Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Von d. Fests. einer gewissen Regierungsform.
sich gründeten, über den Haufen warf, und so die Allein-
macht errang, haben wir bis ietzt Unser Recht, Uns
diesem zu widersetzen
nicht geltend gemacht, obgleich
die Stipulation des Nystädter Friedens, die in dem letz-
ten Aboischen Frieden in ihrem ganzen Umfange bestättigt
worden sind, sich dadurch offenbar verletzt finden. --
Ein solches Benehmen von Unserer Seite gründet sich
auf die Vermuthung, daß iene Ereignisse das Wohl
Schwedens nicht erschüttern, noch eine nachteilige Folge
auf die Ruhe der Nachbarn haben konten. Polit.
Journ
. Aug. 1788. S. 826.
e] de Martens l. c. p. 87.
§. 8.
Anerkennung der Regierungsform.

Wenn eine Nazion für gut gefunden hat, ihre Con-
stitution zu verbessern oder umzuändern, so pflegt sie
den übrigen, besonders denen, mit welchen sie in
freundschaftlichen Verhältnissen steht, solches bekant
zu machen a]; und diese können mit Grunde die Aner-
kennung der neuen Regierungsverfassung nicht verwei-
gern, wenn die Veränderung auf eine rechtmässige Art
geschehen und ihren etwa dabey habenden Rechten da-
durch nicht zu nahe getreten worden ist b].

a] Der polnische Gesandte zu Wien, Graf von Woyna,
machte dem kaiserlichen Hofe die am 3. May 1789. zu
Warschau erfolgte Revolution in der Constitution in
einem eignen Memoire bekant, und erhielt deshalb die
Glückwünsche von dem Corps diplomatique und andern
hohem Adel etc.
b] Als aber nach der Hinrichtung König Karls I. in Eng-
land 1649. das sogenannte Rumpparlement dieses Reich
in die Form einer Republik umgiessen wolte, fanden des-
Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.
ſich gruͤndeten, uͤber den Haufen warf, und ſo die Allein-
macht errang, haben wir bis ietzt Unſer Recht, Uns
dieſem zu widerſetzen
nicht geltend gemacht, obgleich
die Stipulation des Nyſtaͤdter Friedens, die in dem letz-
ten Aboiſchen Frieden in ihrem ganzen Umfange beſtaͤttigt
worden ſind, ſich dadurch offenbar verletzt finden. —
Ein ſolches Benehmen von Unſerer Seite gruͤndet ſich
auf die Vermuthung, daß iene Ereigniſſe das Wohl
Schwedens nicht erſchuͤttern, noch eine nachteilige Folge
auf die Ruhe der Nachbarn haben konten. Polit.
Journ
. Aug. 1788. S. 826.
e] de Martens l. c. p. 87.
§. 8.
Anerkennung der Regierungsform.

Wenn eine Nazion fuͤr gut gefunden hat, ihre Con-
ſtitution zu verbeſſern oder umzuaͤndern, ſo pflegt ſie
den uͤbrigen, beſonders denen, mit welchen ſie in
freundſchaftlichen Verhaͤltniſſen ſteht, ſolches bekant
zu machen a]; und dieſe koͤnnen mit Grunde die Aner-
kennung der neuen Regierungsverfaſſung nicht verwei-
gern, wenn die Veraͤnderung auf eine rechtmaͤſſige Art
geſchehen und ihren etwa dabey habenden Rechten da-
durch nicht zu nahe getreten worden iſt b].

a] Der polniſche Geſandte zu Wien, Graf von Woyna,
machte dem kaiſerlichen Hofe die am 3. May 1789. zu
Warſchau erfolgte Revolution in der Conſtitution in
einem eignen Memoire bekant, und erhielt deshalb die
Gluͤckwuͤnſche von dem Corps diplomatique und andern
hohem Adel ꝛc.
b] Als aber nach der Hinrichtung Koͤnig Karls I. in Eng-
land 1649. das ſogenannte Rumpparlement dieſes Reich
in die Form einer Republik umgieſſen wolte, fanden deſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="d]">
              <pb facs="#f0400" n="386"/>
              <fw place="top" type="header">Von d. Fe&#x017F;t&#x017F;. einer gewi&#x017F;&#x017F;en Regierungsform.</fw><lb/> <hi rendition="#et">&#x017F;ich gru&#x0364;ndeten, u&#x0364;ber den Haufen warf, und &#x017F;o die Allein-<lb/>
macht errang, haben wir bis ietzt <hi rendition="#fr">Un&#x017F;er Recht, Uns<lb/>
die&#x017F;em zu wider&#x017F;etzen</hi> nicht geltend gemacht, obgleich<lb/>
die Stipulation des Ny&#x017F;ta&#x0364;dter Friedens, die in dem letz-<lb/>
ten Aboi&#x017F;chen Frieden in ihrem ganzen Umfange be&#x017F;ta&#x0364;ttigt<lb/>
worden &#x017F;ind, &#x017F;ich dadurch offenbar verletzt finden. &#x2014;<lb/>
Ein &#x017F;olches Benehmen von Un&#x017F;erer Seite gru&#x0364;ndet &#x017F;ich<lb/>
auf die Vermuthung, daß iene Ereigni&#x017F;&#x017F;e das Wohl<lb/>
Schwedens nicht er&#x017F;chu&#x0364;ttern, noch eine nachteilige Folge<lb/>
auf die <hi rendition="#fr">Ruhe der Nachbarn</hi> haben konten. <hi rendition="#fr">Polit.<lb/>
Journ</hi>. Aug. 1788. S. 826.</hi> </note><lb/>
            <note place="end" n="e]"><hi rendition="#aq">de Martens l. c. p.</hi> 87.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#g">Anerkennung der Regierungsform</hi>.</head><lb/>
            <p>Wenn eine Nazion fu&#x0364;r gut gefunden hat, ihre Con-<lb/>
&#x017F;titution zu verbe&#x017F;&#x017F;ern oder umzua&#x0364;ndern, &#x017F;o pflegt &#x017F;ie<lb/>
den u&#x0364;brigen, be&#x017F;onders denen, mit welchen &#x017F;ie in<lb/>
freund&#x017F;chaftlichen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;teht, &#x017F;olches bekant<lb/>
zu machen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>]; und die&#x017F;e ko&#x0364;nnen mit Grunde die Aner-<lb/>
kennung der neuen Regierungsverfa&#x017F;&#x017F;ung nicht verwei-<lb/>
gern, wenn die Vera&#x0364;nderung auf eine rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Art<lb/>
ge&#x017F;chehen und ihren etwa dabey habenden Rechten da-<lb/>
durch nicht zu nahe getreten worden i&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>].</p><lb/>
            <note place="end" n="a]">Der polni&#x017F;che Ge&#x017F;andte zu Wien, Graf von Woyna,<lb/>
machte dem kai&#x017F;erlichen Hofe die am 3. May 1789. zu<lb/>
War&#x017F;chau erfolgte Revolution in der Con&#x017F;titution in<lb/>
einem eignen Memoire bekant, und erhielt deshalb die<lb/>
Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;che von dem <hi rendition="#aq">Corps diplomatique</hi> und andern<lb/>
hohem Adel &#xA75B;c.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]">Als aber nach der Hinrichtung Ko&#x0364;nig Karls <hi rendition="#aq">I.</hi> in Eng-<lb/>
land 1649. das &#x017F;ogenannte Rumpparlement die&#x017F;es Reich<lb/>
in die Form einer Republik umgie&#x017F;&#x017F;en wolte, fanden de&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0400] Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform. d] ſich gruͤndeten, uͤber den Haufen warf, und ſo die Allein- macht errang, haben wir bis ietzt Unſer Recht, Uns dieſem zu widerſetzen nicht geltend gemacht, obgleich die Stipulation des Nyſtaͤdter Friedens, die in dem letz- ten Aboiſchen Frieden in ihrem ganzen Umfange beſtaͤttigt worden ſind, ſich dadurch offenbar verletzt finden. — Ein ſolches Benehmen von Unſerer Seite gruͤndet ſich auf die Vermuthung, daß iene Ereigniſſe das Wohl Schwedens nicht erſchuͤttern, noch eine nachteilige Folge auf die Ruhe der Nachbarn haben konten. Polit. Journ. Aug. 1788. S. 826. e] de Martens l. c. p. 87. §. 8. Anerkennung der Regierungsform. Wenn eine Nazion fuͤr gut gefunden hat, ihre Con- ſtitution zu verbeſſern oder umzuaͤndern, ſo pflegt ſie den uͤbrigen, beſonders denen, mit welchen ſie in freundſchaftlichen Verhaͤltniſſen ſteht, ſolches bekant zu machen a]; und dieſe koͤnnen mit Grunde die Aner- kennung der neuen Regierungsverfaſſung nicht verwei- gern, wenn die Veraͤnderung auf eine rechtmaͤſſige Art geſchehen und ihren etwa dabey habenden Rechten da- durch nicht zu nahe getreten worden iſt b]. a] Der polniſche Geſandte zu Wien, Graf von Woyna, machte dem kaiſerlichen Hofe die am 3. May 1789. zu Warſchau erfolgte Revolution in der Conſtitution in einem eignen Memoire bekant, und erhielt deshalb die Gluͤckwuͤnſche von dem Corps diplomatique und andern hohem Adel ꝛc. b] Als aber nach der Hinrichtung Koͤnig Karls I. in Eng- land 1649. das ſogenannte Rumpparlement dieſes Reich in die Form einer Republik umgieſſen wolte, fanden deſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/400
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/400>, abgerufen am 21.11.2024.