Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.sondern von den Unglücks-Fällen der Frommen; und so wir auch das harte Wort Fallen / von den täglichen Fällen / lapsibus peccaminosis piorum, verstehen / so ist zu wissen: daß sie wohl merito des Todes werth sind; aber um des Verdienstes Christi willen / das sie sich im Glauben zueignen / erfolgt er nicht in der That. Antwort auf die sechzehnde Betrachtung. Wie nun diese vorhergehende Betrachtung ohne Grund ist; also fallen auch die in dieser Betrachtung heraus gezogene Conclusiones von sich selber dahin; und sagen wir / daß unsere guten Wercke NB. wegen des unvollkommenen wirckenden Menschens und seiner anklebenden Sünde unvollkommen sind / und also in dem gestrengen Gerichte Gottes Zorn verdienen. Mit einem Worte / der Gerechte sündiget in jedem guten Wercke: und unterlässet entweder etwas in dem Guten / oder begehet etwas Böses dabey: deßwegen ist doch das gute Werck / in GOtt gethan / in seiner Natur gut / ob gleich zufälliger Weise nicht vollkommen gut / und kan demnach in dem strengen Gerichte GOttes nicht vor gut sondern von den Unglücks-Fällen der Frommen; und so wir auch das harte Wort Fallen / von den täglichen Fällen / lapsibus peccaminosis piorum, verstehen / so ist zu wissen: daß sie wohl merito des Todes werth sind; aber um des Verdienstes Christi willen / das sie sich im Glauben zueignen / erfolgt er nicht in der That. Antwort auf die sechzehnde Betrachtung. Wie nun diese vorhergehende Betrachtung ohne Grund ist; also fallen auch die in dieser Betrachtung heraus gezogene Conclusiones von sich selber dahin; und sagen wir / daß unsere guten Wercke NB. wegen des unvollkommenen wirckenden Menschens und seiner anklebenden Sünde unvollkommen sind / und also in dem gestrengen Gerichte Gottes Zorn verdienen. Mit einem Worte / der Gerechte sündiget in jedem guten Wercke: und unterlässet entweder etwas in dem Guten / oder begehet etwas Böses dabey: deßwegen ist doch das gute Werck / in GOtt gethan / in seiner Natur gut / ob gleich zufälliger Weise nicht vollkommen gut / und kan demnach in dem strengen Gerichte GOttes nicht vor gut <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0038" n="38"/> sondern von den Unglücks-Fällen der Frommen; und so wir auch das harte Wort Fallen / von den täglichen Fällen / lapsibus peccaminosis piorum, verstehen / so ist zu wissen: daß sie wohl merito des Todes werth sind; aber um des Verdienstes Christi willen / das sie sich im Glauben zueignen / erfolgt er nicht in der That.</p> </div> <div> <head>Antwort auf die sechzehnde Betrachtung.<lb/></head> <p>Wie nun diese vorhergehende Betrachtung ohne Grund ist; also fallen auch die in dieser Betrachtung heraus gezogene Conclusiones von sich selber dahin; und sagen wir / daß unsere guten Wercke NB. wegen des unvollkommenen wirckenden Menschens und seiner anklebenden Sünde unvollkommen sind / und also in dem gestrengen Gerichte Gottes Zorn verdienen. Mit einem Worte / der Gerechte sündiget in jedem guten Wercke: und unterlässet entweder etwas in dem Guten / oder begehet etwas Böses dabey: deßwegen ist doch das gute Werck / in GOtt gethan / in seiner Natur gut / ob gleich zufälliger Weise nicht vollkommen gut / und kan demnach in dem strengen Gerichte GOttes nicht vor gut </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
sondern von den Unglücks-Fällen der Frommen; und so wir auch das harte Wort Fallen / von den täglichen Fällen / lapsibus peccaminosis piorum, verstehen / so ist zu wissen: daß sie wohl merito des Todes werth sind; aber um des Verdienstes Christi willen / das sie sich im Glauben zueignen / erfolgt er nicht in der That.
Antwort auf die sechzehnde Betrachtung.
Wie nun diese vorhergehende Betrachtung ohne Grund ist; also fallen auch die in dieser Betrachtung heraus gezogene Conclusiones von sich selber dahin; und sagen wir / daß unsere guten Wercke NB. wegen des unvollkommenen wirckenden Menschens und seiner anklebenden Sünde unvollkommen sind / und also in dem gestrengen Gerichte Gottes Zorn verdienen. Mit einem Worte / der Gerechte sündiget in jedem guten Wercke: und unterlässet entweder etwas in dem Guten / oder begehet etwas Böses dabey: deßwegen ist doch das gute Werck / in GOtt gethan / in seiner Natur gut / ob gleich zufälliger Weise nicht vollkommen gut / und kan demnach in dem strengen Gerichte GOttes nicht vor gut
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Zitationshilfe: | Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/38>, abgerufen am 16.02.2025. |