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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
daher sagten sie: habeat princeps. Wenn auch ein jeder darff fischen,
jagen etc. kan man nicht viel Vortheil haben. Hergegen hat es einer al-
lein, so hat er grosse revenüen. Daher kommt die Eintheilung derer
regalium, bey uns gantz anders heraus, als bey denen Römern. Bey
unsern Landes-Fürsten nennet man es nur analogice domanium, eigent-
lich aber Cammer-Güther. Man muß auch unsere Fürsten gar nicht
abmessen nach denen principiis Francicis despoticis, sondern nach denen
Lehn-Rechten, oder wenn bona ecclesiastica zu denen Tafel-Güthern geschla-
gen werden, welches weitläufftiger gezeiget wird, theils in Iure Canonico,
theils feudali, theils auch in Iure Nat. Lyncker hat auch ein eigen re-
sponsum
hievon gemacht, und Dinckler hat auch eine Dissertation hie-
von geschrieben. Es ist diese observation nicht de nihilo, indem wir viel
domainen-processe in Teutschland haben. Die meisten judices sind auch
der Meynung, esse judicandum secundum, Ius feudale, welches eben der
rechte Weg, und von diesen rechten Wege muß man nicht abgehen.
Denn das ist kein Jurist, der das nur sucht zu approbiren, was dem
Souverain gefällt. Suum cuique est tribuendum, nihil adimendum prin-
cipi nihil adimendum subditis.
Von denen fiscalibus bonis muß man
distinguiren die Chatoul-Güther, oder patrimonial-Güther, mit diesen
kan ein Herr machen, was er will. Denn sie sind ja in seinem
patrimonio. Alles, was der Herr aus denen Cammer-Güthern ein-
nimmt, das gehöret seine, und kan er damit machen, was er will. Er
kan alles verthun, hergegen wenn er was ersparet, und sich was an-
kaufft, das dependiret gantz von ihm, und gehöret seine. Was ein
kluger Fürst ist, der sucht immer etwas zu ersparen, und sich davor et-
was zu schaffen. Wenn der Herr sparet, so meynen freylich die Leute
gleich, er sey geitzig, daran er aber sich nicht kehret. Die Königin Eli-
sabeth war magnanima princeps, sie hatte grosse desseins im Kopffe;
daher sparete sie auch, als sie zur Regierung kam, weßwegen sie von vie-
len als geitzig angesehen worden. Wie sie aber im Stande war, so sa-
he man, wozu sie die Gelder anwendete. Cominaeus erzehlet, daß zu
seiner Zeit kein Printz was merckwürdiges gethan, von dem man nicht
gesagt, er sey geitzig, die andern aber hätten alle nichts gethan. Maxi-
milianus semper carebat pecunia,
daher konnte er nicht groß werden.
Deßwegen aber recommendiret man den Geitz nicht, wer wollte so ein
Thor seyn? Man pflegt aber das geitzig zu nennen, wenn einer spart.
Bisweilen kan es kommen, daß ein Herr extravagirt, wie Henricus VII.
in Engeland, das war ein melancholischer Herr, aber allezeit sind die
Herren nicht so geitzig, als man sich einbildet. Die Bürger haben ei-

nen

Cap. V. De prudentia
daher ſagten ſie: habeat princeps. Wenn auch ein jeder darff fiſchen,
jagen ꝛc. kan man nicht viel Vortheil haben. Hergegen hat es einer al-
lein, ſo hat er groſſe revenüen. Daher kommt die Eintheilung derer
regalium, bey uns gantz anders heraus, als bey denen Roͤmern. Bey
unſern Landes-Fuͤrſten nennet man es nur analogice domanium, eigent-
lich aber Cammer-Guͤther. Man muß auch unſere Fuͤrſten gar nicht
abmeſſen nach denen principiis Francicis deſpoticis, ſondern nach denen
Lehn-Rechten, oder wenn bona eccleſiaſtica zu denen Tafel-Guͤthern geſchla-
gen werden, welches weitlaͤufftiger gezeiget wird, theils in Iure Canonico,
theils feudali, theils auch in Iure Nat. Lyncker hat auch ein eigen re-
ſponſum
hievon gemacht, und Dinckler hat auch eine Diſſertation hie-
von geſchrieben. Es iſt dieſe obſervation nicht de nihilo, indem wir viel
domainen-proceſſe in Teutſchland haben. Die meiſten judices ſind auch
der Meynung, eſſe judicandum ſecundum, Ius feudale, welches eben der
rechte Weg, und von dieſen rechten Wege muß man nicht abgehen.
Denn das iſt kein Juriſt, der das nur ſucht zu approbiren, was dem
Souverain gefaͤllt. Suum cuique eſt tribuendum, nihil adimendum prin-
cipi nihil adimendum ſubditis.
Von denen fiſcalibus bonis muß man
diſtinguiren die Chatoul-Guͤther, oder patrimonial-Guͤther, mit dieſen
kan ein Herr machen, was er will. Denn ſie ſind ja in ſeinem
patrimonio. Alles, was der Herr aus denen Cammer-Guͤthern ein-
nimmt, das gehoͤret ſeine, und kan er damit machen, was er will. Er
kan alles verthun, hergegen wenn er was erſparet, und ſich was an-
kaufft, das dependiret gantz von ihm, und gehoͤret ſeine. Was ein
kluger Fuͤrſt iſt, der ſucht immer etwas zu erſparen, und ſich davor et-
was zu ſchaffen. Wenn der Herr ſparet, ſo meynen freylich die Leute
gleich, er ſey geitzig, daran er aber ſich nicht kehret. Die Koͤnigin Eli-
ſabeth war magnanima princeps, ſie hatte groſſe deſſeins im Kopffe;
daher ſparete ſie auch, als ſie zur Regierung kam, weßwegen ſie von vie-
len als geitzig angeſehen worden. Wie ſie aber im Stande war, ſo ſa-
he man, wozu ſie die Gelder anwendete. Cominæus erzehlet, daß zu
ſeiner Zeit kein Printz was merckwuͤrdiges gethan, von dem man nicht
geſagt, er ſey geitzig, die andern aber haͤtten alle nichts gethan. Maxi-
milianus ſemper carebat pecunia,
daher konnte er nicht groß werden.
Deßwegen aber recommendiret man den Geitz nicht, wer wollte ſo ein
Thor ſeyn? Man pflegt aber das geitzig zu nennen, wenn einer ſpart.
Bisweilen kan es kommen, daß ein Herr extravagirt, wie Henricus VII.
in Engeland, das war ein melancholiſcher Herr, aber allezeit ſind die
Herren nicht ſo geitzig, als man ſich einbildet. Die Buͤrger haben ei-

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[258/0278] Cap. V. De prudentia daher ſagten ſie: habeat princeps. Wenn auch ein jeder darff fiſchen, jagen ꝛc. kan man nicht viel Vortheil haben. Hergegen hat es einer al- lein, ſo hat er groſſe revenüen. Daher kommt die Eintheilung derer regalium, bey uns gantz anders heraus, als bey denen Roͤmern. Bey unſern Landes-Fuͤrſten nennet man es nur analogice domanium, eigent- lich aber Cammer-Guͤther. Man muß auch unſere Fuͤrſten gar nicht abmeſſen nach denen principiis Francicis deſpoticis, ſondern nach denen Lehn-Rechten, oder wenn bona eccleſiaſtica zu denen Tafel-Guͤthern geſchla- gen werden, welches weitlaͤufftiger gezeiget wird, theils in Iure Canonico, theils feudali, theils auch in Iure Nat. Lyncker hat auch ein eigen re- ſponſum hievon gemacht, und Dinckler hat auch eine Diſſertation hie- von geſchrieben. Es iſt dieſe obſervation nicht de nihilo, indem wir viel domainen-proceſſe in Teutſchland haben. Die meiſten judices ſind auch der Meynung, eſſe judicandum ſecundum, Ius feudale, welches eben der rechte Weg, und von dieſen rechten Wege muß man nicht abgehen. Denn das iſt kein Juriſt, der das nur ſucht zu approbiren, was dem Souverain gefaͤllt. Suum cuique eſt tribuendum, nihil adimendum prin- cipi nihil adimendum ſubditis. Von denen fiſcalibus bonis muß man diſtinguiren die Chatoul-Guͤther, oder patrimonial-Guͤther, mit dieſen kan ein Herr machen, was er will. Denn ſie ſind ja in ſeinem patrimonio. Alles, was der Herr aus denen Cammer-Guͤthern ein- nimmt, das gehoͤret ſeine, und kan er damit machen, was er will. Er kan alles verthun, hergegen wenn er was erſparet, und ſich was an- kaufft, das dependiret gantz von ihm, und gehoͤret ſeine. Was ein kluger Fuͤrſt iſt, der ſucht immer etwas zu erſparen, und ſich davor et- was zu ſchaffen. Wenn der Herr ſparet, ſo meynen freylich die Leute gleich, er ſey geitzig, daran er aber ſich nicht kehret. Die Koͤnigin Eli- ſabeth war magnanima princeps, ſie hatte groſſe deſſeins im Kopffe; daher ſparete ſie auch, als ſie zur Regierung kam, weßwegen ſie von vie- len als geitzig angeſehen worden. Wie ſie aber im Stande war, ſo ſa- he man, wozu ſie die Gelder anwendete. Cominæus erzehlet, daß zu ſeiner Zeit kein Printz was merckwuͤrdiges gethan, von dem man nicht geſagt, er ſey geitzig, die andern aber haͤtten alle nichts gethan. Maxi- milianus ſemper carebat pecunia, daher konnte er nicht groß werden. Deßwegen aber recommendiret man den Geitz nicht, wer wollte ſo ein Thor ſeyn? Man pflegt aber das geitzig zu nennen, wenn einer ſpart. Bisweilen kan es kommen, daß ein Herr extravagirt, wie Henricus VII. in Engeland, das war ein melancholiſcher Herr, aber allezeit ſind die Herren nicht ſo geitzig, als man ſich einbildet. Die Buͤrger haben ei- nen

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/278>, abgerufen am 24.11.2024.