Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. aerarium, worinnen man die tributa und vectigalia gelegt, ad sustentan-dam Rempublicam, sive domi, sive foris, sive in toga, sive in sago. Uber dieses aerarium wurden Censores gesetzet, welches homines probatae virtu- tis waren. Hergegen fiscum haben sie genennet, was destiniret war, ad sustentandas personas publicas, und ein princeps kam, so hieß es: quod ad sustentandam personam principis pertinet, zu welchen alle Bedienten gehören. Diese sind seine Augen, Ohren, membra, instrumenta. Omnis dignitas, nobilitas in ipso est. Daher hat man dem principi gewisse Güther überlassen. Die Francken und Teutschen haben es genennet Domanium, und die Römer Fiscum. Die Iura Fisci sind Iura principis. Ob zwar bey denen Römern aerarium und fiscus unterschieden worden, so hat doch Dio Cassius observiret, tempore Augusti incaepisse, ut fiscus & aerarium confunderentur. Der Fürst sagte, ich bin allein da, und will da schon in obacht nehmen, ut respublica defendatur. Nun ist wohl wahr, wenn der Princeps sapiens, so kan er alles unter seiner disposition haben: aber si non sit sapiens, so ist es auch schlecht beschaffen. In Teutschland hat man nach dem Unterscheid inter aerarium & fiscum. AE- rarium nennet man die Steuer-Casse, Fiscum aber nennet man des Für- sten seine Cammer, sein domanium, welches ihm gegeben wird zu seinem Staat, Pomp und Herrlichkeit, zu Erziehung seiner Kinder etc. Ein princeps kan nicht seyn ohne Pracht, sonst macht er sich verächtlich bey dem peuble, homines sunt vani, und muß sich ein princeps accommodi- ren. Man muß sich nicht einbilden, als wenn Rudolphus Habspurgicus immer so einen alten grauen Rock angehabt, als bey der Gelegenheit, da er dem Ottocar investiret, das thät er ihm zum Tort. Obgleich Fer- dinandus Catholicus seinen Schwieger-Sohn zum Tort ein schlechtes Kleid angehabt, so wuste er doch sonst Staat zu machen. Ein Fürst muß ja seine Kinder auch anders erziehen, daher ist kein einiges Reich, wo man dem Fürsten nicht was gewisses gesetzt. Die substanz gehöret nicht dem principi, und kan er nichts davon veräussern. Die Teutschen haben bey ihren domaniis eine grössere Weißheit sehen lassen, als die Römer. Die Teutschen haben vieles ad regalia referirt, welches die Römer gethan, e. g. Die Jagden, Fischereyen, Metallifodinas referiren, die Teutschen ad regalia, die Römer aber nicht. Es haben die Teutschen so raisonniret, und gesagt: man sollte dem Fürsten geben, was man am bequemsten entbehren könnte. Fornerius hat in seinen Selectionibus Iu- ris observiret, daß alle Teutsche Völcker die adespota, die keinen Herren haben, dem principi attribuiret. Das Wild hat ja keinen certum do- minum, heute ist es hier, morgen da. Eben so ist es mit denen Fischen, daher K k
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. ærarium, worinnen man die tributa und vectigalia gelegt, ad ſuſtentan-dam Rempublicam, ſive domi, ſive foris, ſive in toga, ſive in ſago. Uber dieſes ærarium wurden Cenſores geſetzet, welches homines probatæ virtu- tis waren. Hergegen fiſcum haben ſie genennet, was deſtiniret war, ad ſuſtentandas perſonas publicas, und ein princeps kam, ſo hieß es: quod ad ſuſtentandam perſonam principis pertinet, zu welchen alle Bedienten gehoͤren. Dieſe ſind ſeine Augen, Ohren, membra, inſtrumenta. Omnis dignitas, nobilitas in ipſo eſt. Daher hat man dem principi gewiſſe Guͤther uͤberlaſſen. Die Francken und Teutſchen haben es genennet Domanium, und die Roͤmer Fiſcum. Die Iura Fiſci ſind Iura principis. Ob zwar bey denen Roͤmern ærarium und fiſcus unterſchieden worden, ſo hat doch Dio Casſius obſerviret, tempore Auguſti incæpiſſe, ut fiſcus & ærarium confunderentur. Der Fuͤrſt ſagte, ich bin allein da, und will da ſchon in obacht nehmen, ut respublica defendatur. Nun iſt wohl wahr, wenn der Princeps ſapiens, ſo kan er alles unter ſeiner diſpoſition haben: aber ſi non ſit ſapiens, ſo iſt es auch ſchlecht beſchaffen. In Teutſchland hat man nach dem Unterſcheid inter ærarium & fiſcum. Æ- rarium nennet man die Steuer-Caſſe, Fiſcum aber nennet man des Fuͤr- ſten ſeine Cammer, ſein domanium, welches ihm gegeben wird zu ſeinem Staat, Pomp und Herrlichkeit, zu Erziehung ſeiner Kinder ꝛc. Ein princeps kan nicht ſeyn ohne Pracht, ſonſt macht er ſich veraͤchtlich bey dem peuble, homines ſunt vani, und muß ſich ein princeps accommodi- ren. Man muß ſich nicht einbilden, als wenn Rudolphus Habspurgicus immer ſo einen alten grauen Rock angehabt, als bey der Gelegenheit, da er dem Ottocar inveſtiret, das thaͤt er ihm zum Tort. Obgleich Fer- dinandus Catholicus ſeinen Schwieger-Sohn zum Tort ein ſchlechtes Kleid angehabt, ſo wuſte er doch ſonſt Staat zu machen. Ein Fuͤrſt muß ja ſeine Kinder auch anders erziehen, daher iſt kein einiges Reich, wo man dem Fuͤrſten nicht was gewiſſes geſetzt. Die ſubſtanz gehoͤret nicht dem principi, und kan er nichts davon veraͤuſſern. Die Teutſchen haben bey ihren domaniis eine groͤſſere Weißheit ſehen laſſen, als die Roͤmer. Die Teutſchen haben vieles ad regalia referirt, welches die Roͤmer gethan, e. g. Die Jagden, Fiſchereyen, Metallifodinas referiren, die Teutſchen ad regalia, die Roͤmer aber nicht. Es haben die Teutſchen ſo raiſonniret, und geſagt: man ſollte dem Fuͤrſten geben, was man am bequemſten entbehren koͤnnte. Fornerius hat in ſeinen Selectionibus Iu- ris obſerviret, daß alle Teutſche Voͤlcker die adeſpota, die keinen Herren haben, dem principi attribuiret. Das Wild hat ja keinen certum do- minum, heute iſt es hier, morgen da. Eben ſo iſt es mit denen Fiſchen, daher K k
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ærarium, worinnen man die tributa und vectigalia gelegt, ad ſuſtentan-
dam Rempublicam, ſive domi, ſive foris, ſive in toga, ſive in ſago. Uber
dieſes ærarium wurden Cenſores geſetzet, welches homines probatæ virtu-
tis waren. Hergegen fiſcum haben ſie genennet, was deſtiniret war, ad
ſuſtentandas perſonas publicas, und ein princeps kam, ſo hieß es: quod
ad ſuſtentandam perſonam principis pertinet, zu welchen alle Bedienten
gehoͤren. Dieſe ſind ſeine Augen, Ohren, membra, inſtrumenta. Omnis
dignitas, nobilitas in ipſo eſt. Daher hat man dem principi gewiſſe
Guͤther uͤberlaſſen. Die Francken und Teutſchen haben es genennet
Domanium, und die Roͤmer Fiſcum. Die Iura Fiſci ſind Iura principis.
Ob zwar bey denen Roͤmern ærarium und fiſcus unterſchieden worden,
ſo hat doch Dio Casſius obſerviret, tempore Auguſti incæpiſſe, ut fiſcus
& ærarium confunderentur. Der Fuͤrſt ſagte, ich bin allein da, und
will da ſchon in obacht nehmen, ut respublica defendatur. Nun iſt wohl
wahr, wenn der Princeps ſapiens, ſo kan er alles unter ſeiner diſpoſition
haben: aber ſi non ſit ſapiens, ſo iſt es auch ſchlecht beſchaffen. In
Teutſchland hat man nach dem Unterſcheid inter ærarium & fiſcum. Æ-
rarium nennet man die Steuer-Caſſe, Fiſcum aber nennet man des Fuͤr-
ſten ſeine Cammer, ſein domanium, welches ihm gegeben wird zu ſeinem
Staat, Pomp und Herrlichkeit, zu Erziehung ſeiner Kinder ꝛc. Ein
princeps kan nicht ſeyn ohne Pracht, ſonſt macht er ſich veraͤchtlich bey
dem peuble, homines ſunt vani, und muß ſich ein princeps accommodi-
ren. Man muß ſich nicht einbilden, als wenn Rudolphus Habspurgicus
immer ſo einen alten grauen Rock angehabt, als bey der Gelegenheit,
da er dem Ottocar inveſtiret, das thaͤt er ihm zum Tort. Obgleich Fer-
dinandus Catholicus ſeinen Schwieger-Sohn zum Tort ein ſchlechtes
Kleid angehabt, ſo wuſte er doch ſonſt Staat zu machen. Ein Fuͤrſt
muß ja ſeine Kinder auch anders erziehen, daher iſt kein einiges Reich,
wo man dem Fuͤrſten nicht was gewiſſes geſetzt. Die ſubſtanz gehoͤret
nicht dem principi, und kan er nichts davon veraͤuſſern. Die Teutſchen
haben bey ihren domaniis eine groͤſſere Weißheit ſehen laſſen, als die
Roͤmer. Die Teutſchen haben vieles ad regalia referirt, welches die
Roͤmer gethan, e. g. Die Jagden, Fiſchereyen, Metallifodinas referiren,
die Teutſchen ad regalia, die Roͤmer aber nicht. Es haben die Teutſchen
ſo raiſonniret, und geſagt: man ſollte dem Fuͤrſten geben, was man am
bequemſten entbehren koͤnnte. Fornerius hat in ſeinen Selectionibus Iu-
ris obſerviret, daß alle Teutſche Voͤlcker die adeſpota, die keinen Herren
haben, dem principi attribuiret. Das Wild hat ja keinen certum do-
minum, heute iſt es hier, morgen da. Eben ſo iſt es mit denen Fiſchen,
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