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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
er wider den Pompejum gebrauchet. Myler ab Ehrenbach hat auch eine
Dissertation über einen locum Taciti geschrieben, die erst nach seinem To-
de heraus gekommen, darinnen zeigt er auch, daß, so lange man etwas
von denen Teutschen wisse, fände man dieses. Dieser Kayser Adol-
phus Nassovicus
hat dem Eduardo III. auch trouppen gegeben wider
Franckreich, weßwegen ihn Bonifacius VIII. gregarium militem nennet.
Den Brief des Pabsts kan man finden in des Orderici Raynaldi Con-
tinuat. Baron. In abstracto
bin ich also wohl des Mollesworths Mey-
nung, aber bey unsern Fürsten wird man es nicht dahin bringen, daß sie
es unterlassen. Sie bekommen freylich gute Soldaten wieder zurück,
aber es werden auch viele todt geschlagen. Es hat einer von meinen
Zuhörern in Altorff eine dissertation vom Menschen-Handel gehalten,
worinnen er auch diese Sache politisch consideriret. Der Autor sagt
auch, daß ein Herr sollte pecuniam publicam revilliren lassen, dabey
auch etwas von der Feuer-Casse und andern mehr müsse erinnert wer-
den; Es ist allezeit gut, daß der Herr einen Tresor hat, aber die quae-
stio
ist, ob er das Tresor soll ruhen lassen, und ob es dem Lande nicht
Schaden thut, wenn er es ruhen läßt. Läßt er es ruhen, so ist es eben
so viel, als wenn das Geld vergraben wäre, und thut also freylich Scha-
den. Denn wenn der Herr in seinen Tresor sammlet, so entgehet alle
Jahr dem Lande mehr; die grossen Müntz-Sorten verlieren sich, und
muß man hernach viel geben, wenn man grosse Sorten haben will. Al-
so ist es gut, wenn der Herr das Geld lässet rouilliren. Niemand
wird sagen, daß der Herr nichts sollte sammlen. Wie die Königin E-
lisabeth zur Regierung kam, fande sie leere Coffres, weil Henricus VIII.
und die Maria nicht gesparet, deßwegen sammlete sie. Die Leute sag-
ten, sie wäre geitzig, allein sie sahe, daß bey ihrem Reiche Sparsam-
keit vonnöthen war. Man hat auch ein Exempel an dem Churfürsten
von Hannover, des jetzigen Königs in Engeland seinem Herrn Vater,
welcher auch vieles in Teutschland gesammlet, aber auf die letzt hat er
gesehen, daß es schädlich, wenn das Geld immer verschlossen bleibet,
daher hat er vielen Leuten, welche was anfangen wollen, gegen genug-
same caution damit geholffen. Daß wäre aber übel, wenn ein Herr
sechs pro cent nehmen wollte, womit keiner bestehet, wenn es nicht ein
Kauffmann ist, der sehr glücklich. Deßwegen gab auch der Churfürst
das Geld gegen sehr wenig pro cent aus. Wenn man nur drey pro
cent
nimmt, so ist man auch sicherer, weil einer leicht so viel gewinnen
kan. Da ohnedem ein Herr abundantiam von Gelde hat, was hat er
nöthig, so viel zu nehmen. Nun könnte man sagen, der Fürst könnte

nicht

Cap. V. De prudentia
er wider den Pompejum gebrauchet. Myler ab Ehrenbach hat auch eine
Diſſertation uͤber einen locum Taciti geſchrieben, die erſt nach ſeinem To-
de heraus gekommen, darinnen zeigt er auch, daß, ſo lange man etwas
von denen Teutſchen wiſſe, faͤnde man dieſes. Dieſer Kayſer Adol-
phus Naſſovicus
hat dem Eduardo III. auch trouppen gegeben wider
Franckreich, weßwegen ihn Bonifacius VIII. gregarium militem nennet.
Den Brief des Pabſts kan man finden in des Orderici Raynaldi Con-
tinuat. Baron. In abſtracto
bin ich alſo wohl des Mollesworths Mey-
nung, aber bey unſern Fuͤrſten wird man es nicht dahin bringen, daß ſie
es unterlaſſen. Sie bekommen freylich gute Soldaten wieder zuruͤck,
aber es werden auch viele todt geſchlagen. Es hat einer von meinen
Zuhoͤrern in Altorff eine diſſertation vom Menſchen-Handel gehalten,
worinnen er auch dieſe Sache politiſch conſideriret. Der Autor ſagt
auch, daß ein Herr ſollte pecuniam publicam revilliren laſſen, dabey
auch etwas von der Feuer-Caſſe und andern mehr muͤſſe erinnert wer-
den; Es iſt allezeit gut, daß der Herr einen Treſor hat, aber die quæ-
ſtio
iſt, ob er das Treſor ſoll ruhen laſſen, und ob es dem Lande nicht
Schaden thut, wenn er es ruhen laͤßt. Laͤßt er es ruhen, ſo iſt es eben
ſo viel, als wenn das Geld vergraben waͤre, und thut alſo freylich Scha-
den. Denn wenn der Herr in ſeinen Treſor ſammlet, ſo entgehet alle
Jahr dem Lande mehr; die groſſen Muͤntz-Sorten verlieren ſich, und
muß man hernach viel geben, wenn man groſſe Sorten haben will. Al-
ſo iſt es gut, wenn der Herr das Geld laͤſſet rouilliren. Niemand
wird ſagen, daß der Herr nichts ſollte ſammlen. Wie die Koͤnigin E-
liſabeth zur Regierung kam, fande ſie leere Coffres, weil Henricus VIII.
und die Maria nicht geſparet, deßwegen ſammlete ſie. Die Leute ſag-
ten, ſie waͤre geitzig, allein ſie ſahe, daß bey ihrem Reiche Sparſam-
keit vonnoͤthen war. Man hat auch ein Exempel an dem Churfuͤrſten
von Hannover, des jetzigen Koͤnigs in Engeland ſeinem Herrn Vater,
welcher auch vieles in Teutſchland geſammlet, aber auf die letzt hat er
geſehen, daß es ſchaͤdlich, wenn das Geld immer verſchloſſen bleibet,
daher hat er vielen Leuten, welche was anfangen wollen, gegen genug-
ſame caution damit geholffen. Daß waͤre aber uͤbel, wenn ein Herr
ſechs pro cent nehmen wollte, womit keiner beſtehet, wenn es nicht ein
Kauffmann iſt, der ſehr gluͤcklich. Deßwegen gab auch der Churfuͤrſt
das Geld gegen ſehr wenig pro cent aus. Wenn man nur drey pro
cent
nimmt, ſo iſt man auch ſicherer, weil einer leicht ſo viel gewinnen
kan. Da ohnedem ein Herr abundantiam von Gelde hat, was hat er
noͤthig, ſo viel zu nehmen. Nun koͤnnte man ſagen, der Fuͤrſt koͤnnte

nicht
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[278/0298] Cap. V. De prudentia er wider den Pompejum gebrauchet. Myler ab Ehrenbach hat auch eine Diſſertation uͤber einen locum Taciti geſchrieben, die erſt nach ſeinem To- de heraus gekommen, darinnen zeigt er auch, daß, ſo lange man etwas von denen Teutſchen wiſſe, faͤnde man dieſes. Dieſer Kayſer Adol- phus Naſſovicus hat dem Eduardo III. auch trouppen gegeben wider Franckreich, weßwegen ihn Bonifacius VIII. gregarium militem nennet. Den Brief des Pabſts kan man finden in des Orderici Raynaldi Con- tinuat. Baron. In abſtracto bin ich alſo wohl des Mollesworths Mey- nung, aber bey unſern Fuͤrſten wird man es nicht dahin bringen, daß ſie es unterlaſſen. Sie bekommen freylich gute Soldaten wieder zuruͤck, aber es werden auch viele todt geſchlagen. Es hat einer von meinen Zuhoͤrern in Altorff eine diſſertation vom Menſchen-Handel gehalten, worinnen er auch dieſe Sache politiſch conſideriret. Der Autor ſagt auch, daß ein Herr ſollte pecuniam publicam revilliren laſſen, dabey auch etwas von der Feuer-Caſſe und andern mehr muͤſſe erinnert wer- den; Es iſt allezeit gut, daß der Herr einen Treſor hat, aber die quæ- ſtio iſt, ob er das Treſor ſoll ruhen laſſen, und ob es dem Lande nicht Schaden thut, wenn er es ruhen laͤßt. Laͤßt er es ruhen, ſo iſt es eben ſo viel, als wenn das Geld vergraben waͤre, und thut alſo freylich Scha- den. Denn wenn der Herr in ſeinen Treſor ſammlet, ſo entgehet alle Jahr dem Lande mehr; die groſſen Muͤntz-Sorten verlieren ſich, und muß man hernach viel geben, wenn man groſſe Sorten haben will. Al- ſo iſt es gut, wenn der Herr das Geld laͤſſet rouilliren. Niemand wird ſagen, daß der Herr nichts ſollte ſammlen. Wie die Koͤnigin E- liſabeth zur Regierung kam, fande ſie leere Coffres, weil Henricus VIII. und die Maria nicht geſparet, deßwegen ſammlete ſie. Die Leute ſag- ten, ſie waͤre geitzig, allein ſie ſahe, daß bey ihrem Reiche Sparſam- keit vonnoͤthen war. Man hat auch ein Exempel an dem Churfuͤrſten von Hannover, des jetzigen Koͤnigs in Engeland ſeinem Herrn Vater, welcher auch vieles in Teutſchland geſammlet, aber auf die letzt hat er geſehen, daß es ſchaͤdlich, wenn das Geld immer verſchloſſen bleibet, daher hat er vielen Leuten, welche was anfangen wollen, gegen genug- ſame caution damit geholffen. Daß waͤre aber uͤbel, wenn ein Herr ſechs pro cent nehmen wollte, womit keiner beſtehet, wenn es nicht ein Kauffmann iſt, der ſehr gluͤcklich. Deßwegen gab auch der Churfuͤrſt das Geld gegen ſehr wenig pro cent aus. Wenn man nur drey pro cent nimmt, ſo iſt man auch ſicherer, weil einer leicht ſo viel gewinnen kan. Da ohnedem ein Herr abundantiam von Gelde hat, was hat er noͤthig, ſo viel zu nehmen. Nun koͤnnte man ſagen, der Fuͤrſt koͤnnte nicht

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/298>, abgerufen am 27.11.2024.