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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
regardiren, alsdenn kommt eine optima idea heraus. Hergegen alle, die
malcontent seyn, sagen, es werde nicht nur keine arithmetica proportio
observi
ret, denn das kan nicht seyn, sondern auch nicht einmahl Geome-
trica.
Sie sagen, es soll doch einen jeden nach seinem Stande, und nach
seiner Classe wohl gehen, non debemus odio haberi, und klagen sie alle,
odio se haberi. Wenn man die Leute, so unter einer Monarchie stehen,
klagen höret, so sagen sie: Er ist ein Feind von seinen Unterthanen, sucht
sie zu ruiniren, ist homo avarus, es ist ein Stoltz in ihm, se ipsum tantum
respicit,
alles, was er thue, das noch einen Schein sollte von sich geben,
als wenn er seine Unterthanen regardire, wären nur simulationes. Wer
will sich lassen odio habere und ruiniren. Bey denen optimatibus finden
wir auch, daß sie sagen: Wir haben gedacht, es sollten die besten seyn,
und am klügsten regieren, aber odio nos habent. Man will also gerne
a malo ad bonum, damit giebt es revolutiones; daher siehet man die
revolutiones entstehen in der Geschwindigkeit, alsdenn ist mors civitatis
da, welches unten besser wird gewiesen werden. Die ersten Imperantes
haben gesagt: amabimus tanquam patres, die andern haben es nicht ge-
than, daher sind revolutiones entstanden. Unter dem Cronwell waren
auch einige Enthusiasten, welche wollten eine Democratie haben, und sagt
Hobbes: Ihr wisset nicht, was das vor ein imperium; la Canaille re-
gieret da, welches grosse turbas machet. Er übersetzte selbst den Thuci-
didem
aus dem Griechischen ins Englische, damit sie sollten sehen, was
vor ein status in einer Democratie, und hat solches auch viel effectuiret:
denn das Buch haben viele gelesen. Die Reformirten haben sich sehr
dadurch verhaßt gemacht, daß sie auf Democratien gefallen, und haben
sie auch in ihren Kirchen, Kirchen-Väter, welches auch eine abstraction.
Daß aber die Reformirten hierauf gefallen, kommt daher, weil sie in
Franckreich so sehr verfolget worden. In Holland haben sie auch wol-
len eine Democratie anfangen, weßwegen viele müssen fortgehen. Vid.
Bayle sub voce Lambertus Danaeus.
Deßwegen hat man sie in Dänne-
marck nicht aufnehmen wollen, und giebt ihnen solches Masius schuld in
seinem Interesse religionum, welchen Beckmann in Franckfurth an der
Oder in einem Tractat de Interesse religionum refutirt, und sagt er: Es
sey freylich nicht zu leugnen, daß sie auf das principium gefallen, aber sie
wären auch wieder davon abgegangen.

Von denen
Hindernissen
der Glückselig-
keit eines
Staats
1) so durch die

§. 7. Wer glücklich seyn will, der muß auch sehen auf die impedi-
menta,
also wird solches im folgenden ausgeführet.

§. 8. Kein homo externus, kein Princeps externus, keine Republie
ist der andern gut. Alle externi sind unsere Feinde. Dicis: Es ist doch

schreck-

Cap. V. De prudentia
regardiren, alsdenn kommt eine optima idea heraus. Hergegen alle, die
malcontent ſeyn, ſagen, es werde nicht nur keine arithmetica proportio
obſervi
ret, denn das kan nicht ſeyn, ſondern auch nicht einmahl Geome-
trica.
Sie ſagen, es ſoll doch einen jeden nach ſeinem Stande, und nach
ſeiner Claſſe wohl gehen, non debemus odio haberi, und klagen ſie alle,
odio ſe haberi. Wenn man die Leute, ſo unter einer Monarchie ſtehen,
klagen hoͤret, ſo ſagen ſie: Er iſt ein Feind von ſeinen Unterthanen, ſucht
ſie zu ruiniren, iſt homo avarus, es iſt ein Stoltz in ihm, ſe ipſum tantum
reſpicit,
alles, was er thue, das noch einen Schein ſollte von ſich geben,
als wenn er ſeine Unterthanen regardire, waͤren nur ſimulationes. Wer
will ſich laſſen odio habere und ruiniren. Bey denen optimatibus finden
wir auch, daß ſie ſagen: Wir haben gedacht, es ſollten die beſten ſeyn,
und am kluͤgſten regieren, aber odio nos habent. Man will alſo gerne
a malo ad bonum, damit giebt es revolutiones; daher ſiehet man die
revolutiones entſtehen in der Geſchwindigkeit, alsdenn iſt mors civitatis
da, welches unten beſſer wird gewieſen werden. Die erſten Imperantes
haben geſagt: amabimus tanquam patres, die andern haben es nicht ge-
than, daher ſind revolutiones entſtanden. Unter dem Cronwell waren
auch einige Enthuſiaſten, welche wollten eine Democratie haben, und ſagt
Hobbes: Ihr wiſſet nicht, was das vor ein imperium; la Canaille re-
gieret da, welches groſſe turbas machet. Er uͤberſetzte ſelbſt den Thuci-
didem
aus dem Griechiſchen ins Engliſche, damit ſie ſollten ſehen, was
vor ein ſtatus in einer Democratie, und hat ſolches auch viel effectuiret:
denn das Buch haben viele geleſen. Die Reformirten haben ſich ſehr
dadurch verhaßt gemacht, daß ſie auf Democratien gefallen, und haben
ſie auch in ihren Kirchen, Kirchen-Vaͤter, welches auch eine abſtraction.
Daß aber die Reformirten hierauf gefallen, kommt daher, weil ſie in
Franckreich ſo ſehr verfolget worden. In Holland haben ſie auch wol-
len eine Democratie anfangen, weßwegen viele muͤſſen fortgehen. Vid.
Bayle ſub voce Lambertus Danæus.
Deßwegen hat man ſie in Daͤnne-
marck nicht aufnehmen wollen, und giebt ihnen ſolches Maſius ſchuld in
ſeinem Intereſſe religionum, welchen Beckmann in Franckfurth an der
Oder in einem Tractat de Intereſſe religionum refutirt, und ſagt er: Es
ſey freylich nicht zu leugnen, daß ſie auf das principium gefallen, aber ſie
waͤren auch wieder davon abgegangen.

Von denen
Hinderniſſen
der Gluͤckſelig-
keit eines
Staats
1) ſo durch die

§. 7. Wer gluͤcklich ſeyn will, der muß auch ſehen auf die impedi-
menta,
alſo wird ſolches im folgenden ausgefuͤhret.

§. 8. Kein homo externus, kein Princeps externus, keine Republie
iſt der andern gut. Alle externi ſind unſere Feinde. Dicis: Es iſt doch

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[170/0190] Cap. V. De prudentia regardiren, alsdenn kommt eine optima idea heraus. Hergegen alle, die malcontent ſeyn, ſagen, es werde nicht nur keine arithmetica proportio obſerviret, denn das kan nicht ſeyn, ſondern auch nicht einmahl Geome- trica. Sie ſagen, es ſoll doch einen jeden nach ſeinem Stande, und nach ſeiner Claſſe wohl gehen, non debemus odio haberi, und klagen ſie alle, odio ſe haberi. Wenn man die Leute, ſo unter einer Monarchie ſtehen, klagen hoͤret, ſo ſagen ſie: Er iſt ein Feind von ſeinen Unterthanen, ſucht ſie zu ruiniren, iſt homo avarus, es iſt ein Stoltz in ihm, ſe ipſum tantum reſpicit, alles, was er thue, das noch einen Schein ſollte von ſich geben, als wenn er ſeine Unterthanen regardire, waͤren nur ſimulationes. Wer will ſich laſſen odio habere und ruiniren. Bey denen optimatibus finden wir auch, daß ſie ſagen: Wir haben gedacht, es ſollten die beſten ſeyn, und am kluͤgſten regieren, aber odio nos habent. Man will alſo gerne a malo ad bonum, damit giebt es revolutiones; daher ſiehet man die revolutiones entſtehen in der Geſchwindigkeit, alsdenn iſt mors civitatis da, welches unten beſſer wird gewieſen werden. Die erſten Imperantes haben geſagt: amabimus tanquam patres, die andern haben es nicht ge- than, daher ſind revolutiones entſtanden. Unter dem Cronwell waren auch einige Enthuſiaſten, welche wollten eine Democratie haben, und ſagt Hobbes: Ihr wiſſet nicht, was das vor ein imperium; la Canaille re- gieret da, welches groſſe turbas machet. Er uͤberſetzte ſelbſt den Thuci- didem aus dem Griechiſchen ins Engliſche, damit ſie ſollten ſehen, was vor ein ſtatus in einer Democratie, und hat ſolches auch viel effectuiret: denn das Buch haben viele geleſen. Die Reformirten haben ſich ſehr dadurch verhaßt gemacht, daß ſie auf Democratien gefallen, und haben ſie auch in ihren Kirchen, Kirchen-Vaͤter, welches auch eine abſtraction. Daß aber die Reformirten hierauf gefallen, kommt daher, weil ſie in Franckreich ſo ſehr verfolget worden. In Holland haben ſie auch wol- len eine Democratie anfangen, weßwegen viele muͤſſen fortgehen. Vid. Bayle ſub voce Lambertus Danæus. Deßwegen hat man ſie in Daͤnne- marck nicht aufnehmen wollen, und giebt ihnen ſolches Maſius ſchuld in ſeinem Intereſſe religionum, welchen Beckmann in Franckfurth an der Oder in einem Tractat de Intereſſe religionum refutirt, und ſagt er: Es ſey freylich nicht zu leugnen, daß ſie auf das principium gefallen, aber ſie waͤren auch wieder davon abgegangen. §. 7. Wer gluͤcklich ſeyn will, der muß auch ſehen auf die impedi- menta, alſo wird ſolches im folgenden ausgefuͤhret. §. 8. Kein homo externus, kein Princeps externus, keine Republie iſt der andern gut. Alle externi ſind unſere Feinde. Dicis: Es iſt doch ſchreck-

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/190>, abgerufen am 24.11.2024.