Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
in Ans. der einzeln. Bürger u. Unterthanen.
land hat wiederholte dergleichen Declarationen und Ma-
nifeste ausgehn lassen. 1763. wurde zum Besten dieser
fremden Ankömlinge eine besondere Tutelkanzley daselbst
angelegt, so wie die Stiftung des grossen Kinderhauses
in Moskau gleiche Absicht hatte. Durch das im gedach-
ten Jahre ergangene Edict machte man Art. 3. sogar
bekant, daß die russischen Gesandten an den auswärti-
gen Höfen, denen die sich zu solchem Zug entschliessen
würden, alle benöthigten Reisekosten vorschiessen solten.
Ebendas. S. 119. vergl. Beiträge 5. Th. S. 405.
b] Gegen das letztgedachte Preussische Edict von 1764.
stelte Polen vor, daß man mit dergleichen Anerbietungen
nicht fortfahren, sondern vielmehr die bereits erlassenen
wieder zurücknehmen möchte, weil nicht nur gegenwärtig
in Polen alles sicher und ruhig wäre, sondern man der-
gleichen auch in Zukunft hoffen dürfte. Mosers Ver-
such 6. Th. S. 119.
§. 4.
Verleitung durch Emissarien.

Ob sich nun gleich gegen diese innerhalb der Gren-
zen eingeschränkt bleibende Mittel nichts einwenden
läßt, so ist es doch keinesweges erlaubt, Leute oder
sogenante Emissarien in des andern Volks Lande zu
schicken, um dessen Unterthanen durch mancherley Ver-
sprechungen abwendig zu machen, oder sie durch andere
listige Mittel zum auswandern zu bewegen a]. Die
andere Nazion kann sich darüber mit Grunde beschwe-
ren b], dessen Abstellung, auch die Bestrafung solcher
Personen verlangen, sie auch, im Betretungsfall, selbst
mit den härtesten Strafen belegen c]. Oefters ver-
wahren Nazionen sich durch Verträge gegen dergleichen
hinterlistige Abziehung der Unterthanen d]. Eben so

wenig
in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen.
land hat wiederholte dergleichen Declarationen und Ma-
nifeſte ausgehn laſſen. 1763. wurde zum Beſten dieſer
fremden Ankoͤmlinge eine beſondere Tutelkanzley daſelbſt
angelegt, ſo wie die Stiftung des groſſen Kinderhauſes
in Moſkau gleiche Abſicht hatte. Durch das im gedach-
ten Jahre ergangene Edict machte man Art. 3. ſogar
bekant, daß die ruſſiſchen Geſandten an den auswaͤrti-
gen Hoͤfen, denen die ſich zu ſolchem Zug entſchlieſſen
wuͤrden, alle benoͤthigten Reiſekoſten vorſchieſſen ſolten.
Ebendaſ. S. 119. vergl. Beitraͤge 5. Th. S. 405.
b] Gegen das letztgedachte Preuſſiſche Edict von 1764.
ſtelte Polen vor, daß man mit dergleichen Anerbietungen
nicht fortfahren, ſondern vielmehr die bereits erlaſſenen
wieder zuruͤcknehmen moͤchte, weil nicht nur gegenwaͤrtig
in Polen alles ſicher und ruhig waͤre, ſondern man der-
gleichen auch in Zukunft hoffen duͤrfte. Moſers Ver-
ſuch 6. Th. S. 119.
§. 4.
Verleitung durch Emiſſarien.

Ob ſich nun gleich gegen dieſe innerhalb der Gren-
zen eingeſchraͤnkt bleibende Mittel nichts einwenden
laͤßt, ſo iſt es doch keinesweges erlaubt, Leute oder
ſogenante Emiſſarien in des andern Volks Lande zu
ſchicken, um deſſen Unterthanen durch mancherley Ver-
ſprechungen abwendig zu machen, oder ſie durch andere
liſtige Mittel zum auswandern zu bewegen a]. Die
andere Nazion kann ſich daruͤber mit Grunde beſchwe-
ren b], deſſen Abſtellung, auch die Beſtrafung ſolcher
Perſonen verlangen, ſie auch, im Betretungsfall, ſelbſt
mit den haͤrteſten Strafen belegen c]. Oefters ver-
wahren Nazionen ſich durch Vertraͤge gegen dergleichen
hinterliſtige Abziehung der Unterthanen d]. Eben ſo

wenig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="a]"><pb facs="#f0317" n="303"/><fw place="top" type="header">in An&#x017F;. der einzeln. Bu&#x0364;rger u. Unterthanen.</fw><lb/><hi rendition="#fr">land</hi> hat wiederholte dergleichen Declarationen und Ma-<lb/>
nife&#x017F;te ausgehn la&#x017F;&#x017F;en. 1763. wurde zum Be&#x017F;ten die&#x017F;er<lb/>
fremden Anko&#x0364;mlinge eine be&#x017F;ondere Tutelkanzley da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
angelegt, &#x017F;o wie die Stiftung des gro&#x017F;&#x017F;en Kinderhau&#x017F;es<lb/>
in Mo&#x017F;kau gleiche Ab&#x017F;icht hatte. Durch das im gedach-<lb/>
ten Jahre ergangene Edict machte man Art. 3. &#x017F;ogar<lb/>
bekant, daß die ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;andten an den auswa&#x0364;rti-<lb/>
gen Ho&#x0364;fen, denen die &#x017F;ich zu &#x017F;olchem Zug ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wu&#x0364;rden, alle beno&#x0364;thigten Rei&#x017F;eko&#x017F;ten vor&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten.<lb/><hi rendition="#fr">Ebenda&#x017F;</hi>. S. 119. vergl. Beitra&#x0364;ge 5. Th. S. 405.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]">Gegen das letztgedachte Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Edict von 1764.<lb/>
&#x017F;telte Polen vor, daß man mit dergleichen Anerbietungen<lb/>
nicht fortfahren, &#x017F;ondern vielmehr die bereits erla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
wieder zuru&#x0364;cknehmen mo&#x0364;chte, weil nicht nur gegenwa&#x0364;rtig<lb/>
in Polen alles &#x017F;icher und ruhig wa&#x0364;re, &#x017F;ondern man der-<lb/>
gleichen auch in Zukunft hoffen du&#x0364;rfte. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Ver-<lb/>
&#x017F;uch 6. Th. S. 119.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.<lb/><hi rendition="#g">Verleitung durch Emi&#x017F;&#x017F;arien</hi>.</head><lb/>
            <p>Ob &#x017F;ich nun gleich gegen die&#x017F;e innerhalb der Gren-<lb/>
zen einge&#x017F;chra&#x0364;nkt bleibende Mittel nichts einwenden<lb/>
la&#x0364;ßt, &#x017F;o i&#x017F;t es doch keinesweges erlaubt, Leute oder<lb/>
&#x017F;ogenante Emi&#x017F;&#x017F;arien in des andern Volks Lande zu<lb/>
&#x017F;chicken, um de&#x017F;&#x017F;en Unterthanen durch mancherley Ver-<lb/>
&#x017F;prechungen abwendig zu machen, oder &#x017F;ie durch andere<lb/>
li&#x017F;tige Mittel zum auswandern zu bewegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>]. Die<lb/>
andere Nazion kann &#x017F;ich daru&#x0364;ber mit Grunde be&#x017F;chwe-<lb/>
ren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>], de&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;tellung, auch die Be&#x017F;trafung &#x017F;olcher<lb/>
Per&#x017F;onen verlangen, &#x017F;ie auch, im Betretungsfall, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mit den ha&#x0364;rte&#x017F;ten Strafen belegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>]. Oefters ver-<lb/>
wahren Nazionen &#x017F;ich durch Vertra&#x0364;ge gegen dergleichen<lb/>
hinterli&#x017F;tige Abziehung der Unterthanen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">d</hi></hi>]. Eben &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0317] in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen. a] land hat wiederholte dergleichen Declarationen und Ma- nifeſte ausgehn laſſen. 1763. wurde zum Beſten dieſer fremden Ankoͤmlinge eine beſondere Tutelkanzley daſelbſt angelegt, ſo wie die Stiftung des groſſen Kinderhauſes in Moſkau gleiche Abſicht hatte. Durch das im gedach- ten Jahre ergangene Edict machte man Art. 3. ſogar bekant, daß die ruſſiſchen Geſandten an den auswaͤrti- gen Hoͤfen, denen die ſich zu ſolchem Zug entſchlieſſen wuͤrden, alle benoͤthigten Reiſekoſten vorſchieſſen ſolten. Ebendaſ. S. 119. vergl. Beitraͤge 5. Th. S. 405. b] Gegen das letztgedachte Preuſſiſche Edict von 1764. ſtelte Polen vor, daß man mit dergleichen Anerbietungen nicht fortfahren, ſondern vielmehr die bereits erlaſſenen wieder zuruͤcknehmen moͤchte, weil nicht nur gegenwaͤrtig in Polen alles ſicher und ruhig waͤre, ſondern man der- gleichen auch in Zukunft hoffen duͤrfte. Moſers Ver- ſuch 6. Th. S. 119. §. 4. Verleitung durch Emiſſarien. Ob ſich nun gleich gegen dieſe innerhalb der Gren- zen eingeſchraͤnkt bleibende Mittel nichts einwenden laͤßt, ſo iſt es doch keinesweges erlaubt, Leute oder ſogenante Emiſſarien in des andern Volks Lande zu ſchicken, um deſſen Unterthanen durch mancherley Ver- ſprechungen abwendig zu machen, oder ſie durch andere liſtige Mittel zum auswandern zu bewegen a]. Die andere Nazion kann ſich daruͤber mit Grunde beſchwe- ren b], deſſen Abſtellung, auch die Beſtrafung ſolcher Perſonen verlangen, ſie auch, im Betretungsfall, ſelbſt mit den haͤrteſten Strafen belegen c]. Oefters ver- wahren Nazionen ſich durch Vertraͤge gegen dergleichen hinterliſtige Abziehung der Unterthanen d]. Eben ſo wenig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/317
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/317>, abgerufen am 26.11.2024.