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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von den persönlichen Verhältnissen
nes iuris principum privati IX. Tom. Lips. 1747.
seqq.
4.
§. 2.

Die Person des Regenten ist, um des algemeinen
Besten willen, nach den Grundsätzen des algemeinen
Staatsrechts unverletzlich, und auch die Nazionen ge-
gen einander befolgen ihn, so daß sie bey vorkommen-
den Anfällen auf die Person eines Souverains in Ahn-
dung des Verbrechers gewönlich gemeinschaftliche Sache
machen a]; auch bey verspürten Anschlägen nicht unter-
lassen, einander zu warnen b]; am wenigsten aber,
sogar im Kriege, sich dergleichen widrige Absichten ge-
gen dieselben erlauben c].

a] Vattel L. I. c. 4. §. 50. Neyron prineipes du
droit d. g. C. IV. art.
2. §. 112. Bey der 1771.
dem Könige in Polen gedachten Lebensgefahr schrieb der
König in Preussen an den erstern: C'est une affaire
qui interesse tous les souverains
, et ce trait, aussi
noir qu'inhumain de la part des Confederes merite-
roit que toutes les Puissances de l'Europe se reunis-
sent et tirassent une vengeance eclatante de cet enorme
forfait dont ils se sont rendu coupables.
Mosers
Versuch 1. Th. S. 285. ff.
b] Im siebenjährigen Kriege ließ die Kaiserin Königin da-
her den König von Preussen durch den Grafen Kaunitz
benachrichtigen, daß eine Verschwörung wider ihn im
Werke sey. Der König antwortete ihr, daß er der Kai-
serin für die Nachricht, die sie ihm zu erteilen die Güte
gehabt hätte, verbunden sey; daß es aber zwey Arten
des Meichelmords gebe, die eine durch den Dolch, die
andere durch entehrende Schandschriften, und daß er,
wie er die Kaiserin versichern könte, die erste Art wenig
Von den perſoͤnlichen Verhaͤltniſſen
nes iuris principum privati IX. Tom. Lipſ. 1747.
ſeqq.
4.
§. 2.

Die Perſon des Regenten iſt, um des algemeinen
Beſten willen, nach den Grundſaͤtzen des algemeinen
Staatsrechts unverletzlich, und auch die Nazionen ge-
gen einander befolgen ihn, ſo daß ſie bey vorkommen-
den Anfaͤllen auf die Perſon eines Souverains in Ahn-
dung des Verbrechers gewoͤnlich gemeinſchaftliche Sache
machen a]; auch bey verſpuͤrten Anſchlaͤgen nicht unter-
laſſen, einander zu warnen b]; am wenigſten aber,
ſogar im Kriege, ſich dergleichen widrige Abſichten ge-
gen dieſelben erlauben c].

a] Vattel L. I. c. 4. §. 50. Neyron prineipes du
droit d. g. C. IV. art.
2. §. 112. Bey der 1771.
dem Koͤnige in Polen gedachten Lebensgefahr ſchrieb der
Koͤnig in Preuſſen an den erſtern: C’eſt une affaire
qui intereſſe tous les ſouverains
, et ce trait, auſſi
noir qu’inhumain de la part des Confêdéres mérite-
roit que toutes les Puiſſances de l’Europe ſe reuniſ-
ſent et tiraſſent une vengeance éclatante de cet enorme
forfait dont ils ſe ſont rendu coupables.
Moſers
Verſuch 1. Th. S. 285. ff.
b] Im ſiebenjaͤhrigen Kriege ließ die Kaiſerin Koͤnigin da-
her den Koͤnig von Preuſſen durch den Grafen Kaunitz
benachrichtigen, daß eine Verſchwoͤrung wider ihn im
Werke ſey. Der Koͤnig antwortete ihr, daß er der Kai-
ſerin fuͤr die Nachricht, die ſie ihm zu erteilen die Guͤte
gehabt haͤtte, verbunden ſey; daß es aber zwey Arten
des Meichelmords gebe, die eine durch den Dolch, die
andere durch entehrende Schandſchriften, und daß er,
wie er die Kaiſerin verſichern koͤnte, die erſte Art wenig
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[474/0488] Von den perſoͤnlichen Verhaͤltniſſen *] nes iuris principum privati IX. Tom. Lipſ. 1747. ſeqq. 4. §. 2. Die Perſon des Regenten iſt, um des algemeinen Beſten willen, nach den Grundſaͤtzen des algemeinen Staatsrechts unverletzlich, und auch die Nazionen ge- gen einander befolgen ihn, ſo daß ſie bey vorkommen- den Anfaͤllen auf die Perſon eines Souverains in Ahn- dung des Verbrechers gewoͤnlich gemeinſchaftliche Sache machen a]; auch bey verſpuͤrten Anſchlaͤgen nicht unter- laſſen, einander zu warnen b]; am wenigſten aber, ſogar im Kriege, ſich dergleichen widrige Abſichten ge- gen dieſelben erlauben c]. a] Vattel L. I. c. 4. §. 50. Neyron prineipes du droit d. g. C. IV. art. 2. §. 112. Bey der 1771. dem Koͤnige in Polen gedachten Lebensgefahr ſchrieb der Koͤnig in Preuſſen an den erſtern: C’eſt une affaire qui intereſſe tous les ſouverains, et ce trait, auſſi noir qu’inhumain de la part des Confêdéres mérite- roit que toutes les Puiſſances de l’Europe ſe reuniſ- ſent et tiraſſent une vengeance éclatante de cet enorme forfait dont ils ſe ſont rendu coupables. Moſers Verſuch 1. Th. S. 285. ff. b] Im ſiebenjaͤhrigen Kriege ließ die Kaiſerin Koͤnigin da- her den Koͤnig von Preuſſen durch den Grafen Kaunitz benachrichtigen, daß eine Verſchwoͤrung wider ihn im Werke ſey. Der Koͤnig antwortete ihr, daß er der Kai- ſerin fuͤr die Nachricht, die ſie ihm zu erteilen die Guͤte gehabt haͤtte, verbunden ſey; daß es aber zwey Arten des Meichelmords gebe, die eine durch den Dolch, die andere durch entehrende Schandſchriften, und daß er, wie er die Kaiſerin verſichern koͤnte, die erſte Art wenig achte,

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/488>, abgerufen am 22.11.2024.