Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.Von dem Völkerrechte überhaupt, *] Io. Ad. Ickstadt in Elem. jur. gentium L. I. c. II. §. 2. Schol. theilt auch das natürliche, nämlich das nothwendige, in algemeines und besonderes. Ersteres soll die alge- meinsten Regeln, lezteres dieienigen Grundsätze enthalten, welche die Natur eines ieden Staats insbesondere erheischt. §. 12. Andrer Rechtslehrer Abtheilungen des Völkerrechts. Vorstehende Völkerrechtseintheilungen haben mir die chen
Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt, *] Io. Ad. Ickſtadt in Elem. jur. gentium L. I. c. II. §. 2. Schol. theilt auch das natuͤrliche, naͤmlich das nothwendige, in algemeines und beſonderes. Erſteres ſoll die alge- meinſten Regeln, lezteres dieienigen Grundſaͤtze enthalten, welche die Natur eines ieden Staats insbeſondere erheiſcht. §. 12. Andrer Rechtslehrer Abtheilungen des Voͤlkerrechts. Vorſtehende Voͤlkerrechtseintheilungen haben mir die chen
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Von dem Voͤlkerrechte uͤberhaupt,
*] Io. Ad. Ickſtadt in Elem. jur. gentium L. I. c. II. §. 2.
Schol. theilt auch das natuͤrliche, naͤmlich das nothwendige,
in algemeines und beſonderes. Erſteres ſoll die alge-
meinſten Regeln, lezteres dieienigen Grundſaͤtze enthalten,
welche die Natur eines ieden Staats insbeſondere erheiſcht.
§. 12.
Andrer Rechtslehrer Abtheilungen des
Voͤlkerrechts.
Vorſtehende Voͤlkerrechtseintheilungen haben mir die
weſentlichſten geſchienen. Andre Voͤlkerrechtslehrer be-
dienen ſich deren noch mehrere, die zum Theil blos in der
Benennung abweichen. Ich will wenigſtens die vor-
nehmſten davon bemerklich machen. Nach der Meinung
des Grotius zerfaͤlt das Voͤlkerrecht in zwei Haupttheile
in latius patens, worunter er ſein ſogenantes ius gentium
voluntarium verſteht, das wieder vniverſale et certarum
gentium ſeyn ſoll, und in arctius patens, welches blos
das bey mehreren Voͤlkern gleichfoͤrmig angenommene
Privatrecht enthaͤlt. Das natuͤrliche Voͤlkerrecht iſt nach
dem Grotius und andern Philoſophen entweder ein in-
nerliches oder aͤuſſerliches. Jenes ſoll aus den Grund-
ſaͤtzen beſtehn, welche ich mit Wolfen und andern zu dem
nothwendigen Voͤlkerrechte zaͤhle, weil ſie, wenn auch
nicht aͤuſſerlich, doch fuͤr das Gewiſſen der Voͤlker ver-
bindlich ſind. Zu dieſen gehoͤren die auch aͤuſſere
Zwangsmittel zulaſſende Pflichten: und weil die Beob-
achtung der innern Obliegenheiten von andern Voͤlkern,
nicht wie die aͤuſſern, mit volkomnen Rechte gefodert
werden koͤnnen; ſo wird das Voͤlkerrecht vielfaͤltig auch
in volkomnes und unvolkomnes eingeteilt. Ferner
unterſcheidet man es in abſolutes [abſolutum connatum,
von einigen auch primarium genant] und hypothetiſches
[hypotheticum, adquiſitum oder auch ſecundarium]. Er-
ſteres iſt dasienige, welches ohne Zuthun einer verbindli-
chen
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