Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. sind sie necessitirt zu stehlen, und wenn er alsdenn sieben Galgen setzenläßt, so stehlen sie doch; Der Herr muß nicht impossibilia, contradicto- ria &c. verlangen. §. 12. 13. 14. 15. 16. Unser Autor erkennet, daß die tributaVon tribut gen P p 3
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. ſind ſie neceſſitirt zu ſtehlen, und wenn er alsdenn ſieben Galgen ſetzenlaͤßt, ſo ſtehlen ſie doch; Der Herr muß nicht imposſibilia, contradicto- ria &c. verlangen. §. 12. 13. 14. 15. 16. Unſer Autor erkennet, daß die tributaVon tribut gen P p 3
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ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
ſind ſie neceſſitirt zu ſtehlen, und wenn er alsdenn ſieben Galgen ſetzen
laͤßt, ſo ſtehlen ſie doch; Der Herr muß nicht imposſibilia, contradicto-
ria &c. verlangen.
§. 12. 13. 14. 15. 16. Unſer Autor erkennet, daß die tributa
und vectigalia unterſchieden, meynet aber doch, ſie kaͤmen auf einerley
principia heraus, ich wollte aber doch, daß er ſie ſepariret haͤtte. Man
ſiehet, die tributa nennet man collecten, da hat keiner einen kuͤnſtlichern
modum collectandi als die Republique Venedig, welchen es die Nuͤrn-
berger abgeſpickt, wie Amelot und VVagenſeil gewieſen. Vectigalia
hingegen nennt man Zoͤlle, alles koͤmmt vor dem Herrn, aber man ſie-
het doch, daß eine differenz ſey, Zoͤlle anzulegen. Tributum aliquis de
terra, de reditibus ſuis pendit, interdum pro perſona, pro familia ſua.
Vectigal wird eigentlich gegeben propter mercaturam. So haben auch
die Griechen tributum φόζος, und vectigal mit τέλος unterſchieden, wie
man aus dem Gellio ſehen kan. Daher wollen wir ſie auch tanquam
diverſa conſideriren. Man muß aber mercken, daß die tributa koͤnnen
conſideriret werden in ſtatu integritatis und auch in ſtatu corruptionis,
in quem ſtatum fere undique locorum devenêre. Wenn wir es ſo con-
ſideriren, ſo wird die doctrina de tributis gut koͤnnen vorſtellig gemachet
werden. Was nun den ſtatum integritatis betrifft, ſo iſt gewiß, daß
eine Republic ſine tributis nicht beſtehen und erhalten werden kan. Da-
her, als Nero in ſeinem quinquennio bono einmahl auf die Gedancken
gefallen, alle tributa abzuſchaffen, wie Tacitus Lib. XIII. Annal. erzeh-
let, ſenatus ſeſe oppoſuit dicendo: Diſſolutionem imperii fore, ſi fructus,
quibus reſpublica ſuſtentetur, imminueretur. Ob nun zwar die tributa,
welche ob ſecuritatem muͤſſen gehalten werden, nothwendig ſind, ſo iſt
doch zu mercken, daß man ſo wenig, als es nur moͤglich iſt, von denen
Unterthanen fodern muß. Das wenige aber muß nicht ſo regardiret
werden, daß nichts uͤbrig bleiben muͤſſe, ſondern es iſt largè in ſenſu po-
litico zu verſtehen. Es muß freylich was uͤbrig bleiben, damit man in
caſu neceſſitatis was habe, und iſt es miſerable, wenn in dem ærario
nichts iſt, wie es in Engeland zu Zeiten Caroli I. geweſen. Dieſes ſie-
het man doch: Es giebt kein Menſch gerne viel, und man wird wahr-
nehmen, daß diejenigen populi, welche ultra modum mit tributis belaͤſti-
get worden, haben den Herrn angeſehen, tanquam tyrannum, tanquam
hominem avarum. Ich thue dieſes hinzu, daß kein Laſter denen Unter-
thanen ſo odieux als avaritia, ſonderlich, wenn ſie ſehen, daß das Geld
nicht zu ihren Nutzen angewendet wird, ſondern der Herr will ſie nur
expiliren, damit ſie deſto leichter koͤnnen ſupprimiret werden. Sie krie-
gen
Von tribut
und Zoͤllen.
P p 3
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