Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von d. Fests. einer gewissen Regierungsform. Von den heutigen souverainen Staaten in Europa a] Zu den vermischten Regierungsformen werden Teutsch- land, Grosbritannien, Polen etc. gerechnet. Ob aber gleich in verschiedenen dieser Staaten das Volk und des- sen Repräsentanten die Stände, an der Regierung gros- sen Antheil haben, so werden sie doch billig zu den Mo- narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majestät auf einer physischen Person beruhet; dahingegen Venedig, Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten N. Lande dennoch zu den Republiken gehören, obgleich die ersten beiden durch eine Person, den Doge vorgestelt werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil diese nur als Glieder des höchsten Magistrats anzusehen sind, und die Rechte der höchsten Gewalt weder in ihrem ganzen Umfange noch die wesentlichsten derselben, auch nicht die persönliche Majestät besitzen, sondern nur im Namen iener Gewalt gewisse Hoheitsrechte ausüben. Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3. §. 20. b] de
Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform. Von den heutigen ſouverainen Staaten in Europa a] Zu den vermiſchten Regierungsformen werden Teutſch- land, Grosbritannien, Polen ꝛc. gerechnet. Ob aber gleich in verſchiedenen dieſer Staaten das Volk und deſ- ſen Repraͤſentanten die Staͤnde, an der Regierung groſ- ſen Antheil haben, ſo werden ſie doch billig zu den Mo- narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majeſtaͤt auf einer phyſiſchen Perſon beruhet; dahingegen Venedig, Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten N. Lande dennoch zu den Republiken gehoͤren, obgleich die erſten beiden durch eine Perſon, den Doge vorgeſtelt werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil dieſe nur als Glieder des hoͤchſten Magiſtrats anzuſehen ſind, und die Rechte der hoͤchſten Gewalt weder in ihrem ganzen Umfange noch die weſentlichſten derſelben, auch nicht die perſoͤnliche Majeſtaͤt beſitzen, ſondern nur im Namen iener Gewalt gewiſſe Hoheitsrechte ausuͤben. Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3. §. 20. b] de
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0384" n="370"/> <fw place="top" type="header">Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.</fw><lb/> <p>Von den heutigen ſouverainen Staaten in Europa<lb/> gehoͤren bekantlich zu den <hi rendition="#fr">Monarchieen</hi>, 1] Portu-<lb/> gal, 2] Spanien, 3] Frankreich, 4] Teutſchland,<lb/> 5] Grosbritannien, 6] der Kirchenſtaat, 7] Neapel<lb/> und Sicilien, 8] Sardinien, 9] Malta, 10] Daͤne-<lb/> mark, 11] Schweden, 12] Polen, 13] Preuſſen,<lb/> 14] Ungarn, 15] Rußland und 16] die Pforte. <hi rendition="#fr">Re-<lb/> publiken</hi> ſind: 1] die vereinigten Niederlande, 2] die<lb/> Schweitz, 3] Venedig, 4] Genua, 5] Lucca, 6] <hi rendition="#fr">Ra-<lb/> guſa</hi> und 7] San-Marino, wovon die vier vorletzten<lb/> eine ariſtokratiſche, die letzte aber eine ariſto-demokra-<lb/> tiſche Regierung haben. Die beiden erſtern hingegen<lb/> machen Staatskoͤrper verbundener Voͤlker oder Staa-<lb/> tenſyſteme aus, in deren verſchiedenen einzelnen Staͤd-<lb/> ten und Cantons die demokratiſche Regierungsform<lb/> eingefuͤhrt iſt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>].</p><lb/> <note place="end" n="a]">Zu den vermiſchten Regierungsformen werden Teutſch-<lb/> land, Grosbritannien, Polen ꝛc. gerechnet. Ob aber<lb/> gleich in verſchiedenen dieſer Staaten das Volk und deſ-<lb/> ſen Repraͤſentanten die Staͤnde, an der Regierung groſ-<lb/> ſen Antheil haben, ſo werden ſie doch billig zu den Mo-<lb/> narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majeſtaͤt auf<lb/> einer phyſiſchen Perſon beruhet; dahingegen Venedig,<lb/> Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten<lb/> N. Lande dennoch zu den Republiken gehoͤren, obgleich<lb/> die erſten beiden durch eine Perſon, den Doge vorgeſtelt<lb/> werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil<lb/> dieſe nur als Glieder des hoͤchſten Magiſtrats anzuſehen<lb/> ſind, und die Rechte der hoͤchſten Gewalt weder in ihrem<lb/> ganzen Umfange noch die weſentlichſten derſelben, auch<lb/> nicht die perſoͤnliche Majeſtaͤt beſitzen, ſondern nur im<lb/> Namen iener Gewalt gewiſſe Hoheitsrechte ausuͤben.<lb/> Vergl. <hi rendition="#aq">de <hi rendition="#i">Martens</hi> precis du droit d. g. L. I. c.</hi> 3.<lb/> §. 20.</note><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>] <hi rendition="#aq">de</hi></fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [370/0384]
Von d. Feſtſ. einer gewiſſen Regierungsform.
Von den heutigen ſouverainen Staaten in Europa
gehoͤren bekantlich zu den Monarchieen, 1] Portu-
gal, 2] Spanien, 3] Frankreich, 4] Teutſchland,
5] Grosbritannien, 6] der Kirchenſtaat, 7] Neapel
und Sicilien, 8] Sardinien, 9] Malta, 10] Daͤne-
mark, 11] Schweden, 12] Polen, 13] Preuſſen,
14] Ungarn, 15] Rußland und 16] die Pforte. Re-
publiken ſind: 1] die vereinigten Niederlande, 2] die
Schweitz, 3] Venedig, 4] Genua, 5] Lucca, 6] Ra-
guſa und 7] San-Marino, wovon die vier vorletzten
eine ariſtokratiſche, die letzte aber eine ariſto-demokra-
tiſche Regierung haben. Die beiden erſtern hingegen
machen Staatskoͤrper verbundener Voͤlker oder Staa-
tenſyſteme aus, in deren verſchiedenen einzelnen Staͤd-
ten und Cantons die demokratiſche Regierungsform
eingefuͤhrt iſt b].
a] Zu den vermiſchten Regierungsformen werden Teutſch-
land, Grosbritannien, Polen ꝛc. gerechnet. Ob aber
gleich in verſchiedenen dieſer Staaten das Volk und deſ-
ſen Repraͤſentanten die Staͤnde, an der Regierung groſ-
ſen Antheil haben, ſo werden ſie doch billig zu den Mo-
narchieen gerechnet, weil die eigentliche Majeſtaͤt auf
einer phyſiſchen Perſon beruhet; dahingegen Venedig,
Genua, und die einzelnen Provinzen der Vereinigten
N. Lande dennoch zu den Republiken gehoͤren, obgleich
die erſten beiden durch eine Perſon, den Doge vorgeſtelt
werden, und die letztern einen Statthalter haben, weil
dieſe nur als Glieder des hoͤchſten Magiſtrats anzuſehen
ſind, und die Rechte der hoͤchſten Gewalt weder in ihrem
ganzen Umfange noch die weſentlichſten derſelben, auch
nicht die perſoͤnliche Majeſtaͤt beſitzen, ſondern nur im
Namen iener Gewalt gewiſſe Hoheitsrechte ausuͤben.
Vergl. de Martens precis du droit d. g. L. I. c. 3.
§. 20.
b] de
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |