Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De Mediis statum conservandi. nicht an. Daher muß man wohl acht geben, daß man die Enthusia-sten nicht einreissen läßt. Man kan hierbey noch dieses mercken. Mons. Samuel Sorbiere * erzehlet in einem Brief an den Mazarini, daß als er in Engeland sich aufgehalten, und bey einem zu Gaste gewesen, so wäre ein Kerl von der compagnie ehe man sichs versehen, auf den Tisch ge- sprungen, habe sich in die Schüssel gesetzt, geprediget, und alle, die um den Tisch gesessen, verdammt. Da sagt er eben, vorhero habe er noch was von diesen Leuten gehalten, und nicht gemeynet, daß sie so schlimm wären, aber nunmehro habe er einen rechten Eckel vor ihnen. Er bittet auch den Mazarini, daß er ihn möchte nach Hause beruffen, indem es ihm nicht mehr da anstünde, da siehet man, daß die Leute dencken, sie wären alleine fromm, und die andern stünden alle in einem verdammlichen Zu- stande. Cap. V. de Mediis statum conservandi. Sectio I. de Mediis cujuscunque statum conservandi seu Pru- dentiae status regulis generatim. §. 1-7. BIsher ist gewiesen worden, was vor eine felicitas, und was vorDaß man zu- que * Er war ein nepos Samuelis Petiti, den der Mazarini reisen lassen, damit er ihm alles möchte zuschreiben, was er hin und wieder observirete. Er hatte ein trefflich jugement, war ein Gassendist, halff auch des Gassendi opera zum Druck befördern. Puffendorff hat vieles in seiner Einleitung zur Hi- storie aus des Sorbiere Lettres & discours sur diverses matieres curieuses fast von Wort zu Wort übersetzet. P 3
Cap. V. De Mediis ſtatum conſervandi. nicht an. Daher muß man wohl acht geben, daß man die Enthuſia-ſten nicht einreiſſen laͤßt. Man kan hierbey noch dieſes mercken. Monſ. Samuel Sorbiere * erzehlet in einem Brief an den Mazarini, daß als er in Engeland ſich aufgehalten, und bey einem zu Gaſte geweſen, ſo waͤre ein Kerl von der compagnie ehe man ſichs verſehen, auf den Tiſch ge- ſprungen, habe ſich in die Schuͤſſel geſetzt, geprediget, und alle, die um den Tiſch geſeſſen, verdammt. Da ſagt er eben, vorhero habe er noch was von dieſen Leuten gehalten, und nicht gemeynet, daß ſie ſo ſchlimm waͤren, aber nunmehro habe er einen rechten Eckel vor ihnen. Er bittet auch den Mazarini, daß er ihn moͤchte nach Hauſe beruffen, indem es ihm nicht mehr da anſtuͤnde, da ſiehet man, daß die Leute dencken, ſie waͤren alleine fromm, und die andern ſtuͤnden alle in einem verdammlichen Zu- ſtande. Cap. V. de Mediis ſtatum conſervandi. Sectio I. de Mediis cujuscunque ſtatum conſervandi ſeu Pru- dentiæ ſtatus regulis generatim. §. 1-7. BIsher iſt gewieſen worden, was vor eine felicitas, und was vorDaß man zu- que * Er war ein nepos Samuelis Petiti, den der Mazarini reiſen laſſen, damit er ihm alles moͤchte zuſchreiben, was er hin und wieder obſervirete. Er hatte ein trefflich jugement, war ein Gaſſendiſt, halff auch des Gaſſendi opera zum Druck befoͤrdern. Puffendorff hat vieles in ſeiner Einleitung zur Hi- ſtorie aus des Sorbiere Lettres & diſcours ſur diverſes matieres curieuſes faſt von Wort zu Wort uͤberſetzet. P 3
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Cap. V. De Mediis ſtatum conſervandi.
nicht an. Daher muß man wohl acht geben, daß man die Enthuſia-
ſten nicht einreiſſen laͤßt. Man kan hierbey noch dieſes mercken. Monſ.
Samuel Sorbiere * erzehlet in einem Brief an den Mazarini, daß als er
in Engeland ſich aufgehalten, und bey einem zu Gaſte geweſen, ſo waͤre
ein Kerl von der compagnie ehe man ſichs verſehen, auf den Tiſch ge-
ſprungen, habe ſich in die Schuͤſſel geſetzt, geprediget, und alle, die um
den Tiſch geſeſſen, verdammt. Da ſagt er eben, vorhero habe er noch
was von dieſen Leuten gehalten, und nicht gemeynet, daß ſie ſo ſchlimm
waͤren, aber nunmehro habe er einen rechten Eckel vor ihnen. Er bittet
auch den Mazarini, daß er ihn moͤchte nach Hauſe beruffen, indem es ihm
nicht mehr da anſtuͤnde, da ſiehet man, daß die Leute dencken, ſie waͤren
alleine fromm, und die andern ſtuͤnden alle in einem verdammlichen Zu-
ſtande.
Cap. V.
de
Mediis ſtatum conſervandi.
Sectio I.
de
Mediis cujuscunque ſtatum conſervandi ſeu Pru-
dentiæ ſtatus regulis generatim.
§. 1-7.
BIsher iſt gewieſen worden, was vor eine felicitas, und was vor
eine infelicitas vorhanden; Viele haben media geſucht, ſich her-
aus zu helffen, aber die rechten nicht angetroffen; daher muß
man nun betrachten die media, wodurch eines jeden ſtatus conſerviret
werden kan: denn derjenige iſt infelix, qui ſtatum ſuum non conſervat,
derjenige, welcher will finem cognoſcere, den ſcopum verum in unoquo-
que
Daß man zu-
foͤrderſt auf
den Endzweck
eines jeden
Standes ſehen
muͤſſe.
* Er war ein nepos Samuelis Petiti, den der Mazarini reiſen laſſen, damit er ihm
alles moͤchte zuſchreiben, was er hin und wieder obſervirete. Er hatte ein
trefflich jugement, war ein Gaſſendiſt, halff auch des Gaſſendi opera zum
Druck befoͤrdern. Puffendorff hat vieles in ſeiner Einleitung zur Hi-
ſtorie aus des Sorbiere Lettres & diſcours ſur diverſes matieres curieuſes
faſt von Wort zu Wort uͤberſetzet.
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