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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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in Ans. der einzeln. Bürger u. Unterthanen.
Landen etwas unerlaubtes begangen haben, wenn nicht
besondere Veranlassungen von der andern Seite des-
halb vorhanden sind c], sondern sie geniessen hier so
lange des Schutzes, als sie sich den Gesetzen des
Staats gemäs betragen d].

a] Mosers Grundsätze in Fr. Zeit. S. 398. 401. Des-
sen
Versuch 6. Th. S. 23.
b] Ebendesselben Anfangsgründe S. 270. u. Versuch
6. Th. S. 45.
c] In dem Belgrader Frieden zwischen Kaiser Karl VI.
und der Pforte 1739. Art. 18. ist z. B. festgesetzt: --
omnes praedones, raptores, etiamsi alterius partis
subditi sint, quos in ditione sua deprehenderint, me-
rito supplicio afficere vtraque pars adstricta sit, qui
si deprehendi nequeant, Capitaneis aut praesectis
eorum, sicubi eos latitare compertum suerit, indi-
centur, iique illos puniendi mandatum habeant etc.
d] Auf den Antrag des Gouvernements zu Brüssel: den in
den niederländischen Unruhen berüchtigten Hendrick van
der Noot arretiren zu lassen, ging das Resultat der
Beratschlagungen der Generalstaaten dahin: daß dieser
Mensch ihnen gar nicht bekannt sey, daß er also keines
besondern Schutzes von ihnen genösse; -- daß aber die
constitutionsmässige Freiheit der Republik es erfodere,
daß derienige, der sich in selbiger der bürgerlichen Gesel-
schaft nicht unwürdig macht, den Schutz der Gesetze so
lange geniessen müsse, als er selbigen gehorcht; wie denn
auch Ihro Hochmögenden niemals bey einer der benach-
barten Mächte sich darüber beklagt hätten, daß sie ver-
schiedenen Personen, die an den Unruhen der Republik
wesentlichen Antheil hatten, eine Freistatt und noch be-
sondere Gnadenbezeigungen bewilligt haben.
§. 21.

in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen.
Landen etwas unerlaubtes begangen haben, wenn nicht
beſondere Veranlaſſungen von der andern Seite des-
halb vorhanden ſind c], ſondern ſie genieſſen hier ſo
lange des Schutzes, als ſie ſich den Geſetzen des
Staats gemaͤs betragen d].

a] Moſers Grundſaͤtze in Fr. Zeit. S. 398. 401. Deſ-
ſen
Verſuch 6. Th. S. 23.
b] Ebendeſſelben Anfangsgruͤnde S. 270. u. Verſuch
6. Th. S. 45.
c] In dem Belgrader Frieden zwiſchen Kaiſer Karl VI.
und der Pforte 1739. Art. 18. iſt z. B. feſtgeſetzt: —
omnes praedones, raptores, etiamſi alterius partis
ſubditi ſint, quos in ditione ſua deprehenderint, me-
rito ſupplicio afficere vtraque pars adſtricta ſit, qui
ſi deprehendi nequeant, Capitaneis aut praeſectis
eorum, ſicubi eos latitare compertum ſuerit, indi-
centur, iique illos puniendi mandatum habeant etc.
d] Auf den Antrag des Gouvernements zu Bruͤſſel: den in
den niederlaͤndiſchen Unruhen beruͤchtigten Hendrick van
der Noot arretiren zu laſſen, ging das Reſultat der
Beratſchlagungen der Generalſtaaten dahin: daß dieſer
Menſch ihnen gar nicht bekannt ſey, daß er alſo keines
beſondern Schutzes von ihnen genoͤſſe; — daß aber die
conſtitutionsmaͤſſige Freiheit der Republik es erfodere,
daß derienige, der ſich in ſelbiger der buͤrgerlichen Geſel-
ſchaft nicht unwuͤrdig macht, den Schutz der Geſetze ſo
lange genieſſen muͤſſe, als er ſelbigen gehorcht; wie denn
auch Ihro Hochmoͤgenden niemals bey einer der benach-
barten Maͤchte ſich daruͤber beklagt haͤtten, daß ſie ver-
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[347/0361] in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen. Landen etwas unerlaubtes begangen haben, wenn nicht beſondere Veranlaſſungen von der andern Seite des- halb vorhanden ſind c], ſondern ſie genieſſen hier ſo lange des Schutzes, als ſie ſich den Geſetzen des Staats gemaͤs betragen d]. a] Moſers Grundſaͤtze in Fr. Zeit. S. 398. 401. Deſ- ſen Verſuch 6. Th. S. 23. b] Ebendeſſelben Anfangsgruͤnde S. 270. u. Verſuch 6. Th. S. 45. c] In dem Belgrader Frieden zwiſchen Kaiſer Karl VI. und der Pforte 1739. Art. 18. iſt z. B. feſtgeſetzt: — omnes praedones, raptores, etiamſi alterius partis ſubditi ſint, quos in ditione ſua deprehenderint, me- rito ſupplicio afficere vtraque pars adſtricta ſit, qui ſi deprehendi nequeant, Capitaneis aut praeſectis eorum, ſicubi eos latitare compertum ſuerit, indi- centur, iique illos puniendi mandatum habeant etc. d] Auf den Antrag des Gouvernements zu Bruͤſſel: den in den niederlaͤndiſchen Unruhen beruͤchtigten Hendrick van der Noot arretiren zu laſſen, ging das Reſultat der Beratſchlagungen der Generalſtaaten dahin: daß dieſer Menſch ihnen gar nicht bekannt ſey, daß er alſo keines beſondern Schutzes von ihnen genoͤſſe; — daß aber die conſtitutionsmaͤſſige Freiheit der Republik es erfodere, daß derienige, der ſich in ſelbiger der buͤrgerlichen Geſel- ſchaft nicht unwuͤrdig macht, den Schutz der Geſetze ſo lange genieſſen muͤſſe, als er ſelbigen gehorcht; wie denn auch Ihro Hochmoͤgenden niemals bey einer der benach- barten Maͤchte ſich daruͤber beklagt haͤtten, daß ſie ver- ſchiedenen Perſonen, die an den Unruhen der Republik weſentlichen Antheil hatten, eine Freiſtatt und noch be- ſondere Gnadenbezeigungen bewilligt haben. §. 21.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/361>, abgerufen am 22.11.2024.