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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von der Regierungsfolge.
daß der Erzherzog Joseph auf eine der Reichsverfassung
gemässe Art zum römischen König erwählt werde.
f] Wie Frankreich 1733. sich beschwert, daß der Kaiser,
Rußland und Sachsen durch ihre Truppen die polnische
Wahl zu bewürken gesucht, sehe man in dem Kriegsma-
nifest des Königs in Frankreich gegen den Kaiser 1733.
in Mosers Reichsfama 15. Th. S. 501. ff. Im
Jahre 1764. rückten wegen der Wahl in Polen russische
und preussische Truppen an die Grenzen, die Pforte er-
klärte daher 1768. Rußland um deswillen mit den Krieg,
daß es, nach dem Tode August III. mit Gewalt einen
polnischen Officier auf den Thron gesetzt habe. Mo-
sers
Versuch 1. Th. S. 229.
g] Frankreich und die Kaiserin Königin in Ungarn etc. ver-
einigten sich in einem Allianztractat 1758. Art. 20.
in Rücksicht einer künftigen polnischen Königswahl nur
gemeinschaftliche Maasregeln zu nehmen, und da ihre
Absicht keine andere ist, als blos die Freiheit der polni-
schen Nazion aufrecht zu erhalten, so erklären sie von itzt
an, daß, wenn die freie Wahl der Republik auf einen
Prinzen des sächsischen Hauses fallen solte, sie diese
Wahl nach ihren besten Kräften unterstützen werden.
h] So rückten, dem Vorgeben nach, auf Ersuchen vieler
vornehmer Glieder der Republik Polen 1733. daselbst
kaiserliche, russische und preussische Truppen ein, um
die Freiheit der Wahlstimmen zu handhaben. s. Mo-
sers
Reichsfama 16. Th. S. 218. 743. ff.
i] Der König in Frankreich ließ 1741. den Wahlconvent
erinnern, die Kaiserwahl zu beschleinigen, weil er, als
Garant des westphälischen Friedens, dieses allerdings zur
Mitsorge zu ziehen hätte; es wurde ihm aber geantwor-
tet: Man wissen den Articulum pacis Westphalicae
nicht, kraft dessen die Garants desselben Theil an diesen
innern Reichsgeschäften nehmen können. Mosers Ver-
such 1. Th. S. 194.
Von der Regierungsfolge.
daß der Erzherzog Joſeph auf eine der Reichsverfaſſung
gemaͤſſe Art zum roͤmiſchen Koͤnig erwaͤhlt werde.
f] Wie Frankreich 1733. ſich beſchwert, daß der Kaiſer,
Rußland und Sachſen durch ihre Truppen die polniſche
Wahl zu bewuͤrken geſucht, ſehe man in dem Kriegsma-
nifeſt des Koͤnigs in Frankreich gegen den Kaiſer 1733.
in Moſers Reichsfama 15. Th. S. 501. ff. Im
Jahre 1764. ruͤckten wegen der Wahl in Polen ruſſiſche
und preuſſiſche Truppen an die Grenzen, die Pforte er-
klaͤrte daher 1768. Rußland um deswillen mit den Krieg,
daß es, nach dem Tode Auguſt III. mit Gewalt einen
polniſchen Officier auf den Thron geſetzt habe. Mo-
ſers
Verſuch 1. Th. S. 229.
g] Frankreich und die Kaiſerin Koͤnigin in Ungarn ꝛc. ver-
einigten ſich in einem Allianztractat 1758. Art. 20.
in Ruͤckſicht einer kuͤnftigen polniſchen Koͤnigswahl nur
gemeinſchaftliche Maasregeln zu nehmen, und da ihre
Abſicht keine andere iſt, als blos die Freiheit der polni-
ſchen Nazion aufrecht zu erhalten, ſo erklaͤren ſie von itzt
an, daß, wenn die freie Wahl der Republik auf einen
Prinzen des ſaͤchſiſchen Hauſes fallen ſolte, ſie dieſe
Wahl nach ihren beſten Kraͤften unterſtuͤtzen werden.
h] So ruͤckten, dem Vorgeben nach, auf Erſuchen vieler
vornehmer Glieder der Republik Polen 1733. daſelbſt
kaiſerliche, ruſſiſche und preuſſiſche Truppen ein, um
die Freiheit der Wahlſtimmen zu handhaben. ſ. Mo-
ſers
Reichsfama 16. Th. S. 218. 743. ff.
i] Der Koͤnig in Frankreich ließ 1741. den Wahlconvent
erinnern, die Kaiſerwahl zu beſchleinigen, weil er, als
Garant des weſtphaͤliſchen Friedens, dieſes allerdings zur
Mitſorge zu ziehen haͤtte; es wurde ihm aber geantwor-
tet: Man wiſſen den Articulum pacis Weſtphalicae
nicht, kraft deſſen die Garants deſſelben Theil an dieſen
innern Reichsgeſchaͤften nehmen koͤnnen. Moſers Ver-
ſuch 1. Th. S. 194.
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[411/0425] Von der Regierungsfolge. e] daß der Erzherzog Joſeph auf eine der Reichsverfaſſung gemaͤſſe Art zum roͤmiſchen Koͤnig erwaͤhlt werde. f] Wie Frankreich 1733. ſich beſchwert, daß der Kaiſer, Rußland und Sachſen durch ihre Truppen die polniſche Wahl zu bewuͤrken geſucht, ſehe man in dem Kriegsma- nifeſt des Koͤnigs in Frankreich gegen den Kaiſer 1733. in Moſers Reichsfama 15. Th. S. 501. ff. Im Jahre 1764. ruͤckten wegen der Wahl in Polen ruſſiſche und preuſſiſche Truppen an die Grenzen, die Pforte er- klaͤrte daher 1768. Rußland um deswillen mit den Krieg, daß es, nach dem Tode Auguſt III. mit Gewalt einen polniſchen Officier auf den Thron geſetzt habe. Mo- ſers Verſuch 1. Th. S. 229. g] Frankreich und die Kaiſerin Koͤnigin in Ungarn ꝛc. ver- einigten ſich in einem Allianztractat 1758. Art. 20. in Ruͤckſicht einer kuͤnftigen polniſchen Koͤnigswahl nur gemeinſchaftliche Maasregeln zu nehmen, und da ihre Abſicht keine andere iſt, als blos die Freiheit der polni- ſchen Nazion aufrecht zu erhalten, ſo erklaͤren ſie von itzt an, daß, wenn die freie Wahl der Republik auf einen Prinzen des ſaͤchſiſchen Hauſes fallen ſolte, ſie dieſe Wahl nach ihren beſten Kraͤften unterſtuͤtzen werden. h] So ruͤckten, dem Vorgeben nach, auf Erſuchen vieler vornehmer Glieder der Republik Polen 1733. daſelbſt kaiſerliche, ruſſiſche und preuſſiſche Truppen ein, um die Freiheit der Wahlſtimmen zu handhaben. ſ. Mo- ſers Reichsfama 16. Th. S. 218. 743. ff. i] Der Koͤnig in Frankreich ließ 1741. den Wahlconvent erinnern, die Kaiſerwahl zu beſchleinigen, weil er, als Garant des weſtphaͤliſchen Friedens, dieſes allerdings zur Mitſorge zu ziehen haͤtte; es wurde ihm aber geantwor- tet: Man wiſſen den Articulum pacis Weſtphalicae nicht, kraft deſſen die Garants deſſelben Theil an dieſen innern Reichsgeſchaͤften nehmen koͤnnen. Moſers Ver- ſuch 1. Th. S. 194. k] Als

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/425>, abgerufen am 25.11.2024.