Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
der Nazionen.
den Unternehmungen des letztern durch seinen Beifall den
Schein der Gerechtigkeit. Bonifaz VIII. gerieth mit Kö-
nig Philip dem Schönen von Frankreich
in heftigen
Streit, wobey ersterer eine Oberherschaft im Geistlichen
und Weltlichen zu behaupten suchte. Papa excommuni-
cavit Philippum regem Franciae quod pecuniam extra
regnum suum portare non permisit et Alberti regis
Romanorum electionem admisit subjiciens sibi regnum
Franciae. Annal. H. Steronis Contin. ad an.
1302.
Karl VIII. von Frankreich zog 1494 nach Italien und
bezeigte dem Papst durch einen Fußkuß seine Obedienz:
Sainct pere, sagt er, je suis venu pour faire obedience
et reverence a vostre sainctete comme ont accoustume
de faire mes predeceßeurs Roys de France.
England
muste dem Papste schon seit 725 Zins bezahlen: derselbe
wurde aber einigemal, besonders unter König Heinrich II.
bey Gelegenheit des ermordeten Erzbischofs von Canterbury
Thomas Becket erhöht. Dieses Mordes wegen muste
Heinrich vor den päpstlichen Gesandten schwören: mortem
Thomae martyris gloriosi nec voluntate nec conscien-
tia sua perpetratam fuiße nec suo artificio perquisitam.
Sed quoniam malefactores ex verbis, quae rex -- pro-
tulerat -- occasionem virum Dei sumpserunt perimendi,
rex cum summa humilitate absolutionem postulans im-
petravit etc. Matth. Paris. ad an. 1172. p.
88. Ebender-
selbe Heinrich II. suchte auch zur Eroberung Irländs Er-
laubnis beim Papst. Johann ohne Land ward vom
Innocenz III. der streitigen Erzbischofswahl von Canterbury
halber in den Bann gethan und sah sich genöthigt, England
als ein zinsbares Lehn des Papstes zu erkennen. Von
den Königen in Dänemark verlangten die Päpste Zins,
blos weil ihnen einige Könige etwa freiwillige Opfer ge-
bracht hatten, und König Christoph I. ward, weil er
den Erzbischof von Lunden, Jakob Erlandson ins Gefäng-
nis gesetzt, vom Papst Alexander III. mit samt dem Rei-
der Nazionen.
den Unternehmungen des letztern durch ſeinen Beifall den
Schein der Gerechtigkeit. Bonifaz VIII. gerieth mit Koͤ-
nig Philip dem Schoͤnen von Frankreich
in heftigen
Streit, wobey erſterer eine Oberherſchaft im Geiſtlichen
und Weltlichen zu behaupten ſuchte. Papa excommuni-
cavit Philippum regem Franciae quod pecuniam extra
regnum ſuum portare non permiſit et Alberti regis
Romanorum electionem admiſit ſubjiciens ſibi regnum
Franciae. Annal. H. Steronis Contin. ad an.
1302.
Karl VIII. von Frankreich zog 1494 nach Italien und
bezeigte dem Papſt durch einen Fußkuß ſeine Obedienz:
Sainct père, ſagt er, je ſuis venu pour faire obedience
et reverence à voſtre ſainctété comme ont accoustumé
de faire mes predeceßeurs Roys de France.
England
muſte dem Papſte ſchon ſeit 725 Zins bezahlen: derſelbe
wurde aber einigemal, beſonders unter Koͤnig Heinrich II.
bey Gelegenheit des ermordeten Erzbiſchofs von Canterbury
Thomas Becket erhoͤht. Dieſes Mordes wegen muſte
Heinrich vor den paͤpſtlichen Geſandten ſchwoͤren: mortem
Thomae martyris glorioſi nec voluntate nec conſcien-
tia ſua perpetratam fuiße nec ſuo artificio perquiſitam.
Sed quoniam malefactores ex verbis, quae rex — pro-
tulerat — occaſionem virum Dei ſumpſerunt perimendi,
rex cum ſumma humilitate abſolutionem poſtulans im-
petravit etc. Matth. Paris. ad an. 1172. p.
88. Ebender-
ſelbe Heinrich II. ſuchte auch zur Eroberung Irlaͤnds Er-
laubnis beim Papſt. Johann ohne Land ward vom
Innocenz III. der ſtreitigen Erzbiſchofswahl von Canterbury
halber in den Bann gethan und ſah ſich genoͤthigt, England
als ein zinsbares Lehn des Papſtes zu erkennen. Von
den Koͤnigen in Daͤnemark verlangten die Paͤpſte Zins,
blos weil ihnen einige Koͤnige etwa freiwillige Opfer ge-
bracht hatten, und Koͤnig Chriſtoph I. ward, weil er
den Erzbiſchof von Lunden, Jakob Erlandſon ins Gefaͤng-
nis geſetzt, vom Papſt Alexander III. mit ſamt dem Rei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="p]"><pb facs="#f0197" n="171"/><fw place="top" type="header">der Nazionen.</fw><lb/>
den Unternehmungen des letztern durch &#x017F;einen Beifall den<lb/>
Schein der Gerechtigkeit. Bonifaz <hi rendition="#aq">VIII.</hi> gerieth mit <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;-<lb/>
nig Philip dem Scho&#x0364;nen von Frankreich</hi> in heftigen<lb/>
Streit, wobey er&#x017F;terer eine Oberher&#x017F;chaft im Gei&#x017F;tlichen<lb/>
und Weltlichen zu behaupten &#x017F;uchte. <hi rendition="#aq">Papa excommuni-<lb/>
cavit Philippum regem Franciae quod pecuniam extra<lb/>
regnum &#x017F;uum portare non permi&#x017F;it et Alberti regis<lb/>
Romanorum electionem admi&#x017F;it &#x017F;ubjiciens &#x017F;ibi regnum<lb/>
Franciae. Annal. H. Steronis Contin. ad an.</hi> 1302.<lb/><hi rendition="#fr">Karl</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> von Frankreich zog 1494 nach Italien und<lb/>
bezeigte dem Pap&#x017F;t durch einen Fußkuß &#x017F;eine Obedienz:<lb/><hi rendition="#aq">Sainct père,</hi> &#x017F;agt er, <hi rendition="#aq">je &#x017F;uis venu pour faire obedience<lb/>
et reverence à vo&#x017F;tre &#x017F;ainctété comme ont accoustumé<lb/>
de faire mes predeceßeurs Roys de France.</hi> <hi rendition="#fr">England</hi><lb/>
mu&#x017F;te dem Pap&#x017F;te &#x017F;chon &#x017F;eit 725 Zins bezahlen: der&#x017F;elbe<lb/>
wurde aber einigemal, be&#x017F;onders unter Ko&#x0364;nig Heinrich <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
bey Gelegenheit des ermordeten Erzbi&#x017F;chofs von Canterbury<lb/>
Thomas Becket erho&#x0364;ht. Die&#x017F;es Mordes wegen mu&#x017F;te<lb/>
Heinrich vor den pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Ge&#x017F;andten &#x017F;chwo&#x0364;ren: <hi rendition="#aq">mortem<lb/>
Thomae martyris glorio&#x017F;i nec voluntate nec con&#x017F;cien-<lb/>
tia &#x017F;ua perpetratam fuiße nec &#x017F;uo artificio perqui&#x017F;itam.<lb/>
Sed quoniam malefactores ex verbis, quae rex &#x2014; pro-<lb/>
tulerat &#x2014; occa&#x017F;ionem virum Dei &#x017F;ump&#x017F;erunt perimendi,<lb/>
rex cum &#x017F;umma humilitate ab&#x017F;olutionem po&#x017F;tulans im-<lb/>
petravit etc. Matth. Paris. ad an. 1172. p.</hi> 88. Ebender-<lb/>
&#x017F;elbe Heinrich <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;uchte auch zur Eroberung Irla&#x0364;nds Er-<lb/>
laubnis beim Pap&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Johann ohne Land</hi> ward vom<lb/>
Innocenz <hi rendition="#aq">III.</hi> der &#x017F;treitigen Erzbi&#x017F;chofswahl von Canterbury<lb/>
halber in den Bann gethan und &#x017F;ah &#x017F;ich geno&#x0364;thigt, England<lb/>
als ein zinsbares Lehn des Pap&#x017F;tes zu erkennen. Von<lb/>
den Ko&#x0364;nigen in <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nemark</hi> verlangten die Pa&#x0364;p&#x017F;te Zins,<lb/>
blos weil ihnen einige Ko&#x0364;nige etwa freiwillige Opfer ge-<lb/>
bracht hatten, und Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;toph</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> ward, weil er<lb/>
den Erzbi&#x017F;chof von Lunden, Jakob Erland&#x017F;on ins Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nis ge&#x017F;etzt, vom Pap&#x017F;t Alexander <hi rendition="#aq">III.</hi> mit &#x017F;amt dem Rei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0197] der Nazionen. p] den Unternehmungen des letztern durch ſeinen Beifall den Schein der Gerechtigkeit. Bonifaz VIII. gerieth mit Koͤ- nig Philip dem Schoͤnen von Frankreich in heftigen Streit, wobey erſterer eine Oberherſchaft im Geiſtlichen und Weltlichen zu behaupten ſuchte. Papa excommuni- cavit Philippum regem Franciae quod pecuniam extra regnum ſuum portare non permiſit et Alberti regis Romanorum electionem admiſit ſubjiciens ſibi regnum Franciae. Annal. H. Steronis Contin. ad an. 1302. Karl VIII. von Frankreich zog 1494 nach Italien und bezeigte dem Papſt durch einen Fußkuß ſeine Obedienz: Sainct père, ſagt er, je ſuis venu pour faire obedience et reverence à voſtre ſainctété comme ont accoustumé de faire mes predeceßeurs Roys de France. England muſte dem Papſte ſchon ſeit 725 Zins bezahlen: derſelbe wurde aber einigemal, beſonders unter Koͤnig Heinrich II. bey Gelegenheit des ermordeten Erzbiſchofs von Canterbury Thomas Becket erhoͤht. Dieſes Mordes wegen muſte Heinrich vor den paͤpſtlichen Geſandten ſchwoͤren: mortem Thomae martyris glorioſi nec voluntate nec conſcien- tia ſua perpetratam fuiße nec ſuo artificio perquiſitam. Sed quoniam malefactores ex verbis, quae rex — pro- tulerat — occaſionem virum Dei ſumpſerunt perimendi, rex cum ſumma humilitate abſolutionem poſtulans im- petravit etc. Matth. Paris. ad an. 1172. p. 88. Ebender- ſelbe Heinrich II. ſuchte auch zur Eroberung Irlaͤnds Er- laubnis beim Papſt. Johann ohne Land ward vom Innocenz III. der ſtreitigen Erzbiſchofswahl von Canterbury halber in den Bann gethan und ſah ſich genoͤthigt, England als ein zinsbares Lehn des Papſtes zu erkennen. Von den Koͤnigen in Daͤnemark verlangten die Paͤpſte Zins, blos weil ihnen einige Koͤnige etwa freiwillige Opfer ge- bracht hatten, und Koͤnig Chriſtoph I. ward, weil er den Erzbiſchof von Lunden, Jakob Erlandſon ins Gefaͤng- nis geſetzt, vom Papſt Alexander III. mit ſamt dem Rei- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/197
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/197>, abgerufen am 27.11.2024.