrauchen. Es ist nicht genug, daß
ich sage: ich will allerhand schöne Tücher machen, ich muß auch sehen,
wo ich die Wolle herbekomme. Wir Teutschen haben Wolle, und ver-
kauffen dieselbe an die Holländer, welche solche mit der Spanischen
Wolle meliren, und schöne Tücher daraus fabriciren, das könnten wir
ja eben so wohl thun, wenn wir uns nur wollten recht appliciren. Die
Sperrung der Wolle in denen Brandenburgischen Landen thut auch den
Holländern viel Schaden, weil sonst viele Pommerische Wolle nach
Holland kommen. Es ist nicht genug, das ich merces habe, die Leute

müssen

circa commercia & rem monetariam.
Die Seide iſt nun wohl nicht ſo gut als die andere, ſie koͤnnen aber
doch ſelbige zum Boden brauchen. Man hat hier die Memoires des
Sully zu leſen, welcher ein groſſer Financier zu Zeiten Henrici IV. gewe-
ſen. In denen vielen manufacturen beſtehet die force von Franckreich
und thun ihre ingenieuſen Erfindungen viel hiebey. Bey andern Leuten
ſind die changements ein Fehler, aber bey ihnen nicht: denn alle natio-
nes
werden dadurch allicirt, und die aus Franckreich zuruͤck kommen,
ſehen viel commodité bey den Sachen, und laſſen immer noch etwas
heraus ſchicken. Mancher denckt, es ſey kein Schuh commoder, als
der in Paris gemacht. Manche laſſen alle ihre Feder-Meſſer aus Franck-
reich bringen. Nach Henrico IV. ſind nun die manufacturen in einen
weit beſſern Zuſtand kommen, und hat man viele hundert andere dazu
gethan, ſonderlich zu Colberts Zeiten, der hat alles erhoͤhet. Franck-
reich hat nur Eiſen und Bley, aber kein Gold, Silber, Zinn, Kupffer,
daher wuͤrde es ſchlecht zurechte kommen, wenn es nicht die manufacturen
haͤtte. Schoͤne Fruͤchte haben ſie, auch Glaß, welches aber alles nichts
gegen die manufacturen. Man muß beſtaͤndig darauf bedacht ſeyn,
wie die manufacturen koͤnnen conſerviret und augiret werden, darzu kan
man allerhand Mittel gebrauchen. Subito koͤnnen freylich die manu-
factur
en nicht etabliret werden. Es iſt in antecedenti erinnert worden,
was Henricus IV. vor Anſtalten gemacht; Er hat 1) laſſen die Leute
Kuͤnſte lernen, 2) hat er nach denen Materialien getrachtet, nicht nur
dieſelben aus andern Landen herbey zu holen, ſondern auch in ſeinen ei-
genen Landen zu haben. Am beſten iſt es, wenn man alle Materialien
im Lande hat. Aber, wo es nicht ſeyn kan, muß man freylich bedacht
ſeyn, dieſelben wo anders herzuholen. Die Hollaͤnder haben keine
Wolle, und machen doch die ſchoͤnſten Tuͤcher. Will man ſie daran hin-
dern, ſo muß man verbieten, daß ihnen keine Wolle zugefuͤhret wird. Die
Engelaͤnder und Frantzoſen geben ihnen auch keine mehr, aber die Spanier.
Drum ſind dieſe eben ſo ſehr zu blamiren, daß ſie ſo ſchoͤne Wolle in ih-
rem Lande haben und dieſelbe nicht verbrauchen. Es iſt nicht genug, daß
ich ſage: ich will allerhand ſchoͤne Tuͤcher machen, ich muß auch ſehen,
wo ich die Wolle herbekomme. Wir Teutſchen haben Wolle, und ver-
kauffen dieſelbe an die Hollaͤnder, welche ſolche mit der Spaniſchen
Wolle meliren, und ſchoͤne Tuͤcher daraus fabriciren, das koͤnnten wir
ja eben ſo wohl thun, wenn wir uns nur wollten recht appliciren. Die
Sperrung der Wolle in denen Brandenburgiſchen Landen thut auch den
Hollaͤndern viel Schaden, weil ſonſt viele Pommeriſche Wolle nach
Holland kommen. Es iſt nicht genug, das ich merces habe, die Leute

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[335/0355] circa commercia & rem monetariam. Die Seide iſt nun wohl nicht ſo gut als die andere, ſie koͤnnen aber doch ſelbige zum Boden brauchen. Man hat hier die Memoires des Sully zu leſen, welcher ein groſſer Financier zu Zeiten Henrici IV. gewe- ſen. In denen vielen manufacturen beſtehet die force von Franckreich und thun ihre ingenieuſen Erfindungen viel hiebey. Bey andern Leuten ſind die changements ein Fehler, aber bey ihnen nicht: denn alle natio- nes werden dadurch allicirt, und die aus Franckreich zuruͤck kommen, ſehen viel commodité bey den Sachen, und laſſen immer noch etwas heraus ſchicken. Mancher denckt, es ſey kein Schuh commoder, als der in Paris gemacht. Manche laſſen alle ihre Feder-Meſſer aus Franck- reich bringen. Nach Henrico IV. ſind nun die manufacturen in einen weit beſſern Zuſtand kommen, und hat man viele hundert andere dazu gethan, ſonderlich zu Colberts Zeiten, der hat alles erhoͤhet. Franck- reich hat nur Eiſen und Bley, aber kein Gold, Silber, Zinn, Kupffer, daher wuͤrde es ſchlecht zurechte kommen, wenn es nicht die manufacturen haͤtte. Schoͤne Fruͤchte haben ſie, auch Glaß, welches aber alles nichts gegen die manufacturen. Man muß beſtaͤndig darauf bedacht ſeyn, wie die manufacturen koͤnnen conſerviret und augiret werden, darzu kan man allerhand Mittel gebrauchen. Subito koͤnnen freylich die manu- facturen nicht etabliret werden. Es iſt in antecedenti erinnert worden, was Henricus IV. vor Anſtalten gemacht; Er hat 1) laſſen die Leute Kuͤnſte lernen, 2) hat er nach denen Materialien getrachtet, nicht nur dieſelben aus andern Landen herbey zu holen, ſondern auch in ſeinen ei- genen Landen zu haben. Am beſten iſt es, wenn man alle Materialien im Lande hat. Aber, wo es nicht ſeyn kan, muß man freylich bedacht ſeyn, dieſelben wo anders herzuholen. Die Hollaͤnder haben keine Wolle, und machen doch die ſchoͤnſten Tuͤcher. Will man ſie daran hin- dern, ſo muß man verbieten, daß ihnen keine Wolle zugefuͤhret wird. Die Engelaͤnder und Frantzoſen geben ihnen auch keine mehr, aber die Spanier. Drum ſind dieſe eben ſo ſehr zu blamiren, daß ſie ſo ſchoͤne Wolle in ih- rem Lande haben und dieſelbe nicht verbrauchen. Es iſt nicht genug, daß ich ſage: ich will allerhand ſchoͤne Tuͤcher machen, ich muß auch ſehen, wo ich die Wolle herbekomme. Wir Teutſchen haben Wolle, und ver- kauffen dieſelbe an die Hollaͤnder, welche ſolche mit der Spaniſchen Wolle meliren, und ſchoͤne Tuͤcher daraus fabriciren, das koͤnnten wir ja eben ſo wohl thun, wenn wir uns nur wollten recht appliciren. Die Sperrung der Wolle in denen Brandenburgiſchen Landen thut auch den Hollaͤndern viel Schaden, weil ſonſt viele Pommeriſche Wolle nach Holland kommen. Es iſt nicht genug, das ich merces habe, die Leute muͤſſen

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/355>, abgerufen am 27.11.2024.