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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
und alles wohlfeiler gegeben. Diese exempla muß man wohl behalten;
Denn dadurch ziele ich auf das, was ich in mente habe, nemlich daß
die commercia durch imposten ruiniret werden. Durch die accise wird
so gar der luxus befördert. Man lässet alle Waaren passiren, so einen
luxum verursachen, und will dieselben nicht verbiethen, weil dem Herrn
die accise abgehet. Je mehr verzehret wird, je mehr trägt es dem Herrn
ein. Die Leute sind wie die Kinder, ob sie gleich sehen, daß die Waa-
ren ad luxum dienen, und sie solche könnten missen, so kauffen sie diesel-
ben doch. Des Tenzels seine Gold-Grube ist auch refutiret worden.
Das andere Buch aber, so einer von meinen Zuhörern geschrieben, me-
riti
ret gelesen zu werden, weil man sehen kan, wie er sich bemühet, die
dubia zu heben. Vauban aber hat auch gemeynet, daß viele dubia blie-
ben, daher hat er in seinem Disme Royal einen andern Vorschlag ge-
than. Er sagt: Einmahl müsse zum fundament gelegt werden, daß man
die proportion nicht besser observiren könne, als wenn ein jeder müsse
contribuiren, gleichwie man auch dieses in allen wohl eingerichteten Re-
publiquen observiret, als in Venedig, woselbst so gar auch die nobiles
contribui
ren. Niemand kan sich beschweren, denn alle geniessen proje-
ction. Cessat invidia, cessat onus in plebem solum devolvendum.
Her-
nach sagt er, daß als er durch gantz Franckreich gereiset, so habe er ob-
servi
ret, daß man denen Geistlichen den Zehenden gegeben, und niemand
murre darüber. Ein jeder wird leicht begreiffen, daß wenn er nur den
zehenden Theil von seinen revenüen giebt, und er noch neun übrig behält,
solches nicht viel ausmacht, deßwegen wird er gern den zehenden Groschen,
die zehende Garbe, das zehende Kalb geben. Nun, sagt Vauban, ist be-
kannt, daß die reges, die principes müssen collecten haben, also wäre
am besten, wenn er eine solche proportion observiret, daß er sich decimam
partem
von allen fructibus geben liesse, alsdenn würde kein Mensch mur-
ren, und wäre solches fast eine proportio arithmetica, daher keiner sagen
könne, daß er zu viel gäbe. Man möchte nun den decimam partem an-
sehen en gros, oder ins besondere, so habe er keine incommodite. Er sagt
ferner, alle imposten müssen denn so angestellet werden; Die domainen
aber, so der König habe, könne er behalten, und verpachten, so hoch er
wollte. Vauban hat einen Uberschlag gemacht, und gefunden, daß wenn
auch alle imposten abgeschaffet würden, denn habe der König doch durch
den Zehenden mehr revenüen, als von denen imposten. Denn Vauban
war ein honette homme, der auch auf den Nutzen des Volcks gesehen;
ob er gleich sonst nicht von höher extraction gewesen, so ist er doch durch
seine meriten gestiegen, daß er Marchall von Franckreich worden. Die

Doctrin

Cap. V. De prudentia
und alles wohlfeiler gegeben. Dieſe exempla muß man wohl behalten;
Denn dadurch ziele ich auf das, was ich in mente habe, nemlich daß
die commercia durch impoſten ruiniret werden. Durch die acciſe wird
ſo gar der luxus befoͤrdert. Man laͤſſet alle Waaren paſſiren, ſo einen
luxum verurſachen, und will dieſelben nicht verbiethen, weil dem Herrn
die acciſe abgehet. Je mehr verzehret wird, je mehr traͤgt es dem Herrn
ein. Die Leute ſind wie die Kinder, ob ſie gleich ſehen, daß die Waa-
ren ad luxum dienen, und ſie ſolche koͤnnten miſſen, ſo kauffen ſie dieſel-
ben doch. Des Tenzels ſeine Gold-Grube iſt auch refutiret worden.
Das andere Buch aber, ſo einer von meinen Zuhoͤrern geſchrieben, me-
riti
ret geleſen zu werden, weil man ſehen kan, wie er ſich bemuͤhet, die
dubia zu heben. Vauban aber hat auch gemeynet, daß viele dubia blie-
ben, daher hat er in ſeinem Diſme Royal einen andern Vorſchlag ge-
than. Er ſagt: Einmahl muͤſſe zum fundament gelegt werden, daß man
die proportion nicht beſſer obſerviren koͤnne, als wenn ein jeder muͤſſe
contribuiren, gleichwie man auch dieſes in allen wohl eingerichteten Re-
publiquen obſerviret, als in Venedig, woſelbſt ſo gar auch die nobiles
contribui
ren. Niemand kan ſich beſchweren, denn alle genieſſen proje-
ction. Ceſſat invidia, ceſſat onus in plebem ſolum devolvendum.
Her-
nach ſagt er, daß als er durch gantz Franckreich gereiſet, ſo habe er ob-
ſervi
ret, daß man denen Geiſtlichen den Zehenden gegeben, und niemand
murre daruͤber. Ein jeder wird leicht begreiffen, daß wenn er nur den
zehenden Theil von ſeinen revenüen giebt, und er noch neun uͤbrig behaͤlt,
ſolches nicht viel ausmacht, deßwegen wird er gern den zehenden Groſchen,
die zehende Garbe, das zehende Kalb geben. Nun, ſagt Vauban, iſt be-
kannt, daß die reges, die principes muͤſſen collecten haben, alſo waͤre
am beſten, wenn er eine ſolche proportion obſerviret, daß er ſich decimam
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von allen fructibus geben lieſſe, alsdenn wuͤrde kein Menſch mur-
ren, und waͤre ſolches faſt eine proportio arithmetica, daher keiner ſagen
koͤnne, daß er zu viel gaͤbe. Man moͤchte nun den decimam partem an-
ſehen en gros, oder ins beſondere, ſo habe er keine incommodité. Er ſagt
ferner, alle impoſten muͤſſen denn ſo angeſtellet werden; Die domainen
aber, ſo der Koͤnig habe, koͤnne er behalten, und verpachten, ſo hoch er
wollte. Vauban hat einen Uberſchlag gemacht, und gefunden, daß wenn
auch alle impoſten abgeſchaffet wuͤrden, denn habe der Koͤnig doch durch
den Zehenden mehr revenüen, als von denen impoſten. Denn Vauban
war ein honette homme, der auch auf den Nutzen des Volcks geſehen;
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ſeine meriten geſtiegen, daß er Marchall von Franckreich worden. Die

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[308/0328] Cap. V. De prudentia und alles wohlfeiler gegeben. Dieſe exempla muß man wohl behalten; Denn dadurch ziele ich auf das, was ich in mente habe, nemlich daß die commercia durch impoſten ruiniret werden. Durch die acciſe wird ſo gar der luxus befoͤrdert. Man laͤſſet alle Waaren paſſiren, ſo einen luxum verurſachen, und will dieſelben nicht verbiethen, weil dem Herrn die acciſe abgehet. Je mehr verzehret wird, je mehr traͤgt es dem Herrn ein. Die Leute ſind wie die Kinder, ob ſie gleich ſehen, daß die Waa- ren ad luxum dienen, und ſie ſolche koͤnnten miſſen, ſo kauffen ſie dieſel- ben doch. Des Tenzels ſeine Gold-Grube iſt auch refutiret worden. Das andere Buch aber, ſo einer von meinen Zuhoͤrern geſchrieben, me- ritiret geleſen zu werden, weil man ſehen kan, wie er ſich bemuͤhet, die dubia zu heben. Vauban aber hat auch gemeynet, daß viele dubia blie- ben, daher hat er in ſeinem Diſme Royal einen andern Vorſchlag ge- than. Er ſagt: Einmahl muͤſſe zum fundament gelegt werden, daß man die proportion nicht beſſer obſerviren koͤnne, als wenn ein jeder muͤſſe contribuiren, gleichwie man auch dieſes in allen wohl eingerichteten Re- publiquen obſerviret, als in Venedig, woſelbſt ſo gar auch die nobiles contribuiren. Niemand kan ſich beſchweren, denn alle genieſſen proje- ction. Ceſſat invidia, ceſſat onus in plebem ſolum devolvendum. Her- nach ſagt er, daß als er durch gantz Franckreich gereiſet, ſo habe er ob- ſerviret, daß man denen Geiſtlichen den Zehenden gegeben, und niemand murre daruͤber. Ein jeder wird leicht begreiffen, daß wenn er nur den zehenden Theil von ſeinen revenüen giebt, und er noch neun uͤbrig behaͤlt, ſolches nicht viel ausmacht, deßwegen wird er gern den zehenden Groſchen, die zehende Garbe, das zehende Kalb geben. Nun, ſagt Vauban, iſt be- kannt, daß die reges, die principes muͤſſen collecten haben, alſo waͤre am beſten, wenn er eine ſolche proportion obſerviret, daß er ſich decimam partem von allen fructibus geben lieſſe, alsdenn wuͤrde kein Menſch mur- ren, und waͤre ſolches faſt eine proportio arithmetica, daher keiner ſagen koͤnne, daß er zu viel gaͤbe. Man moͤchte nun den decimam partem an- ſehen en gros, oder ins beſondere, ſo habe er keine incommodité. Er ſagt ferner, alle impoſten muͤſſen denn ſo angeſtellet werden; Die domainen aber, ſo der Koͤnig habe, koͤnne er behalten, und verpachten, ſo hoch er wollte. Vauban hat einen Uberſchlag gemacht, und gefunden, daß wenn auch alle impoſten abgeſchaffet wuͤrden, denn habe der Koͤnig doch durch den Zehenden mehr revenüen, als von denen impoſten. Denn Vauban war ein honette homme, der auch auf den Nutzen des Volcks geſehen; ob er gleich ſonſt nicht von hoͤher extraction geweſen, ſo iſt er doch durch ſeine meriten geſtiegen, daß er Marchall von Franckreich worden. Die Doctrin

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/328>, abgerufen am 27.11.2024.