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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von d. Fests. einer gewissen Regierungsform.
a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 29.
b] In Ansehung Polens, wo 1768 auf dem Reichstage,
dem die russischen und preussischen Minister beiwohnten,
und auf welchem die Dissidenten in alle ihre Rechte wie-
der eingesetzt und die Grundgesetze des Königreichs
unterschrieben wurden
, durch welche man die Gewalt
der ersten Beamten der Republik einschränkte, äussert der
König von Preussen in seinen hinterlassenen Werken
[5. Band] selbst, daß so viele Anmaassungen einer Art
von Souverainetät, die sich fremde Mächte in dieser
Republik erlaubten, endlich alle Gemüther empören
müssen.
§. 4.
Streitigkeiten über die Regierungsver-
fassung
.

Wenn über diese Grundgesetze und über die Regie-
rungsverfassung überhaupt Zweifel entstehen, so ist
niemand als die Theilhaber befugt, sich der Entschei-
dung anzumaassen, oder eine Erklärung der zweifel-
haften Grundgesetze vorzunehmen a]. Keinesweges
aber steht einer andern auswärtigen Nazion einiges
Recht hierunter zu b]; wiewohl besonders dieienigen,
welche etwa eine Garantie hierbey übernommen haben,
sich nicht selten dergleichen anzumaassen pflegen.

a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 36. In dem Ver-
trage zwischen dem Hause Oesterreich und den Königen
von Preussen und Grosbritannien ingleichen den Ver-
einigten N. Landen vom 10. December 1790. wegen
der Niederländischen Unruhen ist z. B. ausdrücklich fest-
gesetzt: Comme il est impossible de determiner tou-
jours un sens tellement clair a la lettre des stipu-
lations constitutionelles, que, par la suite des tems

Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.
a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 29.
b] In Anſehung Polens, wo 1768 auf dem Reichstage,
dem die ruſſiſchen und preuſſiſchen Miniſter beiwohnten,
und auf welchem die Diſſidenten in alle ihre Rechte wie-
der eingeſetzt und die Grundgeſetze des Koͤnigreichs
unterſchrieben wurden
, durch welche man die Gewalt
der erſten Beamten der Republik einſchraͤnkte, aͤuſſert der
Koͤnig von Preuſſen in ſeinen hinterlaſſenen Werken
[5. Band] ſelbſt, daß ſo viele Anmaaſſungen einer Art
von Souverainetaͤt, die ſich fremde Maͤchte in dieſer
Republik erlaubten, endlich alle Gemuͤther empoͤren
muͤſſen.
§. 4.
Streitigkeiten uͤber die Regierungsver-
faſſung
.

Wenn uͤber dieſe Grundgeſetze und uͤber die Regie-
rungsverfaſſung uͤberhaupt Zweifel entſtehen, ſo iſt
niemand als die Theilhaber befugt, ſich der Entſchei-
dung anzumaaſſen, oder eine Erklaͤrung der zweifel-
haften Grundgeſetze vorzunehmen a]. Keinesweges
aber ſteht einer andern auswaͤrtigen Nazion einiges
Recht hierunter zu b]; wiewohl beſonders dieienigen,
welche etwa eine Garantie hierbey uͤbernommen haben,
ſich nicht ſelten dergleichen anzumaaſſen pflegen.

a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 36. In dem Ver-
trage zwiſchen dem Hauſe Oeſterreich und den Koͤnigen
von Preuſſen und Grosbritannien ingleichen den Ver-
einigten N. Landen vom 10. December 1790. wegen
der Niederlaͤndiſchen Unruhen iſt z. B. ausdruͤcklich feſt-
geſetzt: Comme il eſt impoſſible de déterminer tou-
jours un ſens tellement clair à la lettre des ſtipu-
lations conſtitutionelles, que, par la ſuite des tems

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[372/0386] Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform. a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 29. b] In Anſehung Polens, wo 1768 auf dem Reichstage, dem die ruſſiſchen und preuſſiſchen Miniſter beiwohnten, und auf welchem die Diſſidenten in alle ihre Rechte wie- der eingeſetzt und die Grundgeſetze des Koͤnigreichs unterſchrieben wurden, durch welche man die Gewalt der erſten Beamten der Republik einſchraͤnkte, aͤuſſert der Koͤnig von Preuſſen in ſeinen hinterlaſſenen Werken [5. Band] ſelbſt, daß ſo viele Anmaaſſungen einer Art von Souverainetaͤt, die ſich fremde Maͤchte in dieſer Republik erlaubten, endlich alle Gemuͤther empoͤren muͤſſen. §. 4. Streitigkeiten uͤber die Regierungsver- faſſung. Wenn uͤber dieſe Grundgeſetze und uͤber die Regie- rungsverfaſſung uͤberhaupt Zweifel entſtehen, ſo iſt niemand als die Theilhaber befugt, ſich der Entſchei- dung anzumaaſſen, oder eine Erklaͤrung der zweifel- haften Grundgeſetze vorzunehmen a]. Keinesweges aber ſteht einer andern auswaͤrtigen Nazion einiges Recht hierunter zu b]; wiewohl beſonders dieienigen, welche etwa eine Garantie hierbey uͤbernommen haben, ſich nicht ſelten dergleichen anzumaaſſen pflegen. a] Vattel droit d. g. L. I. c. 3. §. 36. In dem Ver- trage zwiſchen dem Hauſe Oeſterreich und den Koͤnigen von Preuſſen und Grosbritannien ingleichen den Ver- einigten N. Landen vom 10. December 1790. wegen der Niederlaͤndiſchen Unruhen iſt z. B. ausdruͤcklich feſt- geſetzt: Comme il eſt impoſſible de déterminer tou- jours un ſens tellement clair à la lettre des ſtipu- lations conſtitutionelles, que, par la ſuite des tems et

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/386>, abgerufen am 21.11.2024.