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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa Ministros & Magistratus inferiores.
und wenn sie herunter kommen, hat er ihnen gesucht, wieder in die Hö-
he zu helffen; Aber in denen Niederlanden habe er solches nicht obser-
vi
ret: Denn er setzte daselbst die Margaretha von Parma zur Gouver-
nantin,
welcher der Bischoff von Arras, Granwella, assistiren muste.
Philippus II. war in denen Niederlanden eine Zeitlang gewesen. Die
Grafen von Horn und Egmond und der Printz VVilhelm von Oranien
haben grosse depensen müssen machen, weil bey denen Spaniern alles
kostbar hergehen muste. Daher hat der Granwella dem Philippo II. ge-
rathen, weil die Herren sich sehr verblutet, so sollte er bey seiner Abreise
einen jeden funffzig tausend Thaler schencken, zu mahlen sich diese Herren
tapffer gehalten, und das meiste zu der victorie wider die Frantzosen bey
St. Quintin beygetragen. Philippus II. war sonst magnificus, hier aber
wollte er nichts geben, welches freylich ein grosser Fehler gewesen. Es
waren diese Herren so nicht zu frieden, daß Fremden die Regierung über-
geben worden, aber das Geld hatte alles zugedecket. Die Spanier sa-
gen auch noch bis diese Stunde: Die Armuth habe den Grafen von
Horn und Egmond verleitet, daß sie res novas unternommen. Man
findet auch denen Aristocratien, daß man suchet, die Familien zu conser-
vi
ren, welches in dem Staat von Venedig gewiesen wird. Wenn da
ein nobili herunter kommen, so erhalten sie ihn ex publico, sie geben ihn
chargen, helffen ihm zu Heyrathen, und haben das principium: non sit
pauper in civitate.
Mehrere exempla kan man finden in des Reinhards
not. ad Lipsii Politicam.

§. 6. Wenn ich von der Sache in abstracto rede, so sage ich:Daß Einhei-
mische Frem-
den vorzuzie-
hen.

Nemo excludendus est a publico ministerio, etiam peregrini sunt admit-
tendi:
Denn es kan auch unter denen ein habile homme seyn. Wir
wissen, das bisweilen ein Fremder Gelegenheit gegeben, ut totus status
reipublicae in meliorem ordinem redigatur.
Aber das sind exceptiones,
nach denen exceptionibus muß man sich nicht richten. Gewiß ist es,
daß kein Land wird einen Fremden gerne sehen, und ist in vielen König-
reichen das jus indigenatus. Da ist es eine grosse Ehre, und ein Zei-
chen einer Wohlgewogenheit, wenn einer naturalisiret wird. Die En-
geländer haben den Portland, den Albemarle naturalisiret, und andere
mehr, welches aber alle grosse Leute waren. Wer zum nobili di Vene-
tia declari
ret wird, der muß es ansehen, als ein Zeichen einer besondern
affection. Unterschiedene Teutsche Fürsten, als die Braunschweigische
Herren und Päbstliche Nepoten haben dergleichen dignität erhalten. Bey
denen Schweitzern ist es was sonderliches, wenn sie einen ihr Bürger-
Recht geben; Wer es nun aber hier ansiehet, dencket, was scheere ich

mich
F f

ſtatus circa Miniſtros & Magiſtratus inferiores.
und wenn ſie herunter kommen, hat er ihnen geſucht, wieder in die Hoͤ-
he zu helffen; Aber in denen Niederlanden habe er ſolches nicht obſer-
vi
ret: Denn er ſetzte daſelbſt die Margaretha von Parma zur Gouver-
nantin,
welcher der Biſchoff von Arras, Granwella, asſiſtiren muſte.
Philippus II. war in denen Niederlanden eine Zeitlang geweſen. Die
Grafen von Horn und Egmond und der Printz VVilhelm von Oranien
haben groſſe depenſen muͤſſen machen, weil bey denen Spaniern alles
koſtbar hergehen muſte. Daher hat der Granwella dem Philippo II. ge-
rathen, weil die Herren ſich ſehr verblutet, ſo ſollte er bey ſeiner Abreiſe
einen jeden funffzig tauſend Thaler ſchencken, zu mahlen ſich dieſe Herren
tapffer gehalten, und das meiſte zu der victorie wider die Frantzoſen bey
St. Quintin beygetragen. Philippus II. war ſonſt magnificus, hier aber
wollte er nichts geben, welches freylich ein groſſer Fehler geweſen. Es
waren dieſe Herren ſo nicht zu frieden, daß Fremden die Regierung uͤber-
geben worden, aber das Geld hatte alles zugedecket. Die Spanier ſa-
gen auch noch bis dieſe Stunde: Die Armuth habe den Grafen von
Horn und Egmond verleitet, daß ſie res novas unternommen. Man
findet auch denen Ariſtocratien, daß man ſuchet, die Familien zu conſer-
vi
ren, welches in dem Staat von Venedig gewieſen wird. Wenn da
ein nobili herunter kommen, ſo erhalten ſie ihn ex publico, ſie geben ihn
chargen, helffen ihm zu Heyrathen, und haben das principium: non ſit
pauper in civitate.
Mehrere exempla kan man finden in des Reinhards
not. ad Lipſii Politicam.

§. 6. Wenn ich von der Sache in abſtracto rede, ſo ſage ich:Daß Einhei-
miſche Frem-
den vorzuzie-
hen.

Nemo excludendus eſt a publico miniſterio, etiam peregrini ſunt admit-
tendi:
Denn es kan auch unter denen ein habile homme ſeyn. Wir
wiſſen, das bisweilen ein Fremder Gelegenheit gegeben, ut totus ſtatus
reipublicæ in meliorem ordinem redigatur.
Aber das ſind exceptiones,
nach denen exceptionibus muß man ſich nicht richten. Gewiß iſt es,
daß kein Land wird einen Fremden gerne ſehen, und iſt in vielen Koͤnig-
reichen das jus indigenatus. Da iſt es eine groſſe Ehre, und ein Zei-
chen einer Wohlgewogenheit, wenn einer naturaliſiret wird. Die En-
gelaͤnder haben den Portland, den Albemarle naturaliſiret, und andere
mehr, welches aber alle groſſe Leute waren. Wer zum nobili di Vene-
tia declari
ret wird, der muß es anſehen, als ein Zeichen einer beſondern
affection. Unterſchiedene Teutſche Fuͤrſten, als die Braunſchweigiſche
Herren und Paͤbſtliche Nepoten haben dergleichen dignitaͤt erhalten. Bey
denen Schweitzern iſt es was ſonderliches, wenn ſie einen ihr Buͤrger-
Recht geben; Wer es nun aber hier anſiehet, dencket, was ſcheere ich

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[225/0245] ſtatus circa Miniſtros & Magiſtratus inferiores. und wenn ſie herunter kommen, hat er ihnen geſucht, wieder in die Hoͤ- he zu helffen; Aber in denen Niederlanden habe er ſolches nicht obſer- viret: Denn er ſetzte daſelbſt die Margaretha von Parma zur Gouver- nantin, welcher der Biſchoff von Arras, Granwella, asſiſtiren muſte. Philippus II. war in denen Niederlanden eine Zeitlang geweſen. Die Grafen von Horn und Egmond und der Printz VVilhelm von Oranien haben groſſe depenſen muͤſſen machen, weil bey denen Spaniern alles koſtbar hergehen muſte. Daher hat der Granwella dem Philippo II. ge- rathen, weil die Herren ſich ſehr verblutet, ſo ſollte er bey ſeiner Abreiſe einen jeden funffzig tauſend Thaler ſchencken, zu mahlen ſich dieſe Herren tapffer gehalten, und das meiſte zu der victorie wider die Frantzoſen bey St. Quintin beygetragen. Philippus II. war ſonſt magnificus, hier aber wollte er nichts geben, welches freylich ein groſſer Fehler geweſen. Es waren dieſe Herren ſo nicht zu frieden, daß Fremden die Regierung uͤber- geben worden, aber das Geld hatte alles zugedecket. Die Spanier ſa- gen auch noch bis dieſe Stunde: Die Armuth habe den Grafen von Horn und Egmond verleitet, daß ſie res novas unternommen. Man findet auch denen Ariſtocratien, daß man ſuchet, die Familien zu conſer- viren, welches in dem Staat von Venedig gewieſen wird. Wenn da ein nobili herunter kommen, ſo erhalten ſie ihn ex publico, ſie geben ihn chargen, helffen ihm zu Heyrathen, und haben das principium: non ſit pauper in civitate. Mehrere exempla kan man finden in des Reinhards not. ad Lipſii Politicam. §. 6. Wenn ich von der Sache in abſtracto rede, ſo ſage ich: Nemo excludendus eſt a publico miniſterio, etiam peregrini ſunt admit- tendi: Denn es kan auch unter denen ein habile homme ſeyn. Wir wiſſen, das bisweilen ein Fremder Gelegenheit gegeben, ut totus ſtatus reipublicæ in meliorem ordinem redigatur. Aber das ſind exceptiones, nach denen exceptionibus muß man ſich nicht richten. Gewiß iſt es, daß kein Land wird einen Fremden gerne ſehen, und iſt in vielen Koͤnig- reichen das jus indigenatus. Da iſt es eine groſſe Ehre, und ein Zei- chen einer Wohlgewogenheit, wenn einer naturaliſiret wird. Die En- gelaͤnder haben den Portland, den Albemarle naturaliſiret, und andere mehr, welches aber alle groſſe Leute waren. Wer zum nobili di Vene- tia declariret wird, der muß es anſehen, als ein Zeichen einer beſondern affection. Unterſchiedene Teutſche Fuͤrſten, als die Braunſchweigiſche Herren und Paͤbſtliche Nepoten haben dergleichen dignitaͤt erhalten. Bey denen Schweitzern iſt es was ſonderliches, wenn ſie einen ihr Buͤrger- Recht geben; Wer es nun aber hier anſiehet, dencket, was ſcheere ich mich Daß Einhei- miſche Frem- den vorzuzie- hen. F f

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/245>, abgerufen am 28.11.2024.