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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
Er gieng nach America, und wollte Hispaniola wegnehmen, hätte es
auch bald bekommen. Jamaica aber nahmen sie doch weg. Wenn auch
an einem Orte keine Flüsse sind, so thut doch bisweilen die correspon-
dence
viel, als wie in Leipzig, das liegt fast mitten in Teutschland, und
ist der Stapel da. Also können auch da commercia floriren. Nichts
weniger aber befördert die commercia als die artefacta. Die Hollän-
der ziehen aus Ost-Indien wenig, das meiste aber haben sie von manu-
factu
ren, denn die Holländer haben zwey arcana 1) daß sie den Stapel
haben von allen rohen Waaren, 2) holen sie alle materialia herbey,
woraus sie allerhand fabriciren. Wer einen discours von denen com-
merciis
überhaupt, und ins besondere von dem Holländischen commer-
cio
lesen will, kan lesen tractat. le grand Tressor historique, & Politique
du florisant commerce des Hollandois.
Es ist in Pariß gedruckt, und
in Holland nachgedruckt worden, er hat solches dem Dauphin, des Her-
tzogs von Burgund Vater vorgelesen, und schreibt unvergleichlich. Man
siehet, daß er ein penetranter Mann muß gewesen seyn, der nicht allein
sacra verstanden, sondern auch in politicis ultra sortem vulgarem versirt
gewesen. Er hat auch von dem commercio der Alten geschrieben, wel-
ches ein hochgelehrtes Buch ist, und hat er in demselben denen Frantzo-
sen die Meynung brav gesagt. Er hat auch gemeynet, das sey beata
respublica,
welche an der See läge. Er hat das Wort beata so genom-
men, wie man es jetzo nimmt, nemlich ratione defensionis und commer-
ciorum. Iean de Witte,
welcher Grand Pensionaire in Holland gewesen,
hat politische Gronden geschrieben, welche man Frantzösisch, Hollän-
disch und Teutsch hat. (Die Teutsche edition ist anno 1671. und sind
seine Summarien dabey) Huetius lobt das Buch, und sagt: Es wäre
noch kein Buch vom commercio so geschrieben worden, in diesem tractat
sagt er: Es wäre ein Land am glücklichsten, wenn es mit Wasser um-
geben, und nur mit Schiffen dürffe defendiret werden. Er hat auch
willens gehabt, daß ein Canal solle gezogen werden, damit Holland gantz
mit Wasser umgeben sey. Wie die Kriege zu Lande denen Holländern
viel Geld gekostet, sie schlugen ihn aber in einem Tumult den Kopff ab:
Denn die Printzen von Oranien sind Generals, hätte man aber nur ei-
ne Flotte nöthig gehabt, so hätten sie ihr commando verlohren, deßwe-
gen legten sie sich dawider.

§. 3-6. Hat man nun einen locum, so entstehet die Frage: WieWas und wie
viel Leute zum
commercio
erfordert wer-
den?

viel man Leute haben müsse? Iean de Witt hat hier ein gemeines praeju-
dicium
übern Hauffen geworffen; Denn man meynte, es müste conve-
niens numerus
seyn. Das ist gar nicht nöthig, sondern je mehr Leute

da
S s

circa commercia & rem monetariam.
Er gieng nach America, und wollte Hiſpaniola wegnehmen, haͤtte es
auch bald bekommen. Jamaica aber nahmen ſie doch weg. Wenn auch
an einem Orte keine Fluͤſſe ſind, ſo thut doch bisweilen die correſpon-
dence
viel, als wie in Leipzig, das liegt faſt mitten in Teutſchland, und
iſt der Stapel da. Alſo koͤnnen auch da commercia floriren. Nichts
weniger aber befoͤrdert die commercia als die artefacta. Die Hollaͤn-
der ziehen aus Oſt-Indien wenig, das meiſte aber haben ſie von manu-
factu
ren, denn die Hollaͤnder haben zwey arcana 1) daß ſie den Stapel
haben von allen rohen Waaren, 2) holen ſie alle materialia herbey,
woraus ſie allerhand fabriciren. Wer einen diſcours von denen com-
merciis
uͤberhaupt, und ins beſondere von dem Hollaͤndiſchen commer-
cio
leſen will, kan leſen tractat. le grand Treſſor hiſtorique, & Politique
du floriſant commerce des Hollandois.
Es iſt in Pariß gedruckt, und
in Holland nachgedruckt worden, er hat ſolches dem Dauphin, des Her-
tzogs von Burgund Vater vorgeleſen, und ſchreibt unvergleichlich. Man
ſiehet, daß er ein penetranter Mann muß geweſen ſeyn, der nicht allein
ſacra verſtanden, ſondern auch in politicis ultra ſortem vulgarem verſirt
geweſen. Er hat auch von dem commercio der Alten geſchrieben, wel-
ches ein hochgelehrtes Buch iſt, und hat er in demſelben denen Frantzo-
ſen die Meynung brav geſagt. Er hat auch gemeynet, das ſey beata
respublica,
welche an der See laͤge. Er hat das Wort beata ſo genom-
men, wie man es jetzo nimmt, nemlich ratione defenſionis und commer-
ciorum. Iean de Witte,
welcher Grand Penſionaire in Holland geweſen,
hat politiſche Gronden geſchrieben, welche man Frantzoͤſiſch, Hollaͤn-
diſch und Teutſch hat. (Die Teutſche edition iſt anno 1671. und ſind
ſeine Summarien dabey) Huetius lobt das Buch, und ſagt: Es waͤre
noch kein Buch vom commercio ſo geſchrieben worden, in dieſem tractat
ſagt er: Es waͤre ein Land am gluͤcklichſten, wenn es mit Waſſer um-
geben, und nur mit Schiffen duͤrffe defendiret werden. Er hat auch
willens gehabt, daß ein Canal ſolle gezogen werden, damit Holland gantz
mit Waſſer umgeben ſey. Wie die Kriege zu Lande denen Hollaͤndern
viel Geld gekoſtet, ſie ſchlugen ihn aber in einem Tumult den Kopff ab:
Denn die Printzen von Oranien ſind Generals, haͤtte man aber nur ei-
ne Flotte noͤthig gehabt, ſo haͤtten ſie ihr commando verlohren, deßwe-
gen legten ſie ſich dawider.

§. 3-6. Hat man nun einen locum, ſo entſtehet die Frage: WieWas und wie
viel Leute zum
commercio
erfordert wer-
den?

viel man Leute haben muͤſſe? Iean de Witt hat hier ein gemeines præju-
dicium
uͤbern Hauffen geworffen; Denn man meynte, es muͤſte conve-
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ſeyn. Das iſt gar nicht noͤthig, ſondern je mehr Leute

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[321/0341] circa commercia & rem monetariam. Er gieng nach America, und wollte Hiſpaniola wegnehmen, haͤtte es auch bald bekommen. Jamaica aber nahmen ſie doch weg. Wenn auch an einem Orte keine Fluͤſſe ſind, ſo thut doch bisweilen die correſpon- dence viel, als wie in Leipzig, das liegt faſt mitten in Teutſchland, und iſt der Stapel da. Alſo koͤnnen auch da commercia floriren. Nichts weniger aber befoͤrdert die commercia als die artefacta. Die Hollaͤn- der ziehen aus Oſt-Indien wenig, das meiſte aber haben ſie von manu- facturen, denn die Hollaͤnder haben zwey arcana 1) daß ſie den Stapel haben von allen rohen Waaren, 2) holen ſie alle materialia herbey, woraus ſie allerhand fabriciren. Wer einen diſcours von denen com- merciis uͤberhaupt, und ins beſondere von dem Hollaͤndiſchen commer- cio leſen will, kan leſen tractat. le grand Treſſor hiſtorique, & Politique du floriſant commerce des Hollandois. Es iſt in Pariß gedruckt, und in Holland nachgedruckt worden, er hat ſolches dem Dauphin, des Her- tzogs von Burgund Vater vorgeleſen, und ſchreibt unvergleichlich. Man ſiehet, daß er ein penetranter Mann muß geweſen ſeyn, der nicht allein ſacra verſtanden, ſondern auch in politicis ultra ſortem vulgarem verſirt geweſen. Er hat auch von dem commercio der Alten geſchrieben, wel- ches ein hochgelehrtes Buch iſt, und hat er in demſelben denen Frantzo- ſen die Meynung brav geſagt. Er hat auch gemeynet, das ſey beata respublica, welche an der See laͤge. Er hat das Wort beata ſo genom- men, wie man es jetzo nimmt, nemlich ratione defenſionis und commer- ciorum. Iean de Witte, welcher Grand Penſionaire in Holland geweſen, hat politiſche Gronden geſchrieben, welche man Frantzoͤſiſch, Hollaͤn- diſch und Teutſch hat. (Die Teutſche edition iſt anno 1671. und ſind ſeine Summarien dabey) Huetius lobt das Buch, und ſagt: Es waͤre noch kein Buch vom commercio ſo geſchrieben worden, in dieſem tractat ſagt er: Es waͤre ein Land am gluͤcklichſten, wenn es mit Waſſer um- geben, und nur mit Schiffen duͤrffe defendiret werden. Er hat auch willens gehabt, daß ein Canal ſolle gezogen werden, damit Holland gantz mit Waſſer umgeben ſey. Wie die Kriege zu Lande denen Hollaͤndern viel Geld gekoſtet, ſie ſchlugen ihn aber in einem Tumult den Kopff ab: Denn die Printzen von Oranien ſind Generals, haͤtte man aber nur ei- ne Flotte noͤthig gehabt, ſo haͤtten ſie ihr commando verlohren, deßwe- gen legten ſie ſich dawider. §. 3-6. Hat man nun einen locum, ſo entſtehet die Frage: Wie viel man Leute haben muͤſſe? Iean de Witt hat hier ein gemeines præju- dicium uͤbern Hauffen geworffen; Denn man meynte, es muͤſte conve- niens numerus ſeyn. Das iſt gar nicht noͤthig, ſondern je mehr Leute da Was und wie viel Leute zum commercio erfordert wer- den? S s

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/341>, abgerufen am 24.11.2024.