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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa Ministros & Magistros inferiores.
affairen gebraucht worden, denn er ist Pensionaire in seinem Vaterlande
gewesen,) so wollte er solches doch nicht annehmen, sondern sagte, er
verstünde es nicht, aber andere Sachen wollte er übernehmen. Daher,
als er zum Ambassadeur gemacht worden, hat er sich wohl gehalten, ob
ihn gleich einige blamiret, so denen Gelehrten nicht gut. Denn ob er
gleich Bücher zu gleicher Zeit geschrieben, wie auch der Spanheim ge-
than; deßwegen hat er seine Sachen nicht negligiret. Man kan sattsa-
me Proben aus seinen Episteln sehen, welches lauter Staats-Briefe,
so er aus Franckreich nach Schweden geschrieben, und sind dieselben
wohl zu gebrauchen. Der Hertzog von Urbino, so des Pabsts Armee
commandiret, hat auch den Machiavellum wollen zum Obristen machen,
weil er de re militari geschrieben, der es aber auch abgeschlagen, und ge-
sagt: Er verstehe es nicht. Es kan einer generalia und specialia schrei-
ben, und doch nicht capable seyn zu commendiren. Im Cabinet kan
man auch nachdencken, aber im Krieg muß man eine Erfahrung haben,
man muß das Land eben kennen, und seyn wie der Ziska, der, ob er gleich
blind gewesen, so hat er doch alles können ordnen, wenn man ihm nur
gesagt, an was vor einem Ort er wäre. Weil wir nun aber selten
unsere Schwachheiten selbst erkennen, so muß ein Herr wissen die Leute
zu choisiren. Daß einer probos suchen muß, ist gewiß. Wer keine
Erbarkeit hat, ist sein Tage nicht prudens, er ist nur callidus homo, cal-
lidus homo est improbus, dum est improbus,
kan man sich nicht einbil-
den, daß er werde fidelis seyn. In abstracto kan man es leicht determi-
ni
ren, aber es ist ohnmöglich, daß ein Herr lauter propos haben kan,
hortandus, monendus est, ut tales quaerat. Aperte impropos muß er
nicht annehmen. Ein Fürst braucht gar viele Leute, nicht allein im
Cabinet, sondern auch im Krieg, er hat viele Provinzen; daher ist kein
ander Mittel, er muß auf die natürlichen inclinationes dererjenigen sehen,
so er annehmen will, und abwägen, ob solche ihm schädlich seyn möch-
ten. Er muß also wohl acht geben, und beständig auf der Hut seyn:
denn es sind homines non regeniti, so nach ihren natürlichen inclinatio-
nibus
leben. Das fundament aber davon wird in der Moral conside-
ri
ret; denn es ist bey denen disciplinen nicht, wie bey denen Handwer-
ckern. Wer ein Schuster ist, ist kein Schneider. Die disciplinae hen-
gen alle zusammen, und müssen junge Fürsten die Historie, Geographie,
Moral-
und Politic lernen, da haben sie gnug. In der Religion muß
man sie auch instruiren, und den Pabst kennen lernen, welches auch in
der Historie am besten geschehen kan. Die grossen Herren, weil sie
nicht viel lernen, sehen meist auf die Physiognomie, womit sie sich aber

sehr

ſtatus circa Miniſtros & Magiſtros inferiores.
affairen gebraucht worden, denn er iſt Penſionaire in ſeinem Vaterlande
geweſen,) ſo wollte er ſolches doch nicht annehmen, ſondern ſagte, er
verſtuͤnde es nicht, aber andere Sachen wollte er uͤbernehmen. Daher,
als er zum Ambaſſadeur gemacht worden, hat er ſich wohl gehalten, ob
ihn gleich einige blamiret, ſo denen Gelehrten nicht gut. Denn ob er
gleich Buͤcher zu gleicher Zeit geſchrieben, wie auch der Spanheim ge-
than; deßwegen hat er ſeine Sachen nicht negligiret. Man kan ſattſa-
me Proben aus ſeinen Epiſteln ſehen, welches lauter Staats-Briefe,
ſo er aus Franckreich nach Schweden geſchrieben, und ſind dieſelben
wohl zu gebrauchen. Der Hertzog von Urbino, ſo des Pabſts Armee
commandiret, hat auch den Machiavellum wollen zum Obriſten machen,
weil er de re militari geſchrieben, der es aber auch abgeſchlagen, und ge-
ſagt: Er verſtehe es nicht. Es kan einer generalia und ſpecialia ſchrei-
ben, und doch nicht capable ſeyn zu commendiren. Im Cabinet kan
man auch nachdencken, aber im Krieg muß man eine Erfahrung haben,
man muß das Land eben kennen, und ſeyn wie der Ziska, der, ob er gleich
blind geweſen, ſo hat er doch alles koͤnnen ordnen, wenn man ihm nur
geſagt, an was vor einem Ort er waͤre. Weil wir nun aber ſelten
unſere Schwachheiten ſelbſt erkennen, ſo muß ein Herr wiſſen die Leute
zu choiſiren. Daß einer probos ſuchen muß, iſt gewiß. Wer keine
Erbarkeit hat, iſt ſein Tage nicht prudens, er iſt nur callidus homo, cal-
lidus homo eſt improbus, dum eſt improbus,
kan man ſich nicht einbil-
den, daß er werde fidelis ſeyn. In abſtracto kan man es leicht determi-
ni
ren, aber es iſt ohnmoͤglich, daß ein Herr lauter propos haben kan,
hortandus, monendus eſt, ut tales quærat. Aperte impropos muß er
nicht annehmen. Ein Fuͤrſt braucht gar viele Leute, nicht allein im
Cabinet, ſondern auch im Krieg, er hat viele Provinzen; daher iſt kein
ander Mittel, er muß auf die natuͤrlichen inclinationes dererjenigen ſehen,
ſo er annehmen will, und abwaͤgen, ob ſolche ihm ſchaͤdlich ſeyn moͤch-
ten. Er muß alſo wohl acht geben, und beſtaͤndig auf der Hut ſeyn:
denn es ſind homines non regeniti, ſo nach ihren natuͤrlichen inclinatio-
nibus
leben. Das fundament aber davon wird in der Moral conſide-
ri
ret; denn es iſt bey denen diſciplinen nicht, wie bey denen Handwer-
ckern. Wer ein Schuſter iſt, iſt kein Schneider. Die diſciplinæ hen-
gen alle zuſammen, und muͤſſen junge Fuͤrſten die Hiſtorie, Geographie,
Moral-
und Politic lernen, da haben ſie gnug. In der Religion muß
man ſie auch inſtruiren, und den Pabſt kennen lernen, welches auch in
der Hiſtorie am beſten geſchehen kan. Die groſſen Herren, weil ſie
nicht viel lernen, ſehen meiſt auf die Phyſiognomie, womit ſie ſich aber

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/251>, abgerufen am 27.11.2024.