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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
Grosbritannien behauptete: es sey nach dem europäischen
Völkerrecht gewöhnlich, daß dieienige Nation, welche
ein Land oder eine Insel zuerst entdeckt hat, auch ein
ausschliessendes Recht darauf habe, wenn sie dieselben
gleich nicht wirklich mit Colonieen zu besetzen für gut fän-
de, s. Neuste Staatsbegebenh. 1775. S. 125.
Mosers Beiträge a. a. O. S. 516. So maßte auch
Portugal, unter andern aus dem Rechte der ersten Ent-
deckung, sich aller Etablissements auf der Küste von
Guinea an. Polit. Journ. Jan. 1784. S. 57.
M. vergl. die Note des Herz über Puffendorff I. N.
& G. L. IV. c.
6. §. 8.
****] Noch entsteht eine streitige Frage: ob eine europäi-
sche Nazion, wenn sie ein Stück Landes in Amerika in
Besitz nimt, aber von den Wilden wieder vertrieben
wird, nunmehro einem andern Volke die Einnahme ver-
wehren könne? Dies war besonders zwischen Frankreich
und Grosbritannien, in Absicht der Insel St. Lucie,
der Fall, die bald von der einen, bald von der andern
Macht besessen worden war. Ganz richtig behauptete
Grosbritannien: que l'Isle de St. Lucie a ete possedee
alternativement par les Anglois et les Francois; que
les uns et les autres en ont ete chasses a diverses re-
prises par les Sauvages; qu'ainsi il y a eu des inter-
valles, ou elle n'a ete possedee ni par l'une ni par
l'autre nation; et ils en concluent, qu'on ne sauroit
deslors etablis un droit de propriete ou souverainete
sur cette isle, saute d'un titre suffisant pour consta-
ter ce droit.
Mosers Versuch des neusten europ. V.
R. 5. Th. S. 24. u. f. Russel a. a. O. 2. Th. S.
636. u. f. Es läßt sich nach dem natürlichen Rechte
nicht füglich behaupten, daß das Eigenthum weiter
dauere, als man sich bey dem Besitz zu erhalten im
Stande ist; s. Mosers Grunds. des europ. V. R. in
fr. Zeit. 4. B. 2. K. §. 16. wiewohl einige das Gegen-
und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
Grosbritannien behauptete: es ſey nach dem europaͤiſchen
Voͤlkerrecht gewoͤhnlich, daß dieienige Nation, welche
ein Land oder eine Inſel zuerſt entdeckt hat, auch ein
ausſchlieſſendes Recht darauf habe, wenn ſie dieſelben
gleich nicht wirklich mit Colonieen zu beſetzen fuͤr gut faͤn-
de, ſ. Neuſte Staatsbegebenh. 1775. S. 125.
Moſers Beitraͤge a. a. O. S. 516. So maßte auch
Portugal, unter andern aus dem Rechte der erſten Ent-
deckung, ſich aller Etabliſſements auf der Kuͤſte von
Guinea an. Polit. Journ. Jan. 1784. S. 57.
M. vergl. die Note des Herz uͤber Puffendorff I. N.
& G. L. IV. c.
6. §. 8.
****] Noch entſteht eine ſtreitige Frage: ob eine europaͤi-
ſche Nazion, wenn ſie ein Stuͤck Landes in Amerika in
Beſitz nimt, aber von den Wilden wieder vertrieben
wird, nunmehro einem andern Volke die Einnahme ver-
wehren koͤnne? Dies war beſonders zwiſchen Frankreich
und Grosbritannien, in Abſicht der Inſel St. Lucie,
der Fall, die bald von der einen, bald von der andern
Macht beſeſſen worden war. Ganz richtig behauptete
Grosbritannien: que l’Isle de St. Lucie a été poſſedée
alternativement par les Anglois et les François; que
les uns et les autres en ont été chaſſés à diverſes re-
priſes par les Sauvages; qu’ainſi il y a eu des inter-
valles, où elle n’a été poſſedée ni par l’une ni par
l’autre nation; et ils en concluent, qu’on ne ſauroit
dèslors établis un droit de propriété ou ſouveraineté
ſur cette isle, ſaute d’un titre ſuffiſant pour conſta-
ter ce droit.
Moſers Verſuch des neuſten europ. V.
R. 5. Th. S. 24. u. f. Ruſſel a. a. O. 2. Th. S.
636. u. f. Es laͤßt ſich nach dem natuͤrlichen Rechte
nicht fuͤglich behaupten, daß das Eigenthum weiter
dauere, als man ſich bey dem Beſitz zu erhalten im
Stande iſt; ſ. Moſers Grundſ. des europ. V. R. in
fr. Zeit. 4. B. 2. K. §. 16. wiewohl einige das Gegen-
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[15/0029] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. ***] Grosbritannien behauptete: es ſey nach dem europaͤiſchen Voͤlkerrecht gewoͤhnlich, daß dieienige Nation, welche ein Land oder eine Inſel zuerſt entdeckt hat, auch ein ausſchlieſſendes Recht darauf habe, wenn ſie dieſelben gleich nicht wirklich mit Colonieen zu beſetzen fuͤr gut faͤn- de, ſ. Neuſte Staatsbegebenh. 1775. S. 125. Moſers Beitraͤge a. a. O. S. 516. So maßte auch Portugal, unter andern aus dem Rechte der erſten Ent- deckung, ſich aller Etabliſſements auf der Kuͤſte von Guinea an. Polit. Journ. Jan. 1784. S. 57. M. vergl. die Note des Herz uͤber Puffendorff I. N. & G. L. IV. c. 6. §. 8. ****] Noch entſteht eine ſtreitige Frage: ob eine europaͤi- ſche Nazion, wenn ſie ein Stuͤck Landes in Amerika in Beſitz nimt, aber von den Wilden wieder vertrieben wird, nunmehro einem andern Volke die Einnahme ver- wehren koͤnne? Dies war beſonders zwiſchen Frankreich und Grosbritannien, in Abſicht der Inſel St. Lucie, der Fall, die bald von der einen, bald von der andern Macht beſeſſen worden war. Ganz richtig behauptete Grosbritannien: que l’Isle de St. Lucie a été poſſedée alternativement par les Anglois et les François; que les uns et les autres en ont été chaſſés à diverſes re- priſes par les Sauvages; qu’ainſi il y a eu des inter- valles, où elle n’a été poſſedée ni par l’une ni par l’autre nation; et ils en concluent, qu’on ne ſauroit dèslors établis un droit de propriété ou ſouveraineté ſur cette isle, ſaute d’un titre ſuffiſant pour conſta- ter ce droit. Moſers Verſuch des neuſten europ. V. R. 5. Th. S. 24. u. f. Ruſſel a. a. O. 2. Th. S. 636. u. f. Es laͤßt ſich nach dem natuͤrlichen Rechte nicht fuͤglich behaupten, daß das Eigenthum weiter dauere, als man ſich bey dem Beſitz zu erhalten im Stande iſt; ſ. Moſers Grundſ. des europ. V. R. in fr. Zeit. 4. B. 2. K. §. 16. wiewohl einige das Gegen- theil

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/29>, abgerufen am 27.11.2024.