Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der ursprünglichen Gleichheit
Reichsversamlungen, wo blos die herzogliche, nicht aber
die königliche Würde dieses Hauses in Betrachtung komt,
noch gegenwärtig statt. Seit langer Zeit aber hat Sa-
voyen, wegen Niedrigkeit des Ranges, die Reichsver-
samlungen nicht mehr beschickt, oder die daselbst ange-
langten bevolmächtigten Gesandten haben doch von dem
Sitz- und Stimmrecht keinen Gebrauch gemacht.

2] Der Grosherzog von Toscana b], welcher am
päpstlichen, kaiserlichen und verschiedenen andern euro-
päischen Höfen königliche Ehre genießt, will dem Gros-
meister des Johanniterordens und der Eidgenossenschaft
im Range nicht weichen.

Vor den Kurfürsten wird derselbe den Rang schwer-
lich behaupten c]; indes wird er am kaiserlichen Hofe
ihnen gleich gehalten.

Am wenigsten will er den übrigen teutschen und ita-
liänischen Fürsten nachgehn.

3] Die Herzoge von Parma und Piacenza haben
sonst den Rang vor Toscana gesucht und mit Mantua
und Modena deshalb gestritten. Itzt werden sie dem
letztern gleich geachtet; alle aber haben Rangstreitigkeiten
mit den teutschen Fürsten d].

a] Crusius, L. III. c. 10. und 11. p. 510. Stosch, S. 756.
Zwanzig, 1. Th. Tit. 24. 42. 43. und 50. Roußet,
c. XXIV. p. 100. c. XXIX. p.
153.
b] Zwanzig, 1. Th. Tit. 44. Roußet, c. XXXI. p. 159.
c] Mosers Grundsätze des europ. Völkerr. in Friedensz.
S. 46.
d] Zwanzig, 1. Th. Tit. 43. und 49. Roußet, c. XXXII.
p.
162.
§. 47.

Von der urſpruͤnglichen Gleichheit
Reichsverſamlungen, wo blos die herzogliche, nicht aber
die koͤnigliche Wuͤrde dieſes Hauſes in Betrachtung komt,
noch gegenwaͤrtig ſtatt. Seit langer Zeit aber hat Sa-
voyen, wegen Niedrigkeit des Ranges, die Reichsver-
ſamlungen nicht mehr beſchickt, oder die daſelbſt ange-
langten bevolmaͤchtigten Geſandten haben doch von dem
Sitz- und Stimmrecht keinen Gebrauch gemacht.

2] Der Grosherzog von Toſcana b], welcher am
paͤpſtlichen, kaiſerlichen und verſchiedenen andern euro-
paͤiſchen Hoͤfen koͤnigliche Ehre genießt, will dem Gros-
meiſter des Johanniterordens und der Eidgenoſſenſchaft
im Range nicht weichen.

Vor den Kurfuͤrſten wird derſelbe den Rang ſchwer-
lich behaupten c]; indes wird er am kaiſerlichen Hofe
ihnen gleich gehalten.

Am wenigſten will er den uͤbrigen teutſchen und ita-
liaͤniſchen Fuͤrſten nachgehn.

3] Die Herzoge von Parma und Piacenza haben
ſonſt den Rang vor Toſcana geſucht und mit Mantua
und Modena deshalb geſtritten. Itzt werden ſie dem
letztern gleich geachtet; alle aber haben Rangſtreitigkeiten
mit den teutſchen Fuͤrſten d].

a] Cruſius, L. III. c. 10. und 11. p. 510. Stoſch, S. 756.
Zwanzig, 1. Th. Tit. 24. 42. 43. und 50. Roußet,
c. XXIV. p. 100. c. XXIX. p.
153.
b] Zwanzig, 1. Th. Tit. 44. Roußet, c. XXXI. p. 159.
c] Moſers Grundſaͤtze des europ. Voͤlkerr. in Friedensz.
S. 46.
d] Zwanzig, 1. Th. Tit. 43. und 49. Roußet, c. XXXII.
p.
162.
§. 47.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0292" n="266"/><fw place="top" type="header">Von der ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Gleichheit</fw><lb/>
Reichsver&#x017F;amlungen, wo blos die herzogliche, nicht aber<lb/>
die ko&#x0364;nigliche Wu&#x0364;rde die&#x017F;es Hau&#x017F;es in Betrachtung komt,<lb/>
noch gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;tatt. Seit langer Zeit aber hat Sa-<lb/>
voyen, wegen Niedrigkeit des Ranges, die Reichsver-<lb/>
&#x017F;amlungen nicht mehr be&#x017F;chickt, oder die da&#x017F;elb&#x017F;t ange-<lb/>
langten bevolma&#x0364;chtigten Ge&#x017F;andten haben doch von dem<lb/>
Sitz- und Stimmrecht keinen Gebrauch gemacht.</p><lb/>
            <p>2] Der Grosherzog von <hi rendition="#fr">To&#x017F;cana</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>], welcher am<lb/>
pa&#x0364;p&#x017F;tlichen, kai&#x017F;erlichen und ver&#x017F;chiedenen andern euro-<lb/>
pa&#x0364;i&#x017F;chen Ho&#x0364;fen ko&#x0364;nigliche Ehre genießt, will dem Gros-<lb/>
mei&#x017F;ter des Johanniterordens und der Eidgeno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
im Range nicht weichen.</p><lb/>
            <p>Vor den Kurfu&#x0364;r&#x017F;ten wird der&#x017F;elbe den Rang &#x017F;chwer-<lb/>
lich behaupten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>]; indes wird er am kai&#x017F;erlichen Hofe<lb/>
ihnen gleich gehalten.</p><lb/>
            <p>Am wenig&#x017F;ten will er den u&#x0364;brigen teut&#x017F;chen und ita-<lb/>
lia&#x0364;ni&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten nachgehn.</p><lb/>
            <p>3] Die Herzoge von <hi rendition="#fr">Parma</hi> und <hi rendition="#fr">Piacenza</hi> haben<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t den Rang vor To&#x017F;cana ge&#x017F;ucht und mit Mantua<lb/>
und <hi rendition="#fr">Modena</hi> deshalb ge&#x017F;tritten. Itzt werden &#x017F;ie dem<lb/>
letztern gleich geachtet; alle aber haben Rang&#x017F;treitigkeiten<lb/>
mit den teut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">d</hi></hi>].</p><lb/>
            <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cru&#x017F;ius,</hi> L. III. c.</hi> 10. und 11. <hi rendition="#aq">p.</hi> 510. <hi rendition="#fr">Sto&#x017F;ch</hi>, S. 756.<lb/><hi rendition="#fr">Zwanzig</hi>, 1. Th. Tit. 24. 42. 43. und 50. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roußet,</hi><lb/>
c. XXIV. p. 100. c. XXIX. p.</hi> 153.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]"><hi rendition="#fr">Zwanzig</hi>, 1. Th. Tit. 44. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roußet,</hi> c. XXXI. p.</hi> 159.</note><lb/>
            <note place="end" n="c]"><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Grund&#x017F;a&#x0364;tze des europ. Vo&#x0364;lkerr. in Friedensz.<lb/>
S. 46.</note><lb/>
            <note place="end" n="d]"><hi rendition="#fr">Zwanzig</hi>, 1. Th. Tit. 43. und 49. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roußet,</hi> c. XXXII.<lb/>
p.</hi> 162.</note>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 47.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0292] Von der urſpruͤnglichen Gleichheit Reichsverſamlungen, wo blos die herzogliche, nicht aber die koͤnigliche Wuͤrde dieſes Hauſes in Betrachtung komt, noch gegenwaͤrtig ſtatt. Seit langer Zeit aber hat Sa- voyen, wegen Niedrigkeit des Ranges, die Reichsver- ſamlungen nicht mehr beſchickt, oder die daſelbſt ange- langten bevolmaͤchtigten Geſandten haben doch von dem Sitz- und Stimmrecht keinen Gebrauch gemacht. 2] Der Grosherzog von Toſcana b], welcher am paͤpſtlichen, kaiſerlichen und verſchiedenen andern euro- paͤiſchen Hoͤfen koͤnigliche Ehre genießt, will dem Gros- meiſter des Johanniterordens und der Eidgenoſſenſchaft im Range nicht weichen. Vor den Kurfuͤrſten wird derſelbe den Rang ſchwer- lich behaupten c]; indes wird er am kaiſerlichen Hofe ihnen gleich gehalten. Am wenigſten will er den uͤbrigen teutſchen und ita- liaͤniſchen Fuͤrſten nachgehn. 3] Die Herzoge von Parma und Piacenza haben ſonſt den Rang vor Toſcana geſucht und mit Mantua und Modena deshalb geſtritten. Itzt werden ſie dem letztern gleich geachtet; alle aber haben Rangſtreitigkeiten mit den teutſchen Fuͤrſten d]. a] Cruſius, L. III. c. 10. und 11. p. 510. Stoſch, S. 756. Zwanzig, 1. Th. Tit. 24. 42. 43. und 50. Roußet, c. XXIV. p. 100. c. XXIX. p. 153. b] Zwanzig, 1. Th. Tit. 44. Roußet, c. XXXI. p. 159. c] Moſers Grundſaͤtze des europ. Voͤlkerr. in Friedensz. S. 46. d] Zwanzig, 1. Th. Tit. 43. und 49. Roußet, c. XXXII. p. 162. §. 47.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/292
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/292>, abgerufen am 24.11.2024.