Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den souverainen Staaten überhaupt,
§. 19.
San-Marino.

Der kleinste Staat des Erdbodens: die Italiener
nennen ihn nur la Republichetta. Der heilige Marinus,
der bey Erbauung der Stadt Arinimi gebraucht ward,
und nachher, als Einsiedler, durch seinen Eifer in Be-
kehrung der Heyden sich bekant machte, gab ihm den Ur-
sprung. Man baute nämlich an dem Orte seines Auf-
enthalts eine Kapelle und ein Kloster, bey denen sich
verschiedene Personen nach und nach niederliessen, und
gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts die Stadt
San-Marino errichteten, die sich bisher in beständiger
Unabhängigkeit erhalten hat.

*] Von dem mislungenen Versuche des Cardinals Alberoni,
diese kleine Republick dem päpstlichen Stuhle zu unterwer-
fen, sehe man Mosers Beyträge zum E. V. R. in Frie-
denszeiten 1. Th. 1. Buch 1. Kap. §. 12.
§. 20.
Beide Sicilien.

Aus den dahin geschickten ehemaligen Pflanzstädten
Griechenlands bildeten sich verschiedene Staaten, die
nachher unter die Bothmäßigkeit der Römer geriethen.
Beim Untergange des abendländischen Reichs bemächtig-
ten die Heruler und dann die Ostgothen sich dieser Länder,
musten sie aber, unter Justinian, dem griechischen Kai-
serthum überlassen. In der Folge entstanden verschiede-
ne Fürstenthümer, unter eignen Oberherrn daraus, wel-
che die Söhne des normännischen Grafen Tankreds von
Hauteville, durch Eroberungen, wieder vereinigen. Ro-
ger II. wird vom Papst Anaklet II. zum König beider
Sicilien gekrönt und empfängt sie als päpstliches Lehn.

Nach-
Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt,
§. 19.
San-Marino.

Der kleinſte Staat des Erdbodens: die Italiener
nennen ihn nur la Republichetta. Der heilige Marinus,
der bey Erbauung der Stadt Arinimi gebraucht ward,
und nachher, als Einſiedler, durch ſeinen Eifer in Be-
kehrung der Heyden ſich bekant machte, gab ihm den Ur-
ſprung. Man baute naͤmlich an dem Orte ſeines Auf-
enthalts eine Kapelle und ein Kloſter, bey denen ſich
verſchiedene Perſonen nach und nach niederlieſſen, und
gegen das Ende des ſechſten Jahrhunderts die Stadt
San-Marino errichteten, die ſich bisher in beſtaͤndiger
Unabhaͤngigkeit erhalten hat.

*] Von dem mislungenen Verſuche des Cardinals Alberoni,
dieſe kleine Republick dem paͤpſtlichen Stuhle zu unterwer-
fen, ſehe man Moſers Beytraͤge zum E. V. R. in Frie-
denszeiten 1. Th. 1. Buch 1. Kap. §. 12.
§. 20.
Beide Sicilien.

Aus den dahin geſchickten ehemaligen Pflanzſtaͤdten
Griechenlands bildeten ſich verſchiedene Staaten, die
nachher unter die Bothmaͤßigkeit der Roͤmer geriethen.
Beim Untergange des abendlaͤndiſchen Reichs bemaͤchtig-
ten die Heruler und dann die Oſtgothen ſich dieſer Laͤnder,
muſten ſie aber, unter Juſtinian, dem griechiſchen Kai-
ſerthum uͤberlaſſen. In der Folge entſtanden verſchiede-
ne Fuͤrſtenthuͤmer, unter eignen Oberherrn daraus, wel-
che die Soͤhne des normaͤnniſchen Grafen Tankreds von
Hauteville, durch Eroberungen, wieder vereinigen. Ro-
ger II. wird vom Papſt Anaklet II. zum Koͤnig beider
Sicilien gekroͤnt und empfaͤngt ſie als paͤpſtliches Lehn.

Nach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0126" n="100"/>
          <fw place="top" type="header">Von den &#x017F;ouverainen Staaten u&#x0364;berhaupt,</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 19.<lb/><hi rendition="#g">San-Marino</hi>.</head><lb/>
            <p>Der klein&#x017F;te Staat des Erdbodens: die Italiener<lb/>
nennen ihn nur <hi rendition="#aq">la Republichetta.</hi> Der heilige Marinus,<lb/>
der bey Erbauung der Stadt Arinimi gebraucht ward,<lb/>
und nachher, als Ein&#x017F;iedler, durch &#x017F;einen Eifer in Be-<lb/>
kehrung der Heyden &#x017F;ich bekant machte, gab ihm den Ur-<lb/>
&#x017F;prung. Man baute na&#x0364;mlich an dem Orte &#x017F;eines Auf-<lb/>
enthalts eine Kapelle und ein Klo&#x017F;ter, bey denen &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;chiedene Per&#x017F;onen nach und nach niederlie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
gegen das Ende des &#x017F;ech&#x017F;ten Jahrhunderts die Stadt<lb/>
San-Marino errichteten, die &#x017F;ich bisher in be&#x017F;ta&#x0364;ndiger<lb/>
Unabha&#x0364;ngigkeit erhalten hat.</p><lb/>
            <note place="end" n="*]">Von dem mislungenen Ver&#x017F;uche des Cardinals Alberoni,<lb/>
die&#x017F;e kleine Republick dem pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Stuhle zu unterwer-<lb/>
fen, &#x017F;ehe man <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Beytra&#x0364;ge zum E. V. R. in Frie-<lb/>
denszeiten 1. Th. 1. Buch 1. Kap. §. 12.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.<lb/><hi rendition="#g">Beide Sicilien</hi>.</head><lb/>
            <p>Aus den dahin ge&#x017F;chickten ehemaligen Pflanz&#x017F;ta&#x0364;dten<lb/>
Griechenlands bildeten &#x017F;ich ver&#x017F;chiedene Staaten, die<lb/>
nachher unter die Bothma&#x0364;ßigkeit der Ro&#x0364;mer geriethen.<lb/>
Beim Untergange des abendla&#x0364;ndi&#x017F;chen Reichs bema&#x0364;chtig-<lb/>
ten die Heruler und dann die O&#x017F;tgothen &#x017F;ich die&#x017F;er La&#x0364;nder,<lb/>
mu&#x017F;ten &#x017F;ie aber, unter Ju&#x017F;tinian, dem griechi&#x017F;chen Kai-<lb/>
&#x017F;erthum u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. In der Folge ent&#x017F;tanden ver&#x017F;chiede-<lb/>
ne Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mer, unter eignen Oberherrn daraus, wel-<lb/>
che die So&#x0364;hne des norma&#x0364;nni&#x017F;chen Grafen Tankreds von<lb/>
Hauteville, durch Eroberungen, wieder vereinigen. Ro-<lb/>
ger <hi rendition="#aq">II.</hi> wird vom Pap&#x017F;t Anaklet <hi rendition="#aq">II.</hi> zum Ko&#x0364;nig beider<lb/>
Sicilien gekro&#x0364;nt und empfa&#x0364;ngt &#x017F;ie als pa&#x0364;p&#x017F;tliches Lehn.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0126] Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt, §. 19. San-Marino. Der kleinſte Staat des Erdbodens: die Italiener nennen ihn nur la Republichetta. Der heilige Marinus, der bey Erbauung der Stadt Arinimi gebraucht ward, und nachher, als Einſiedler, durch ſeinen Eifer in Be- kehrung der Heyden ſich bekant machte, gab ihm den Ur- ſprung. Man baute naͤmlich an dem Orte ſeines Auf- enthalts eine Kapelle und ein Kloſter, bey denen ſich verſchiedene Perſonen nach und nach niederlieſſen, und gegen das Ende des ſechſten Jahrhunderts die Stadt San-Marino errichteten, die ſich bisher in beſtaͤndiger Unabhaͤngigkeit erhalten hat. *] Von dem mislungenen Verſuche des Cardinals Alberoni, dieſe kleine Republick dem paͤpſtlichen Stuhle zu unterwer- fen, ſehe man Moſers Beytraͤge zum E. V. R. in Frie- denszeiten 1. Th. 1. Buch 1. Kap. §. 12. §. 20. Beide Sicilien. Aus den dahin geſchickten ehemaligen Pflanzſtaͤdten Griechenlands bildeten ſich verſchiedene Staaten, die nachher unter die Bothmaͤßigkeit der Roͤmer geriethen. Beim Untergange des abendlaͤndiſchen Reichs bemaͤchtig- ten die Heruler und dann die Oſtgothen ſich dieſer Laͤnder, muſten ſie aber, unter Juſtinian, dem griechiſchen Kai- ſerthum uͤberlaſſen. In der Folge entſtanden verſchiede- ne Fuͤrſtenthuͤmer, unter eignen Oberherrn daraus, wel- che die Soͤhne des normaͤnniſchen Grafen Tankreds von Hauteville, durch Eroberungen, wieder vereinigen. Ro- ger II. wird vom Papſt Anaklet II. zum Koͤnig beider Sicilien gekroͤnt und empfaͤngt ſie als paͤpſtliches Lehn. Nach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/126
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/126>, abgerufen am 24.11.2024.