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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
Menge Nazionen gleiches Recht daran hätten. Polit.
Journal Jul. 1783. S. 684.
§. 24.
Adriatisches Meer.

Das Eigenthum und die Herschaft über das adria-
tische Meer, [Mare Adriaticum, Golso di Venezia] wel-
ches aus einem grossen Meerbusen des mitländischen
Meeres zwischen den Küsten von Dalmatien, Istrien
und Italien von Otranto und gegenüber Valona bis
Venedig besteht, hat besonders zwischen der Republik
Venedig und dem Hause Oesterreich, als Besitzern des
Königreichs Dalmatien, dann auch den Königen von
Neapolis und Sicilien, ingleichen dem Papst heftige
Streitigkeiten und blutige Kriege veranlaßt. Am leb-
haftesten verfolgt Venedig, an deren Gebiete dieses
Meer grossentheils stößt, ihre vermeintlichen Rechte,
und sucht die Herschaft dadurch zu erhalten, daß der
Doge, wie bekant, iährlich mit diesem Meere, durch
Hineinwerfung eines Ringes, sich feierlich vermählt. a]
Die Republik hält ihre Occupation für so rechtmässi-
ger, weil ihr päpstliche Schenkungen und Vergünsti-
gungen b] und dann ein vieliähriger Besitz zu Statten
kämen, indem iene Feierlichkeit allemal in Gegenwart
von Gesandten der meisten Völker in Europa geschähe,
noch keiner aber einen Widerspruch dagegen vorgebracht
habe. Allein österreichischer Seits erklärt man alles
für widerrechtliche Anmaassungen.

a] Wie Alexander der Grosse das indische Meer durch
Hineinwerfung goldener Becher in Besitz nahm. Diod.
Sic. Biblioth. l. 17. Iustin. c.
12.
b] Als iedoch in der Folge Papst Alexander VI. die Vor-
legung der Urkunde über diese Schenkung verlangte, gab
der venetianische Gesandte, Hyeron. Donatus, die be-
und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
Menge Nazionen gleiches Recht daran haͤtten. Polit.
Journal Jul. 1783. S. 684.
§. 24.
Adriatiſches Meer.

Das Eigenthum und die Herſchaft uͤber das adria-
tiſche Meer, [Mare Adriaticum, Golſo di Venezia] wel-
ches aus einem groſſen Meerbuſen des mitlaͤndiſchen
Meeres zwiſchen den Kuͤſten von Dalmatien, Iſtrien
und Italien von Otranto und gegenuͤber Valona bis
Venedig beſteht, hat beſonders zwiſchen der Republik
Venedig und dem Hauſe Oeſterreich, als Beſitzern des
Koͤnigreichs Dalmatien, dann auch den Koͤnigen von
Neapolis und Sicilien, ingleichen dem Papſt heftige
Streitigkeiten und blutige Kriege veranlaßt. Am leb-
hafteſten verfolgt Venedig, an deren Gebiete dieſes
Meer groſſentheils ſtoͤßt, ihre vermeintlichen Rechte,
und ſucht die Herſchaft dadurch zu erhalten, daß der
Doge, wie bekant, iaͤhrlich mit dieſem Meere, durch
Hineinwerfung eines Ringes, ſich feierlich vermaͤhlt. a]
Die Republik haͤlt ihre Occupation fuͤr ſo rechtmaͤſſi-
ger, weil ihr paͤpſtliche Schenkungen und Verguͤnſti-
gungen b] und dann ein vieliaͤhriger Beſitz zu Statten
kaͤmen, indem iene Feierlichkeit allemal in Gegenwart
von Geſandten der meiſten Voͤlker in Europa geſchaͤhe,
noch keiner aber einen Widerſpruch dagegen vorgebracht
habe. Allein oͤſterreichiſcher Seits erklaͤrt man alles
fuͤr widerrechtliche Anmaaſſungen.

a] Wie Alexander der Groſſe das indiſche Meer durch
Hineinwerfung goldener Becher in Beſitz nahm. Diod.
Sic. Biblioth. l. 17. Iuſtin. c.
12.
b] Als iedoch in der Folge Papſt Alexander VI. die Vor-
legung der Urkunde uͤber dieſe Schenkung verlangte, gab
der venetianiſche Geſandte, Hyeron. Donatus, die be-
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[45/0059] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. c] Menge Nazionen gleiches Recht daran haͤtten. Polit. Journal Jul. 1783. S. 684. §. 24. Adriatiſches Meer. Das Eigenthum und die Herſchaft uͤber das adria- tiſche Meer, [Mare Adriaticum, Golſo di Venezia] wel- ches aus einem groſſen Meerbuſen des mitlaͤndiſchen Meeres zwiſchen den Kuͤſten von Dalmatien, Iſtrien und Italien von Otranto und gegenuͤber Valona bis Venedig beſteht, hat beſonders zwiſchen der Republik Venedig und dem Hauſe Oeſterreich, als Beſitzern des Koͤnigreichs Dalmatien, dann auch den Koͤnigen von Neapolis und Sicilien, ingleichen dem Papſt heftige Streitigkeiten und blutige Kriege veranlaßt. Am leb- hafteſten verfolgt Venedig, an deren Gebiete dieſes Meer groſſentheils ſtoͤßt, ihre vermeintlichen Rechte, und ſucht die Herſchaft dadurch zu erhalten, daß der Doge, wie bekant, iaͤhrlich mit dieſem Meere, durch Hineinwerfung eines Ringes, ſich feierlich vermaͤhlt. a] Die Republik haͤlt ihre Occupation fuͤr ſo rechtmaͤſſi- ger, weil ihr paͤpſtliche Schenkungen und Verguͤnſti- gungen b] und dann ein vieliaͤhriger Beſitz zu Statten kaͤmen, indem iene Feierlichkeit allemal in Gegenwart von Geſandten der meiſten Voͤlker in Europa geſchaͤhe, noch keiner aber einen Widerſpruch dagegen vorgebracht habe. Allein oͤſterreichiſcher Seits erklaͤrt man alles fuͤr widerrechtliche Anmaaſſungen. a] Wie Alexander der Groſſe das indiſche Meer durch Hineinwerfung goldener Becher in Beſitz nahm. Diod. Sic. Biblioth. l. 17. Iuſtin. c. 12. b] Als iedoch in der Folge Papſt Alexander VI. die Vor- legung der Urkunde uͤber dieſe Schenkung verlangte, gab der venetianiſche Geſandte, Hyeron. Donatus, die be- kante

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/59>, abgerufen am 21.11.2024.