C.Der Ursprung und Grund der Landeshoheit, die gröstenteils auf dem Herkommen beruht, durch den westohälischen Frieden, besonders Art. VIII. §. 1. u. 2. des Oßnabrückschen und Art. IX. §. 62. u. 63. des Mün- sterschen Instruments aufs kräftigste bestätigt und in neuern Zeiten immer mehr erweitert worden ist, werden in den Schriften des teutschen Staatsrechts erörtert i].
Aus diesem allen erhellet, daß die teutschen Reichs- stände, ob sie gleich nicht für völlig unabhängig zu ach- ten, weil sie den Kaiser über sich haben, dennoch in denen durch die Reichsgrundgesetze nicht beschränkten Stücken, alle Souverainetätsgerechtsame, besonders auch in aus- wärtigen Beziehungen, als des Kriegs und Friedens, der Gesandschaften und Bündnisse, sowohl gegen ande- re souveraine Nazionen, als zum Theil gegen einander und gegen das Oberhaupt des Reichs auszuüben befugt sind, daß sie folglich in diesen Materien nothwendig nach den Grundsätzen des Völkerrechts beurteilt werden müssen k].
Worauf die Landeshoheit hafte und welcher Gattung von Reichsständen sie zukomme? gehört ebenfals für die Staatsrechtslehre l]. Uebrigens würde es hier zu weit- läuftig seyn, die ziemlich an dreihundert sich belaufende Staaten, woraus das teutsche Reich bestehet, einzeln zu berühren. Ich setze deren Kentnis daher aus der teut- chen Reichsgeschichte und dem Staatsrechte voraus m].
a]Caesarinus Fürstenerius de jure suprematus ac legationis principum Germaniae, Norimb. 1678. 8. und öfter. Jo. Wilh. de Goebel diß. de juribus procerum imperii majestaticis. Helmst. 1718. 4.
b]Real Science du Gouvernement T. IV. Ch. II. Sect. III. §. 19.
c] Mosers Versuch des europ. V. R. 1. B. 1. K. §. 11. S. 27.
d]
und den europaͤiſchen insbeſondere.
C.Der Urſprung und Grund der Landeshoheit, die groͤſtenteils auf dem Herkommen beruht, durch den weſtohaͤliſchen Frieden, beſonders Art. VIII. §. 1. u. 2. des Oßnabruͤckſchen und Art. IX. §. 62. u. 63. des Muͤn- ſterſchen Inſtruments aufs kraͤftigſte beſtaͤtigt und in neuern Zeiten immer mehr erweitert worden iſt, werden in den Schriften des teutſchen Staatsrechts eroͤrtert i].
Aus dieſem allen erhellet, daß die teutſchen Reichs- ſtaͤnde, ob ſie gleich nicht fuͤr voͤllig unabhaͤngig zu ach- ten, weil ſie den Kaiſer uͤber ſich haben, dennoch in denen durch die Reichsgrundgeſetze nicht beſchraͤnkten Stuͤcken, alle Souverainetaͤtsgerechtſame, beſonders auch in aus- waͤrtigen Beziehungen, als des Kriegs und Friedens, der Geſandſchaften und Buͤndniſſe, ſowohl gegen ande- re ſouveraine Nazionen, als zum Theil gegen einander und gegen das Oberhaupt des Reichs auszuuͤben befugt ſind, daß ſie folglich in dieſen Materien nothwendig nach den Grundſaͤtzen des Voͤlkerrechts beurteilt werden muͤſſen k].
Worauf die Landeshoheit hafte und welcher Gattung von Reichsſtaͤnden ſie zukomme? gehoͤrt ebenfals fuͤr die Staatsrechtslehre l]. Uebrigens wuͤrde es hier zu weit- laͤuftig ſeyn, die ziemlich an dreihundert ſich belaufende Staaten, woraus das teutſche Reich beſtehet, einzeln zu beruͤhren. Ich ſetze deren Kentnis daher aus der teut- chen Reichsgeſchichte und dem Staatsrechte voraus m].
a]Caeſarinus Fürſtenerius de jure ſuprematus ac legationis principum Germaniae, Norimb. 1678. 8. und oͤfter. Jo. Wilh. de Goebel diß. de juribus procerum imperii majeſtaticis. Helmſt. 1718. 4.
b]Real Science du Gouvernement T. IV. Ch. II. Sect. III. §. 19.
c] Moſers Verſuch des europ. V. R. 1. B. 1. K. §. 11. S. 27.
d]
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C. Der Urſprung und Grund der Landeshoheit,
die groͤſtenteils auf dem Herkommen beruht, durch den
weſtohaͤliſchen Frieden, beſonders Art. VIII. §. 1. u. 2.
des Oßnabruͤckſchen und Art. IX. §. 62. u. 63. des Muͤn-
ſterſchen Inſtruments aufs kraͤftigſte beſtaͤtigt und in
neuern Zeiten immer mehr erweitert worden iſt, werden
in den Schriften des teutſchen Staatsrechts eroͤrtert i].
Aus dieſem allen erhellet, daß die teutſchen Reichs-
ſtaͤnde, ob ſie gleich nicht fuͤr voͤllig unabhaͤngig zu ach-
ten, weil ſie den Kaiſer uͤber ſich haben, dennoch in denen
durch die Reichsgrundgeſetze nicht beſchraͤnkten Stuͤcken,
alle Souverainetaͤtsgerechtſame, beſonders auch in aus-
waͤrtigen Beziehungen, als des Kriegs und Friedens,
der Geſandſchaften und Buͤndniſſe, ſowohl gegen ande-
re ſouveraine Nazionen, als zum Theil gegen einander und
gegen das Oberhaupt des Reichs auszuuͤben befugt ſind,
daß ſie folglich in dieſen Materien nothwendig nach den
Grundſaͤtzen des Voͤlkerrechts beurteilt werden muͤſſen k].
Worauf die Landeshoheit hafte und welcher Gattung
von Reichsſtaͤnden ſie zukomme? gehoͤrt ebenfals fuͤr die
Staatsrechtslehre l]. Uebrigens wuͤrde es hier zu weit-
laͤuftig ſeyn, die ziemlich an dreihundert ſich belaufende
Staaten, woraus das teutſche Reich beſtehet, einzeln zu
beruͤhren. Ich ſetze deren Kentnis daher aus der teut-
chen Reichsgeſchichte und dem Staatsrechte voraus m].
a] Caeſarinus Fürſtenerius de jure ſuprematus ac legationis
principum Germaniae, Norimb. 1678. 8. und oͤfter.
Jo. Wilh. de Goebel diß. de juribus procerum imperii
majeſtaticis. Helmſt. 1718. 4.
b] Real Science du Gouvernement T. IV. Ch. II.
Sect. III. §. 19.
c] Moſers Verſuch des europ. V. R. 1. B. 1. K. §. 11.
S. 27.
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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/151>, abgerufen am 16.07.2024.
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