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Gumppenberg, Hanns von: Deutsche Lyrik von gestern. München, 1891 (= Münchener Flugschriften, Bd. 3).

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selbst ihre Miene, die moderne Nase zu mittelalterlichem Schnitzwerk verlängernd. Hören wir, wie Felix Dahn zum Beispiel seine Liebe als "Rosa von Awein" besingt:

Die hehrste Dame in dem Land ist Rosa von Awein,
Und mein ist sie mit Herz und Hand, und soll es ewig sein!
Am Lindenbaum im Abendgold fand ich die süße Maid,
Sie selbst so sanft und mild und hold wie gold'ne Abendzeit:
O Maid -- so sprach ich -- auf dem Kahn in blauer See Euch wiegt:
Wie lieblich, wenn auf leiser Bahn Jhr durch die Wellen fliegt!
"Will mich nicht wiegen in blauer See, noch auf der Wellen Schaum:
Es bannt mich in der Linde Näh' weiß nicht, welch' tiefer Traum."
O Maid, kommt auf die Hünengruft, wo die wilde Rose steht:
Wie lieblich, wenn ihr milder Duft im Abendwinde weht.
"Nicht zieht mich von der Linde fort der Hünenrose Flor:
Mit ist, ich find' an diesem Ort ein Kleinod, das ich verlor."
Weil hier zuerst du mich erkorst, d'rum ist das Geh'n dir leid:
Das Kleinod, das du hier verlorst -- ist's nicht dein Herz, o Maid?
Da ward sie still, da ward sie rot, und senkte die Wimpern fein,
Und lächelnd sie die Hand mir bot: "So mag es, Ritter sein."
Die hehrste Dam' im ganzen Land ist Rosa von Awein
Am Lindenbaum mit Herz und Hand im gold'nen Abendschein!

Ebenso ernsthaft, aber düsterer als Felix Dahn ist Hermann Lingg angelegt, welcher sich namentlich um die phantasievolle Dekoration der Weltgeschichte große Verdienste erworben hat: z.B. in seinem Gedichte

Letztes Schlachtlied der Vandalen in Afrika.
Erspäht ihr durch die Nacht
Karthago's Mondenglanz?
Dort triumphirt die Pracht
Der Griechen von Byzanz.
O stolze Stadt des Ruhms,
Daß wir dich lassen mußten,
Stern des Vandalentums,
Perle der Wüstenpußten!
O Schmerz, laß' heut' den Pfeil
Auf schwarzem Bogen rosten,
Daß nicht mit Wehgeheul
Wir seinen Giftdorn kosten!

selbst ihre Miene, die moderne Nase zu mittelalterlichem Schnitzwerk verlängernd. Hören wir, wie Felix Dahn zum Beispiel seine Liebe als „Rosa von Awein“ besingt:

Die hehrste Dame in dem Land ist Rosa von Awein,
Und mein ist sie mit Herz und Hand, und soll es ewig sein!
Am Lindenbaum im Abendgold fand ich die süße Maid,
Sie selbst so sanft und mild und hold wie gold'ne Abendzeit:
O Maid — so sprach ich — auf dem Kahn in blauer See Euch wiegt:
Wie lieblich, wenn auf leiser Bahn Jhr durch die Wellen fliegt!
„Will mich nicht wiegen in blauer See, noch auf der Wellen Schaum:
Es bannt mich in der Linde Näh' weiß nicht, welch' tiefer Traum.“
O Maid, kommt auf die Hünengruft, wo die wilde Rose steht:
Wie lieblich, wenn ihr milder Duft im Abendwinde weht.
„Nicht zieht mich von der Linde fort der Hünenrose Flor:
Mit ist, ich find' an diesem Ort ein Kleinod, das ich verlor.“
Weil hier zuerst du mich erkorst, d'rum ist das Geh'n dir leid:
Das Kleinod, das du hier verlorst — ist's nicht dein Herz, o Maid?
Da ward sie still, da ward sie rot, und senkte die Wimpern fein,
Und lächelnd sie die Hand mir bot: „So mag es, Ritter sein.“
Die hehrste Dam' im ganzen Land ist Rosa von Awein
Am Lindenbaum mit Herz und Hand im gold'nen Abendschein!

Ebenso ernsthaft, aber düsterer als Felix Dahn ist Hermann Lingg angelegt, welcher sich namentlich um die phantasievolle Dekoration der Weltgeschichte große Verdienste erworben hat: z.B. in seinem Gedichte

Letztes Schlachtlied der Vandalen in Afrika.
Erspäht ihr durch die Nacht
Karthago's Mondenglanz?
Dort triumphirt die Pracht
Der Griechen von Byzanz.
O stolze Stadt des Ruhms,
Daß wir dich lassen mußten,
Stern des Vandalentums,
Perle der Wüstenpußten!
O Schmerz, laß' heut' den Pfeil
Auf schwarzem Bogen rosten,
Daß nicht mit Wehgeheul
Wir seinen Giftdorn kosten!
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[14/0014] selbst ihre Miene, die moderne Nase zu mittelalterlichem Schnitzwerk verlängernd. Hören wir, wie Felix Dahn zum Beispiel seine Liebe als „Rosa von Awein“ besingt: Die hehrste Dame in dem Land ist Rosa von Awein, Und mein ist sie mit Herz und Hand, und soll es ewig sein! Am Lindenbaum im Abendgold fand ich die süße Maid, Sie selbst so sanft und mild und hold wie gold'ne Abendzeit: O Maid — so sprach ich — auf dem Kahn in blauer See Euch wiegt: Wie lieblich, wenn auf leiser Bahn Jhr durch die Wellen fliegt! „Will mich nicht wiegen in blauer See, noch auf der Wellen Schaum: Es bannt mich in der Linde Näh' weiß nicht, welch' tiefer Traum.“ O Maid, kommt auf die Hünengruft, wo die wilde Rose steht: Wie lieblich, wenn ihr milder Duft im Abendwinde weht. „Nicht zieht mich von der Linde fort der Hünenrose Flor: Mit ist, ich find' an diesem Ort ein Kleinod, das ich verlor.“ Weil hier zuerst du mich erkorst, d'rum ist das Geh'n dir leid: Das Kleinod, das du hier verlorst — ist's nicht dein Herz, o Maid? Da ward sie still, da ward sie rot, und senkte die Wimpern fein, Und lächelnd sie die Hand mir bot: „So mag es, Ritter sein.“ Die hehrste Dam' im ganzen Land ist Rosa von Awein Am Lindenbaum mit Herz und Hand im gold'nen Abendschein! Ebenso ernsthaft, aber düsterer als Felix Dahn ist Hermann Lingg angelegt, welcher sich namentlich um die phantasievolle Dekoration der Weltgeschichte große Verdienste erworben hat: z.B. in seinem Gedichte Letztes Schlachtlied der Vandalen in Afrika. Erspäht ihr durch die Nacht Karthago's Mondenglanz? Dort triumphirt die Pracht Der Griechen von Byzanz. O stolze Stadt des Ruhms, Daß wir dich lassen mußten, Stern des Vandalentums, Perle der Wüstenpußten! O Schmerz, laß' heut' den Pfeil Auf schwarzem Bogen rosten, Daß nicht mit Wehgeheul Wir seinen Giftdorn kosten!

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Universität Duisburg-Essen, Projekt Lyriktheorie (Dr. Rudolf Brandmeyer): Bereitstellung der Texttranskription. (2018-04-05T14:03:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-04-05T14:03:19Z)

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Zitationshilfe: Gumppenberg, Hanns von: Deutsche Lyrik von gestern. München, 1891 (= Münchener Flugschriften, Bd. 3), S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gumppenberg_lyrik_1891/14>, abgerufen am 24.11.2024.