Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. IV. te, sondern sie sind vielmehr nur eine concausa gewesen. Welche Mey-nung mir sehr plausible vorkommt, die auch der Fleury angenommen. Carolus Siginius hat in seinem Buch de republica Ebraeorum auch diese Sachen sehr politisch consideriret, ob er gleich kein Hebräisch konn- te; (Man hat sein Buch in Bremen wieder auflegen lassen.) Da nun GOtt gesehen, daß es ein wollüstiges Volck, welches auf allerhand Speisen und Geträncke fallen würde, so hat er ihnen vieles verbothen, daß sie sollten essen und trincken. Auch ratione der Kleider hat er eine solche disposition gemacht, daß sie nicht sollten ad luxuriam gerathen. Man thut wohl, wenn man singulas leges forenses durchgehet, da kan man dieses am besten sehen. Bisweilen machet man typos dabey, da nichts darinnen stecket, und es sind auch gute moralische reflexiones, daß es aber Dei intentio allemahl gewesen, glaube ich nicht: Etwas lasse ich davon zu; da gehet einer nicht zu weit, und wirfft auch derer Theo- logorum Meynung nicht gantz weg. Auch alle Theologi haben nicht einerley Gedancken, und machet einer diese reflexion, der andere jene; in wenigsten Stücken kommen sie mit einander überein. GOtt hat auch treffliche Anstalten gemacht, daß sie nicht sollten ad scortationes fallen; Und eben deßwegen hat er sie auch so logiret, daß sie nicht sollten an der See liegen; damit nicht vitia Gentium zu ihnen kommen, und sie ad luxuriam declinirten: Denn der luxus bestehet aber in cibo & potu, daß man mit dem Seinigen nicht zufrieden ist; man will bald diese bald je- ne fremde Speise haben. Die Speise auch, welche er ihnen verbothen, daß sie dieselbe nicht sollten essen, sind entweder solche, die der Gesund- heit zu wider, und nicht zu verdauen, oder sie stimuliren ad libidinem. Es hat mir ein gewisser Medicus in Leipzig gesaget, daß er einen Tractat unter den Händen habe, worinnen er eben zeigen wolle, daß alle Spei- sen, so unser HErr GOtt verbothen, denen Menschen schädlich, und wo dieselben die Verdauung nicht hinderten, so wolle er doch zeigen, quod ad libidinem stimulent; Ich habe ihn encouragiret, daß er es bald edi- ren sollte, denn er verstehet Hebräisch, und wird es ein trefflicher Tractat werden: Denn daraus wird man recht begreiffen können, daß denen Jüden GOtt alle itritamenta abgeschnitten. Nichts desto weniger aber/ ob gleich GOtt alles dieses gethan, so hat er doch auch in seinen legi- bus humanitatis rationem nicht vergessen. Es sind freylich sehr scharffe leges, die leges Forenses und Leviticae: doch hat er ihm ob infirmitatem vieles zugelassen, das ist aber ein Anzeigen eines legislatoris sapientis. Die Leges Draconis waren scharffe Leges, aber Cicero zeiget, daß sie nicht gedauret: Denn man hat die irritamenta nicht weggeschafft, wie bey
Cap. IV. te, ſondern ſie ſind vielmehr nur eine concauſa geweſen. Welche Mey-nung mir ſehr plauſible vorkommt, die auch der Fleury angenommen. Carolus Siginius hat in ſeinem Buch de republica Ebræorum auch dieſe Sachen ſehr politiſch conſideriret, ob er gleich kein Hebraͤiſch konn- te; (Man hat ſein Buch in Bremen wieder auflegen laſſen.) Da nun GOtt geſehen, daß es ein wolluͤſtiges Volck, welches auf allerhand Speiſen und Getraͤncke fallen wuͤrde, ſo hat er ihnen vieles verbothen, daß ſie ſollten eſſen und trincken. Auch ratione der Kleider hat er eine ſolche diſpoſition gemacht, daß ſie nicht ſollten ad luxuriam gerathen. Man thut wohl, wenn man ſingulas leges forenſes durchgehet, da kan man dieſes am beſten ſehen. Bisweilen machet man typos dabey, da nichts darinnen ſtecket, und es ſind auch gute moraliſche reflexiones, daß es aber Dei intentio allemahl geweſen, glaube ich nicht: Etwas laſſe ich davon zu; da gehet einer nicht zu weit, und wirfft auch derer Theo- logorum Meynung nicht gantz weg. Auch alle Theologi haben nicht einerley Gedancken, und machet einer dieſe reflexion, der andere jene; in wenigſten Stuͤcken kommen ſie mit einander uͤberein. GOtt hat auch treffliche Anſtalten gemacht, daß ſie nicht ſollten ad ſcortationes fallen; Und eben deßwegen hat er ſie auch ſo logiret, daß ſie nicht ſollten an der See liegen; damit nicht vitia Gentium zu ihnen kommen, und ſie ad luxuriam declinirten: Denn der luxus beſtehet aber in cibo & potu, daß man mit dem Seinigen nicht zufrieden iſt; man will bald dieſe bald je- ne fremde Speiſe haben. Die Speiſe auch, welche er ihnen verbothen, daß ſie dieſelbe nicht ſollten eſſen, ſind entweder ſolche, die der Geſund- heit zu wider, und nicht zu verdauen, oder ſie ſtimuliren ad libidinem. Es hat mir ein gewiſſer Medicus in Leipzig geſaget, daß er einen Tractat unter den Haͤnden habe, worinnen er eben zeigen wolle, daß alle Spei- ſen, ſo unſer HErr GOtt verbothen, denen Menſchen ſchaͤdlich, und wo dieſelben die Verdauung nicht hinderten, ſo wolle er doch zeigen, quod ad libidinem ſtimulent; Ich habe ihn encouragiret, daß er es bald edi- ren ſollte, denn er verſtehet Hebraͤiſch, und wird es ein trefflicher Tractat werden: Denn daraus wird man recht begreiffen koͤnnen, daß denen Juͤden GOtt alle itritamenta abgeſchnitten. Nichts deſto weniger aber/ ob gleich GOtt alles dieſes gethan, ſo hat er doch auch in ſeinen legi- bus humanitatis rationem nicht vergeſſen. Es ſind freylich ſehr ſcharffe leges, die leges Forenſes und Leviticæ: doch hat er ihm ob infirmitatem vieles zugelaſſen, das iſt aber ein Anzeigen eines legislatoris ſapientis. Die Leges Draconis waren ſcharffe Leges, aber Cicero zeiget, daß ſie nicht gedauret: Denn man hat die irritamenta nicht weggeſchafft, wie bey
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Carolus Siginius hat in ſeinem Buch de republica Ebræorum auch
dieſe Sachen ſehr politiſch conſideriret, ob er gleich kein Hebraͤiſch konn-
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GOtt geſehen, daß es ein wolluͤſtiges Volck, welches auf allerhand
Speiſen und Getraͤncke fallen wuͤrde, ſo hat er ihnen vieles verbothen,
daß ſie ſollten eſſen und trincken. Auch ratione der Kleider hat er eine
ſolche diſpoſition gemacht, daß ſie nicht ſollten ad luxuriam gerathen.
Man thut wohl, wenn man ſingulas leges forenſes durchgehet, da kan
man dieſes am beſten ſehen. Bisweilen machet man typos dabey, da
nichts darinnen ſtecket, und es ſind auch gute moraliſche reflexiones, daß
es aber Dei intentio allemahl geweſen, glaube ich nicht: Etwas laſſe
ich davon zu; da gehet einer nicht zu weit, und wirfft auch derer Theo-
logorum Meynung nicht gantz weg. Auch alle Theologi haben nicht
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in wenigſten Stuͤcken kommen ſie mit einander uͤberein. GOtt hat auch
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Und eben deßwegen hat er ſie auch ſo logiret, daß ſie nicht ſollten an der
See liegen; damit nicht vitia Gentium zu ihnen kommen, und ſie ad
luxuriam declinirten: Denn der luxus beſtehet aber in cibo & potu, daß
man mit dem Seinigen nicht zufrieden iſt; man will bald dieſe bald je-
ne fremde Speiſe haben. Die Speiſe auch, welche er ihnen verbothen,
daß ſie dieſelbe nicht ſollten eſſen, ſind entweder ſolche, die der Geſund-
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Es hat mir ein gewiſſer Medicus in Leipzig geſaget, daß er einen Tractat
unter den Haͤnden habe, worinnen er eben zeigen wolle, daß alle Spei-
ſen, ſo unſer HErr GOtt verbothen, denen Menſchen ſchaͤdlich, und wo
dieſelben die Verdauung nicht hinderten, ſo wolle er doch zeigen, quod
ad libidinem ſtimulent; Ich habe ihn encouragiret, daß er es bald edi-
ren ſollte, denn er verſtehet Hebraͤiſch, und wird es ein trefflicher Tractat
werden: Denn daraus wird man recht begreiffen koͤnnen, daß denen
Juͤden GOtt alle itritamenta abgeſchnitten. Nichts deſto weniger aber/
ob gleich GOtt alles dieſes gethan, ſo hat er doch auch in ſeinen legi-
bus humanitatis rationem nicht vergeſſen. Es ſind freylich ſehr ſcharffe
leges, die leges Forenſes und Leviticæ: doch hat er ihm ob infirmitatem
vieles zugelaſſen, das iſt aber ein Anzeigen eines legislatoris ſapientis.
Die Leges Draconis waren ſcharffe Leges, aber Cicero zeiget, daß ſie
nicht gedauret: Denn man hat die irritamenta nicht weggeſchafft, wie
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