Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Gerechtsamen
S. 680. Dessen Landeshoheit in Policeysachen
S. 31.
c] Im Landfrieden 1548. Pr. §. 1. ist ausdrücklich ver-
boten, daß kein Reichsstand des andern Unterthanen
abziehn solle. Des 1768. gegen die listige Abwendig-
machung der Unterthanen durch Briefe, Emissarien etc.
erlassenen kaiserlichen Edicts habe ich schon oben Erwäh-
nung gethan [§. 4. not. c.]. Bayern erließ 1764.
den 28. Februar ein Patent, nach welchem dieienigen,
welche Unterthanen zum Auswandern verleiten oder den
Emissarien behülflich seyn würden, mit Todesstrafe be-
legt werden sollen. Mosers ausw. St. R. S. 330.
Ein Kurtrierisches Verbot von 1786. setzt auf die Ver-
führung zum Auswandern nach Befinden ebenfals Leib-
und Lebensstrafe. Polit. Journal Jun. 1786.
S. 605. Vergl. Kursächsisches Mandat vom 21. Aug.
1764. im Cod. Aug. Fortsetz. 1. Th. S. 883.
d] Mosers Grundsätze in Fr. Zeit. S. 397. Verschie-
dene Reichsstände haben deshalb noch besondere Verträge
mit einander. Zwischen Kurpfalz und dem Hochstift
Speier wurde z. B. in einem Tractat von 1709. festge-
setzt, daß kein Leibeigener ohne von beiderseits Regierun-
gen ausgefertigte Manumissionsscheine, angenommen,
sondern bis dahin lediglich abgewiesen werden solten.
Mosers nachbarl. St. R. S. 404. Vergl. v. Römer
Völkerrecht der Teutschen S. 241.
e] Nach der goldenen Bulle Tit. 16. de Pfahlburgeris soll
kein Reichsstand des andern Unterthanen zu Unterthanen
und Bürgern, besonders zu sogenanten Pfahlbürgern
[welche mit Beibehaltung der Wohnung unter ihrem
vorigen Landesherrn, das Bürgerrecht in einer Reichs-
stadt nahmen, um sich dem Gehorsam und der Mitlei-
denheit gegen ihre rechten Landesherrn zu entziehn] an-
nehmen, ehe sie von dem erstern ihrer Pflicht entlassen
worden sind. s. Io. Iac. Wencker diss. de Pfahlbur-
Von den Gerechtſamen
S. 680. Deſſen Landeshoheit in Policeyſachen
S. 31.
c] Im Landfrieden 1548. Pr. §. 1. iſt ausdruͤcklich ver-
boten, daß kein Reichsſtand des andern Unterthanen
abziehn ſolle. Des 1768. gegen die liſtige Abwendig-
machung der Unterthanen durch Briefe, Emiſſarien ꝛc.
erlaſſenen kaiſerlichen Edicts habe ich ſchon oben Erwaͤh-
nung gethan [§. 4. not. c.]. Bayern erließ 1764.
den 28. Februar ein Patent, nach welchem dieienigen,
welche Unterthanen zum Auswandern verleiten oder den
Emiſſarien behuͤlflich ſeyn wuͤrden, mit Todesſtrafe be-
legt werden ſollen. Moſers ausw. St. R. S. 330.
Ein Kurtrieriſches Verbot von 1786. ſetzt auf die Ver-
fuͤhrung zum Auswandern nach Befinden ebenfals Leib-
und Lebensſtrafe. Polit. Journal Jun. 1786.
S. 605. Vergl. Kurſaͤchſiſches Mandat vom 21. Aug.
1764. im Cod. Aug. Fortſetz. 1. Th. S. 883.
d] Moſers Grundſaͤtze in Fr. Zeit. S. 397. Verſchie-
dene Reichsſtaͤnde haben deshalb noch beſondere Vertraͤge
mit einander. Zwiſchen Kurpfalz und dem Hochſtift
Speier wurde z. B. in einem Tractat von 1709. feſtge-
ſetzt, daß kein Leibeigener ohne von beiderſeits Regierun-
gen ausgefertigte Manumiſſionsſcheine, angenommen,
ſondern bis dahin lediglich abgewieſen werden ſolten.
Moſers nachbarl. St. R. S. 404. Vergl. v. Roͤmer
Voͤlkerrecht der Teutſchen S. 241.
e] Nach der goldenen Bulle Tit. 16. de Pfahlburgeris ſoll
kein Reichsſtand des andern Unterthanen zu Unterthanen
und Buͤrgern, beſonders zu ſogenanten Pfahlbuͤrgern
[welche mit Beibehaltung der Wohnung unter ihrem
vorigen Landesherrn, das Buͤrgerrecht in einer Reichs-
ſtadt nahmen, um ſich dem Gehorſam und der Mitlei-
denheit gegen ihre rechten Landesherrn zu entziehn] an-
nehmen, ehe ſie von dem erſtern ihrer Pflicht entlaſſen
worden ſind. ſ. Io. Iac. Wencker diſſ. de Pfahlbur-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="b]"><pb facs="#f0366" n="352"/><fw place="top" type="header">Von den Gerecht&#x017F;amen</fw><lb/>
S. 680. De&#x017F;&#x017F;en Landeshoheit in Policey&#x017F;achen<lb/>
S. 31.</note><lb/>
            <note place="end" n="c]">Im Landfrieden 1548. <hi rendition="#aq">Pr.</hi> §. 1. i&#x017F;t ausdru&#x0364;cklich ver-<lb/>
boten, daß kein Reichs&#x017F;tand des andern Unterthanen<lb/>
abziehn &#x017F;olle. Des 1768. gegen die li&#x017F;tige Abwendig-<lb/>
machung der Unterthanen durch Briefe, Emi&#x017F;&#x017F;arien &#xA75B;c.<lb/>
erla&#x017F;&#x017F;enen kai&#x017F;erlichen Edicts habe ich &#x017F;chon oben Erwa&#x0364;h-<lb/>
nung gethan [§. 4. <hi rendition="#aq">not. c.</hi>]. Bayern erließ 1764.<lb/>
den 28. Februar ein Patent, nach welchem dieienigen,<lb/>
welche Unterthanen zum Auswandern verleiten oder den<lb/>
Emi&#x017F;&#x017F;arien behu&#x0364;lflich &#x017F;eyn wu&#x0364;rden, mit Todes&#x017F;trafe be-<lb/>
legt werden &#x017F;ollen. Mo&#x017F;ers ausw. St. R. S. 330.<lb/>
Ein Kurtrieri&#x017F;ches Verbot von 1786. &#x017F;etzt auf die Ver-<lb/>
fu&#x0364;hrung zum Auswandern nach Befinden ebenfals Leib-<lb/>
und Lebens&#x017F;trafe. <hi rendition="#fr">Polit. Journal</hi> Jun. 1786.<lb/>
S. 605. Vergl. Kur&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ches Mandat vom 21. Aug.<lb/>
1764. im <hi rendition="#aq">Cod. Aug.</hi> Fort&#x017F;etz. 1. Th. S. 883.</note><lb/>
            <note place="end" n="d]"><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Grund&#x017F;a&#x0364;tze in Fr. Zeit. S. 397. Ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde haben deshalb noch be&#x017F;ondere Vertra&#x0364;ge<lb/>
mit einander. Zwi&#x017F;chen Kurpfalz und dem Hoch&#x017F;tift<lb/>
Speier wurde z. B. in einem Tractat von 1709. fe&#x017F;tge-<lb/>
&#x017F;etzt, daß kein Leibeigener ohne von beider&#x017F;eits Regierun-<lb/>
gen ausgefertigte Manumi&#x017F;&#x017F;ions&#x017F;cheine, angenommen,<lb/>
&#x017F;ondern bis dahin lediglich abgewie&#x017F;en werden &#x017F;olten.<lb/><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> nachbarl. St. R. S. 404. Vergl. v. <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;mer</hi><lb/>
Vo&#x0364;lkerrecht der Teut&#x017F;chen S. 241.</note><lb/>
            <note place="end" n="e]">Nach der goldenen Bulle <hi rendition="#aq">Tit. 16. de Pfahlburgeris</hi> &#x017F;oll<lb/>
kein Reichs&#x017F;tand des andern Unterthanen zu Unterthanen<lb/>
und Bu&#x0364;rgern, be&#x017F;onders zu &#x017F;ogenanten Pfahlbu&#x0364;rgern<lb/>
[welche mit Beibehaltung der Wohnung unter ihrem<lb/>
vorigen Landesherrn, das Bu&#x0364;rgerrecht in einer Reichs-<lb/>
&#x017F;tadt nahmen, um &#x017F;ich dem Gehor&#x017F;am und der Mitlei-<lb/>
denheit gegen ihre rechten Landesherrn zu entziehn] an-<lb/>
nehmen, ehe &#x017F;ie von dem er&#x017F;tern ihrer Pflicht entla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden &#x017F;ind. &#x017F;. <hi rendition="#aq">Io. Iac. <hi rendition="#i">Wencker</hi> di&#x017F;&#x017F;. de Pfahlbur-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">geris</hi></fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0366] Von den Gerechtſamen b] S. 680. Deſſen Landeshoheit in Policeyſachen S. 31. c] Im Landfrieden 1548. Pr. §. 1. iſt ausdruͤcklich ver- boten, daß kein Reichsſtand des andern Unterthanen abziehn ſolle. Des 1768. gegen die liſtige Abwendig- machung der Unterthanen durch Briefe, Emiſſarien ꝛc. erlaſſenen kaiſerlichen Edicts habe ich ſchon oben Erwaͤh- nung gethan [§. 4. not. c.]. Bayern erließ 1764. den 28. Februar ein Patent, nach welchem dieienigen, welche Unterthanen zum Auswandern verleiten oder den Emiſſarien behuͤlflich ſeyn wuͤrden, mit Todesſtrafe be- legt werden ſollen. Moſers ausw. St. R. S. 330. Ein Kurtrieriſches Verbot von 1786. ſetzt auf die Ver- fuͤhrung zum Auswandern nach Befinden ebenfals Leib- und Lebensſtrafe. Polit. Journal Jun. 1786. S. 605. Vergl. Kurſaͤchſiſches Mandat vom 21. Aug. 1764. im Cod. Aug. Fortſetz. 1. Th. S. 883. d] Moſers Grundſaͤtze in Fr. Zeit. S. 397. Verſchie- dene Reichsſtaͤnde haben deshalb noch beſondere Vertraͤge mit einander. Zwiſchen Kurpfalz und dem Hochſtift Speier wurde z. B. in einem Tractat von 1709. feſtge- ſetzt, daß kein Leibeigener ohne von beiderſeits Regierun- gen ausgefertigte Manumiſſionsſcheine, angenommen, ſondern bis dahin lediglich abgewieſen werden ſolten. Moſers nachbarl. St. R. S. 404. Vergl. v. Roͤmer Voͤlkerrecht der Teutſchen S. 241. e] Nach der goldenen Bulle Tit. 16. de Pfahlburgeris ſoll kein Reichsſtand des andern Unterthanen zu Unterthanen und Buͤrgern, beſonders zu ſogenanten Pfahlbuͤrgern [welche mit Beibehaltung der Wohnung unter ihrem vorigen Landesherrn, das Buͤrgerrecht in einer Reichs- ſtadt nahmen, um ſich dem Gehorſam und der Mitlei- denheit gegen ihre rechten Landesherrn zu entziehn] an- nehmen, ehe ſie von dem erſtern ihrer Pflicht entlaſſen worden ſind. ſ. Io. Iac. Wencker diſſ. de Pfahlbur- geris

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/366
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/366>, abgerufen am 16.07.2024.