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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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in Ans. der einzeln. Bürger u. Unterthanen.
i] Es müssen iedoch allerdings gewisse Grade beobachtet,
erst glimpfliche Vorstellungen, dann Drohungen, Res
pressalien etc. und endlich Gewalt angewandt werden.
Moser a. a. O. S. 187. ff.
k] In vielen Bündnissen, Handelsverträgen etc. wird be-
dungen, daß die beiderseitigen Unterthanen in des andern
Theils Landen, ohne Unterschied der Religion, gedultet
werden, auch wohl das Recht der Religionsübung ge-
niessen sollen. Mit Bewilligung des Souverains, kann
einem auswärtigen sogar ein besonderer Religionsschutz
in des andern Landen zustehn, wie z. B. die lutherische
Kirche in Warschau den dänischen Schutz geniesset. Bey
Abtretung von Ländern wird mehrenteils festgesetzt, daß
die herschende Religion darinn ungestört bleiben soll.
Moser a. a. O.
*] M. vergl. Io. Ernst ab Auerswalde diss. de eo quod
lege naturali pro fidei sociis propter religionem
afflictis iustum est. Viteb.
1723.
§. 17.
Beraubung der Freiheit, Sklaverey etc.

Bey den christlichen Nazionen in Europa ist der
dem freigebohrnen Menschen ganz zuwiderlaufende bar-
barische Stand der Sklaverey, und die ehedem her-
schende Gewonheit, die Kriegsgefangenen als Sklaven
zu behandeln, zwar aufgehoben, obgleich in der hier
und da noch üblichen Leibeigenschaft einige Spuren da-
von anzutreffen sind a]; bey der Pforte hingegen sind
iene Grundsätze noch gröstentheils im Schwange. Be-
sonders pflegen auch die Unterthanen derienigen Nazion,
die mit ihr nicht in Bündnis und Freundschaft steht,
wenn sie auf ihr Gebiet kommen, zu Sklaven gemacht
und ihre Güter confiscirt zu werden b]. Daher haben

ver-
Günth. Völk. R. 2. B. Y
in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen.
i] Es muͤſſen iedoch allerdings gewiſſe Grade beobachtet,
erſt glimpfliche Vorſtellungen, dann Drohungen, Res
preſſalien ꝛc. und endlich Gewalt angewandt werden.
Moſer a. a. O. S. 187. ff.
k] In vielen Buͤndniſſen, Handelsvertraͤgen ꝛc. wird be-
dungen, daß die beiderſeitigen Unterthanen in des andern
Theils Landen, ohne Unterſchied der Religion, gedultet
werden, auch wohl das Recht der Religionsuͤbung ge-
nieſſen ſollen. Mit Bewilligung des Souverains, kann
einem auswaͤrtigen ſogar ein beſonderer Religionsſchutz
in des andern Landen zuſtehn, wie z. B. die lutheriſche
Kirche in Warſchau den daͤniſchen Schutz genieſſet. Bey
Abtretung von Laͤndern wird mehrenteils feſtgeſetzt, daß
die herſchende Religion darinn ungeſtoͤrt bleiben ſoll.
Moſer a. a. O.
*] M. vergl. Io. Ernſt ab Auerswalde diſſ. de eo quod
lege naturali pro fidei ſociis propter religionem
afflictis iuſtum eſt. Viteb.
1723.
§. 17.
Beraubung der Freiheit, Sklaverey ꝛc.

Bey den chriſtlichen Nazionen in Europa iſt der
dem freigebohrnen Menſchen ganz zuwiderlaufende bar-
bariſche Stand der Sklaverey, und die ehedem her-
ſchende Gewonheit, die Kriegsgefangenen als Sklaven
zu behandeln, zwar aufgehoben, obgleich in der hier
und da noch uͤblichen Leibeigenſchaft einige Spuren da-
von anzutreffen ſind a]; bey der Pforte hingegen ſind
iene Grundſaͤtze noch groͤſtentheils im Schwange. Be-
ſonders pflegen auch die Unterthanen derienigen Nazion,
die mit ihr nicht in Buͤndnis und Freundſchaft ſteht,
wenn ſie auf ihr Gebiet kommen, zu Sklaven gemacht
und ihre Guͤter confiſcirt zu werden b]. Daher haben

ver-
Guͤnth. Voͤlk. R. 2. B. Y
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[337/0351] in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen. i] Es muͤſſen iedoch allerdings gewiſſe Grade beobachtet, erſt glimpfliche Vorſtellungen, dann Drohungen, Res preſſalien ꝛc. und endlich Gewalt angewandt werden. Moſer a. a. O. S. 187. ff. k] In vielen Buͤndniſſen, Handelsvertraͤgen ꝛc. wird be- dungen, daß die beiderſeitigen Unterthanen in des andern Theils Landen, ohne Unterſchied der Religion, gedultet werden, auch wohl das Recht der Religionsuͤbung ge- nieſſen ſollen. Mit Bewilligung des Souverains, kann einem auswaͤrtigen ſogar ein beſonderer Religionsſchutz in des andern Landen zuſtehn, wie z. B. die lutheriſche Kirche in Warſchau den daͤniſchen Schutz genieſſet. Bey Abtretung von Laͤndern wird mehrenteils feſtgeſetzt, daß die herſchende Religion darinn ungeſtoͤrt bleiben ſoll. Moſer a. a. O. *] M. vergl. Io. Ernſt ab Auerswalde diſſ. de eo quod lege naturali pro fidei ſociis propter religionem afflictis iuſtum eſt. Viteb. 1723. §. 17. Beraubung der Freiheit, Sklaverey ꝛc. Bey den chriſtlichen Nazionen in Europa iſt der dem freigebohrnen Menſchen ganz zuwiderlaufende bar- bariſche Stand der Sklaverey, und die ehedem her- ſchende Gewonheit, die Kriegsgefangenen als Sklaven zu behandeln, zwar aufgehoben, obgleich in der hier und da noch uͤblichen Leibeigenſchaft einige Spuren da- von anzutreffen ſind a]; bey der Pforte hingegen ſind iene Grundſaͤtze noch groͤſtentheils im Schwange. Be- ſonders pflegen auch die Unterthanen derienigen Nazion, die mit ihr nicht in Buͤndnis und Freundſchaft ſteht, wenn ſie auf ihr Gebiet kommen, zu Sklaven gemacht und ihre Guͤter confiſcirt zu werden b]. Daher haben ver- Guͤnth. Voͤlk. R. 2. B. Y

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/351>, abgerufen am 25.11.2024.