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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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terliche Entscheidungen den Kriegen ein Ende machte.
Allein der Abt St. Pierre urteilt sehr richtig, wenn er
sagt: L'idee de conquerir L' Europe est une idee par-
faitement chimerique i
].

a] J. J. Schmauß in der Einleitung zur Staatswissen-
schaft etc. 1. Th. Anhang: Raisonnement über den
gegenwärtigen Zustand der Balance von Europa
sagt: Der gemeine Haufe stelt sich bey der Universalmo-
narchie vor, ein solcher Monarch würde immediate in
allen Ländern von Europa das Regiment führen, alle
andere Regenten veriagen, die Unterthanen um alle Rech-
te, Freiheiten, Gesetze und Gewohnheiten bringen, und
dergleichen. So lange nun dieses nicht geschieht; so
lange sie sehen, daß in Spanien, Sardinien, Neapel,
Engelland, Holland, Teutschland etc. noch absonderliche
Regenten vorhanden sind, und diese Reiche nicht unter
einem Haupte stehen, so lassen sie sich bethören, es
wäre alles in genugsamer Sicherheit. Sie bedenken nicht,
daß es einem Universalmonarchen unmöglich sey, selbst in
Person ein iedes Reich in Europa zugleich und immediate
zu regieren; daß er seine Oberherrschaft nothwendig durch
subalterne Regierungen führen müsse: daß es ia gleichgül-
tig sey, ob die Subalternen den Titel von Amtleuten,
oder Gouverneurs, oder Vice-Re, oder Königen führen;
daß also eine veritable Universalmonarchie und Oberher-
schaft über viele Königreiche zugleich seyn könne, wenn
gleich diese nicht immediate unter einem Haupte stehen,
sondern iedes Königreich seinen besondern subalternen Re-
genten unter dem äusserlichen Schemate eines Königs
behält.
b] L. M. Kahle de trutina Europae §. 1.
c] Curtius L. IX. c. 6. erzählt uns, daß Alexander der
Große selbst einst gegen seine Freunde geäussert: Orsus a
Macedonia imperium, Graeciam teneo, Thraciam et

Von der Macht der Nazionen
terliche Entſcheidungen den Kriegen ein Ende machte.
Allein der Abt St. Pierre urteilt ſehr richtig, wenn er
ſagt: L’idée de conquerir L’ Europe eſt une idée par-
faitement chimerique i
].

a] J. J. Schmauß in der Einleitung zur Staatswiſſen-
ſchaft ꝛc. 1. Th. Anhang: Raiſonnement uͤber den
gegenwaͤrtigen Zuſtand der Balance von Europa
ſagt: Der gemeine Haufe ſtelt ſich bey der Univerſalmo-
narchie vor, ein ſolcher Monarch wuͤrde immediate in
allen Laͤndern von Europa das Regiment fuͤhren, alle
andere Regenten veriagen, die Unterthanen um alle Rech-
te, Freiheiten, Geſetze und Gewohnheiten bringen, und
dergleichen. So lange nun dieſes nicht geſchieht; ſo
lange ſie ſehen, daß in Spanien, Sardinien, Neapel,
Engelland, Holland, Teutſchland ꝛc. noch abſonderliche
Regenten vorhanden ſind, und dieſe Reiche nicht unter
einem Haupte ſtehen, ſo laſſen ſie ſich bethoͤren, es
waͤre alles in genugſamer Sicherheit. Sie bedenken nicht,
daß es einem Univerſalmonarchen unmoͤglich ſey, ſelbſt in
Perſon ein iedes Reich in Europa zugleich und immediate
zu regieren; daß er ſeine Oberherrſchaft nothwendig durch
ſubalterne Regierungen fuͤhren muͤſſe: daß es ia gleichguͤl-
tig ſey, ob die Subalternen den Titel von Amtleuten,
oder Gouverneurs, oder Vice-Ré, oder Koͤnigen fuͤhren;
daß alſo eine veritable Univerſalmonarchie und Oberher-
ſchaft uͤber viele Koͤnigreiche zugleich ſeyn koͤnne, wenn
gleich dieſe nicht immediate unter einem Haupte ſtehen,
ſondern iedes Koͤnigreich ſeinen beſondern ſubalternen Re-
genten unter dem aͤuſſerlichen Schemate eines Koͤnigs
behaͤlt.
b] L. M. Kahle de trutina Europae §. 1.
c] Curtius L. IX. c. 6. erzaͤhlt uns, daß Alexander der
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[324/0350] Von der Macht der Nazionen terliche Entſcheidungen den Kriegen ein Ende machte. Allein der Abt St. Pierre urteilt ſehr richtig, wenn er ſagt: L’idée de conquerir L’ Europe eſt une idée par- faitement chimerique i]. a] J. J. Schmauß in der Einleitung zur Staatswiſſen- ſchaft ꝛc. 1. Th. Anhang: Raiſonnement uͤber den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Balance von Europa ſagt: Der gemeine Haufe ſtelt ſich bey der Univerſalmo- narchie vor, ein ſolcher Monarch wuͤrde immediate in allen Laͤndern von Europa das Regiment fuͤhren, alle andere Regenten veriagen, die Unterthanen um alle Rech- te, Freiheiten, Geſetze und Gewohnheiten bringen, und dergleichen. So lange nun dieſes nicht geſchieht; ſo lange ſie ſehen, daß in Spanien, Sardinien, Neapel, Engelland, Holland, Teutſchland ꝛc. noch abſonderliche Regenten vorhanden ſind, und dieſe Reiche nicht unter einem Haupte ſtehen, ſo laſſen ſie ſich bethoͤren, es waͤre alles in genugſamer Sicherheit. Sie bedenken nicht, daß es einem Univerſalmonarchen unmoͤglich ſey, ſelbſt in Perſon ein iedes Reich in Europa zugleich und immediate zu regieren; daß er ſeine Oberherrſchaft nothwendig durch ſubalterne Regierungen fuͤhren muͤſſe: daß es ia gleichguͤl- tig ſey, ob die Subalternen den Titel von Amtleuten, oder Gouverneurs, oder Vice-Ré, oder Koͤnigen fuͤhren; daß alſo eine veritable Univerſalmonarchie und Oberher- ſchaft uͤber viele Koͤnigreiche zugleich ſeyn koͤnne, wenn gleich dieſe nicht immediate unter einem Haupte ſtehen, ſondern iedes Koͤnigreich ſeinen beſondern ſubalternen Re- genten unter dem aͤuſſerlichen Schemate eines Koͤnigs behaͤlt. b] L. M. Kahle de trutina Europae §. 1. c] Curtius L. IX. c. 6. erzaͤhlt uns, daß Alexander der Große ſelbſt einſt gegen ſeine Freunde geaͤuſſert: Orſus a Macedonia imperium, Graeciam teneo, Thraciam et Illy-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/350>, abgerufen am 22.11.2024.