Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.ziehe. NB. Was die Verzeihung betrifft; welche man demjenigen / der uns beleidiget hat / soll wiederfahren lassen / so ist dieses eine Pflicht eines gerechtfertigten Christen / welche er nothwendig beobachten muß / wofern er anders im Stande der geistlichen Wiedergeburth und Gerechtfertigung beharren will. Aber es ist solche Verzeihung kein Mittel zur Seligkeit / denn dieß bleibet der Glaube allein. Die vorgelegte Frage hätte der Autor nicht also einrichten sollen / ob man durch die guten Wercke könne das ewige Leben ererben, sondern ob man es verdienen könne? Was den angeführten Spruch 1. Pet. 1 / 10. betrifft / so ist schon oben drauf geantwortet worden. Die Worte / Röm. 2 / 6. zeigen wohl normam & analogiam ac similitudinem mercedis & laboris, aber nicht causam an / wie auch / 1. Cor. 3 / 8. nemlich daß auf gute Wercke werde guter Lohn folgen / [nemlich aus Gnaden /] auf böse Wercke aber böser Lohn / [nemlich aus Verdienst] denn der Tod ist wohl der Sünden Sold / [ein verdienter Sold] aber das ewige Leben ist eine Gabe GOttes / [nach dem Griechischen Text ein Gnaden Geschencke Gottes] Rom. 6. v. ult. Er schlage nur hier auf / was Gregorius M. in ziehe. NB. Was die Verzeihung betrifft; welche man demjenigen / der uns beleidiget hat / soll wiederfahren lassen / so ist dieses eine Pflicht eines gerechtfertigten Christen / welche er nothwendig beobachten muß / wofern er anders im Stande der geistlichen Wiedergeburth und Gerechtfertigung beharren will. Aber es ist solche Verzeihung kein Mittel zur Seligkeit / denn dieß bleibet der Glaube allein. Die vorgelegte Frage hätte der Autor nicht also einrichten sollen / ob man durch die guten Wercke könne das ewige Leben ererben, sondern ob man es verdienen könne? Was den angeführten Spruch 1. Pet. 1 / 10. betrifft / so ist schon oben drauf geantwortet worden. Die Worte / Röm. 2 / 6. zeigen wohl normam & analogiam ac similitudinem mercedis & laboris, aber nicht causam an / wie auch / 1. Cor. 3 / 8. nemlich daß auf gute Wercke werde guter Lohn folgen / [nemlich aus Gnaden /] auf böse Wercke aber böser Lohn / [nemlich aus Verdienst] denn der Tod ist wohl der Sünden Sold / [ein verdienter Sold] aber das ewige Leben ist eine Gabe GOttes / [nach dem Griechischen Text ein Gnaden Geschencke Gottes] Rom. 6. v. ult. Er schlage nur hier auf / was Gregorius M. in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0074" n="74"/> ziehe. NB. Was die Verzeihung betrifft; welche man demjenigen / der uns beleidiget hat / soll wiederfahren lassen / so ist dieses eine Pflicht eines gerechtfertigten Christen / welche er nothwendig beobachten muß / wofern er anders im Stande der geistlichen Wiedergeburth und Gerechtfertigung beharren will. Aber es ist solche Verzeihung kein Mittel zur Seligkeit / denn dieß bleibet der Glaube allein. Die vorgelegte Frage hätte der Autor nicht also einrichten sollen / ob man durch die guten Wercke könne das ewige Leben ererben, sondern ob man es verdienen könne? Was den angeführten Spruch 1. Pet. 1 / 10. betrifft / so ist schon oben drauf geantwortet worden. Die Worte / Röm. 2 / 6. zeigen wohl normam & analogiam ac similitudinem mercedis & laboris, aber nicht causam an / wie auch / 1. Cor. 3 / 8. nemlich daß auf gute Wercke werde guter Lohn folgen / [nemlich aus Gnaden /] auf böse Wercke aber böser Lohn / [nemlich aus Verdienst] denn der Tod ist wohl der Sünden Sold / [ein verdienter Sold] aber das ewige Leben ist eine Gabe GOttes / [nach dem Griechischen Text ein Gnaden Geschencke Gottes] Rom. 6. v. ult. Er schlage nur hier auf / was Gregorius M. in </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0074]
ziehe. NB. Was die Verzeihung betrifft; welche man demjenigen / der uns beleidiget hat / soll wiederfahren lassen / so ist dieses eine Pflicht eines gerechtfertigten Christen / welche er nothwendig beobachten muß / wofern er anders im Stande der geistlichen Wiedergeburth und Gerechtfertigung beharren will. Aber es ist solche Verzeihung kein Mittel zur Seligkeit / denn dieß bleibet der Glaube allein. Die vorgelegte Frage hätte der Autor nicht also einrichten sollen / ob man durch die guten Wercke könne das ewige Leben ererben, sondern ob man es verdienen könne? Was den angeführten Spruch 1. Pet. 1 / 10. betrifft / so ist schon oben drauf geantwortet worden. Die Worte / Röm. 2 / 6. zeigen wohl normam & analogiam ac similitudinem mercedis & laboris, aber nicht causam an / wie auch / 1. Cor. 3 / 8. nemlich daß auf gute Wercke werde guter Lohn folgen / [nemlich aus Gnaden /] auf böse Wercke aber böser Lohn / [nemlich aus Verdienst] denn der Tod ist wohl der Sünden Sold / [ein verdienter Sold] aber das ewige Leben ist eine Gabe GOttes / [nach dem Griechischen Text ein Gnaden Geschencke Gottes] Rom. 6. v. ult. Er schlage nur hier auf / was Gregorius M. in
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Zitationshilfe: | Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/74>, abgerufen am 16.07.2024. |