Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Völkerrechte überhaupt,
wönlich sey, geben unter vielen andern folgende neuere
Beispiele. In dem Seehandlungstractat zwischen Ruß-
land und Dänemark vom 28sten Jun. 1780. heißt es im
Eingange: ... So haben Ihro -- zu Folge ihrer steten
Aufmerksamkeit, ihre eigne Würde, und ihre Sorgfalt
für die Sicherheit und das Wohl ihrer Unterthanen, mit
ihrer so oft bezeigten Achtung für das algemeine Völ-
kerrecht
zu verbinden, unter den gegenwärtigen Umstän-
den für nöthig gefunden, ihr Betragen nach diesen Gesin-
nungen einzurichten. Ihro Maj. die Kaiserin von Ruß-
land hat durch ihre Erklärung an die kriegführenden Mächte
d. d. 28sten Febr. 1780. ganz Europa die Grundsätze vor
Augen gelegt, welche aus dem ursprünglichen Völker-
rechte
herfließen, die sie reklamirt und zur Regel ihres
Betragens in dem gegenwärtigen Kriege angenommen
hat. Die holländischen Gesandten zu Brüssel erklärten
1784. in einem Memoire an den Kaiserlichen Minister, in
Betref der auf die Kaiserlichen Schiffe, welche die Schelde
befahren solten, gethanen Schüsse: daß die Generalstaaten
keine andre Absicht gehabt hätten, als ihre billigen Rechte
zu handhaben. -- Die Republick bliebe noch bey ihrer
friedlichen Neigung, und solte dieses nicht auf den Geist
Sr. Majestät würken, so würde sich die Republick, wider
ihren Willen genöthigt sehen, von den Mitteln Gebrauch
zu machen, wozu sie durch das Natur- und Völker-
recht
zur gesetzmäßigen Vertheidigung ihrer unbezweifelten
Rechte bevolmächtigt sey; Von der Anwendung der übri-
gen Hauptgattungen des Völkerrechts zeugt, wenn Gros-
britannien und Schweden sich verbinden zur Defension ihrer
Königreiche, Lande, Unterthanen, Rechte und Freiheit der
Schiffahrt und Handlung in der Ostsee, Belt, Nordsee
und dem Canal und andrer Privilegien und Vorzüge, die
ihnen durch Vergleiche, Gewonheiten, Völker- und
Erbrecht zustehen etc. Stockholmer Allianz vom 21sten
Jan, 1740, Art. 4.
Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt,
woͤnlich ſey, geben unter vielen andern folgende neuere
Beiſpiele. In dem Seehandlungstractat zwiſchen Ruß-
land und Daͤnemark vom 28ſten Jun. 1780. heißt es im
Eingange: … So haben Ihro — zu Folge ihrer ſteten
Aufmerkſamkeit, ihre eigne Wuͤrde, und ihre Sorgfalt
fuͤr die Sicherheit und das Wohl ihrer Unterthanen, mit
ihrer ſo oft bezeigten Achtung fuͤr das algemeine Voͤl-
kerrecht
zu verbinden, unter den gegenwaͤrtigen Umſtaͤn-
den fuͤr noͤthig gefunden, ihr Betragen nach dieſen Geſin-
nungen einzurichten. Ihro Maj. die Kaiſerin von Ruß-
land hat durch ihre Erklaͤrung an die kriegfuͤhrenden Maͤchte
d. d. 28ſten Febr. 1780. ganz Europa die Grundſaͤtze vor
Augen gelegt, welche aus dem urſpruͤnglichen Voͤlker-
rechte
herfließen, die ſie reklamirt und zur Regel ihres
Betragens in dem gegenwaͤrtigen Kriege angenommen
hat. Die hollaͤndiſchen Geſandten zu Bruͤſſel erklaͤrten
1784. in einem Memoire an den Kaiſerlichen Miniſter, in
Betref der auf die Kaiſerlichen Schiffe, welche die Schelde
befahren ſolten, gethanen Schuͤſſe: daß die Generalſtaaten
keine andre Abſicht gehabt haͤtten, als ihre billigen Rechte
zu handhaben. — Die Republick bliebe noch bey ihrer
friedlichen Neigung, und ſolte dieſes nicht auf den Geiſt
Sr. Majeſtaͤt wuͤrken, ſo wuͤrde ſich die Republick, wider
ihren Willen genoͤthigt ſehen, von den Mitteln Gebrauch
zu machen, wozu ſie durch das Natur- und Voͤlker-
recht
zur geſetzmaͤßigen Vertheidigung ihrer unbezweifelten
Rechte bevolmaͤchtigt ſey; Von der Anwendung der uͤbri-
gen Hauptgattungen des Voͤlkerrechts zeugt, wenn Gros-
britannien und Schweden ſich verbinden zur Defenſion ihrer
Koͤnigreiche, Lande, Unterthanen, Rechte und Freiheit der
Schiffahrt und Handlung in der Oſtſee, Belt, Nordſee
und dem Canal und andrer Privilegien und Vorzuͤge, die
ihnen durch Vergleiche, Gewonheiten, Voͤlker- und
Erbrecht zuſtehen ꝛc. Stockholmer Allianz vom 21ſten
Jan, 1740, Art. 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="*]"><pb facs="#f0062" n="36"/><fw place="top" type="header">Von dem Vo&#x0364;lkerrechte u&#x0364;berhaupt,</fw><lb/>
wo&#x0364;nlich &#x017F;ey, geben unter vielen andern folgende neuere<lb/>
Bei&#x017F;piele. In dem Seehandlungstractat zwi&#x017F;chen Ruß-<lb/>
land und Da&#x0364;nemark vom 28&#x017F;ten Jun. 1780. heißt es im<lb/>
Eingange: &#x2026; So haben Ihro &#x2014; zu Folge ihrer &#x017F;teten<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit, ihre eigne Wu&#x0364;rde, und ihre Sorgfalt<lb/>
fu&#x0364;r die Sicherheit und das Wohl ihrer Unterthanen, mit<lb/>
ihrer &#x017F;o oft bezeigten Achtung fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">das algemeine Vo&#x0364;l-<lb/>
kerrecht</hi> zu verbinden, unter den gegenwa&#x0364;rtigen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den fu&#x0364;r no&#x0364;thig gefunden, ihr Betragen nach die&#x017F;en Ge&#x017F;in-<lb/>
nungen einzurichten. Ihro Maj. die Kai&#x017F;erin von Ruß-<lb/>
land hat durch ihre Erkla&#x0364;rung an die kriegfu&#x0364;hrenden Ma&#x0364;chte<lb/><hi rendition="#aq">d. d.</hi> 28&#x017F;ten Febr. 1780. ganz Europa die Grund&#x017F;a&#x0364;tze vor<lb/>
Augen gelegt, welche aus dem <hi rendition="#fr">ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Vo&#x0364;lker-<lb/>
rechte</hi> herfließen, die &#x017F;ie reklamirt und zur Regel ihres<lb/>
Betragens in dem gegenwa&#x0364;rtigen Kriege angenommen<lb/>
hat. Die holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten zu Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el erkla&#x0364;rten<lb/>
1784. in einem Memoire an den Kai&#x017F;erlichen Mini&#x017F;ter, in<lb/>
Betref der auf die Kai&#x017F;erlichen Schiffe, welche die Schelde<lb/>
befahren &#x017F;olten, gethanen Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: daß die General&#x017F;taaten<lb/>
keine andre Ab&#x017F;icht gehabt ha&#x0364;tten, als ihre billigen Rechte<lb/>
zu handhaben. &#x2014; Die Republick bliebe noch bey ihrer<lb/>
friedlichen Neigung, und &#x017F;olte die&#x017F;es nicht auf den Gei&#x017F;t<lb/>
Sr. Maje&#x017F;ta&#x0364;t wu&#x0364;rken, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ich die Republick, wider<lb/>
ihren Willen geno&#x0364;thigt &#x017F;ehen, von den Mitteln Gebrauch<lb/>
zu machen, wozu &#x017F;ie durch das <hi rendition="#fr">Natur- und Vo&#x0364;lker-<lb/>
recht</hi> zur ge&#x017F;etzma&#x0364;ßigen Vertheidigung ihrer unbezweifelten<lb/>
Rechte bevolma&#x0364;chtigt &#x017F;ey; Von der Anwendung der u&#x0364;bri-<lb/>
gen Hauptgattungen des Vo&#x0364;lkerrechts zeugt, wenn Gros-<lb/>
britannien und Schweden &#x017F;ich verbinden zur Defen&#x017F;ion ihrer<lb/>
Ko&#x0364;nigreiche, Lande, Unterthanen, Rechte und Freiheit der<lb/>
Schiffahrt und Handlung in der O&#x017F;t&#x017F;ee, Belt, Nord&#x017F;ee<lb/>
und dem Canal und andrer Privilegien und Vorzu&#x0364;ge, die<lb/>
ihnen durch <hi rendition="#fr">Vergleiche, Gewonheiten, Vo&#x0364;lker</hi>- und<lb/><hi rendition="#fr">Erbrecht</hi> zu&#x017F;tehen &#xA75B;c. Stockholmer Allianz vom 21&#x017F;ten<lb/>
Jan, 1740, Art. 4.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Oft</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0062] Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt, *] woͤnlich ſey, geben unter vielen andern folgende neuere Beiſpiele. In dem Seehandlungstractat zwiſchen Ruß- land und Daͤnemark vom 28ſten Jun. 1780. heißt es im Eingange: … So haben Ihro — zu Folge ihrer ſteten Aufmerkſamkeit, ihre eigne Wuͤrde, und ihre Sorgfalt fuͤr die Sicherheit und das Wohl ihrer Unterthanen, mit ihrer ſo oft bezeigten Achtung fuͤr das algemeine Voͤl- kerrecht zu verbinden, unter den gegenwaͤrtigen Umſtaͤn- den fuͤr noͤthig gefunden, ihr Betragen nach dieſen Geſin- nungen einzurichten. Ihro Maj. die Kaiſerin von Ruß- land hat durch ihre Erklaͤrung an die kriegfuͤhrenden Maͤchte d. d. 28ſten Febr. 1780. ganz Europa die Grundſaͤtze vor Augen gelegt, welche aus dem urſpruͤnglichen Voͤlker- rechte herfließen, die ſie reklamirt und zur Regel ihres Betragens in dem gegenwaͤrtigen Kriege angenommen hat. Die hollaͤndiſchen Geſandten zu Bruͤſſel erklaͤrten 1784. in einem Memoire an den Kaiſerlichen Miniſter, in Betref der auf die Kaiſerlichen Schiffe, welche die Schelde befahren ſolten, gethanen Schuͤſſe: daß die Generalſtaaten keine andre Abſicht gehabt haͤtten, als ihre billigen Rechte zu handhaben. — Die Republick bliebe noch bey ihrer friedlichen Neigung, und ſolte dieſes nicht auf den Geiſt Sr. Majeſtaͤt wuͤrken, ſo wuͤrde ſich die Republick, wider ihren Willen genoͤthigt ſehen, von den Mitteln Gebrauch zu machen, wozu ſie durch das Natur- und Voͤlker- recht zur geſetzmaͤßigen Vertheidigung ihrer unbezweifelten Rechte bevolmaͤchtigt ſey; Von der Anwendung der uͤbri- gen Hauptgattungen des Voͤlkerrechts zeugt, wenn Gros- britannien und Schweden ſich verbinden zur Defenſion ihrer Koͤnigreiche, Lande, Unterthanen, Rechte und Freiheit der Schiffahrt und Handlung in der Oſtſee, Belt, Nordſee und dem Canal und andrer Privilegien und Vorzuͤge, die ihnen durch Vergleiche, Gewonheiten, Voͤlker- und Erbrecht zuſtehen ꝛc. Stockholmer Allianz vom 21ſten Jan, 1740, Art. 4. Oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/62
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/62>, abgerufen am 18.12.2024.