Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.in denselben verwandelt werde; ingleichen daß die H. Jungfrau Maria bey allen Bildern, welche ihr zu Ehren aufgerichtet sind, (sonderlich bey den Wunderthätigen) zugegen sey. NB. So nun ein bloßer Mensch (wie die Heil. Jungfrau Maria ist,) an so vielen Orten auf einmahl kan zugegen seyn; warum solte nicht der Mensch Christus JEsus, in welchem die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig wohnet, allgegenwärtig seyn können? 37. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß die Erb-Sünde in den getaufften Christen, gantz ausgetilget, oder doch zum wenigsten nicht mehr eine eigentlich so genandte Sünde sey; da doch der Apostel Paulus dieselbe, so ferne sie bey ihme als einem Wiedergebohrnen war, Rom. 6. und 7. C. vierzehnmahl Sünde genennet hat; und ein ieglicher getauffter Christ an sich selbsten sattsam mercket, daß ihm solche Erb-Sünde noch immer zum Guten träge machet, und zum Bösen reitzet. 38. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß diejenigen fasten, welche am Freytage Fische und Brod essen, auch zur Sättigung, und darbey guten Wein oder auch gutes Bier trincken, (NB. auf solche Art hätten die 5000. Mann in der Wüsten einen Fast-Tag gehalten, als sie Christus mit fünf Gersten-Brodten und zween Fischen gespeiset, Joh. 6.) Ja wenn ein Päbstischer Geistlicher zu solcher Zeit mit den niedlichsten Fischen seinen Magen gantz angefüllet, und darbey von guten Weine sich einen ziemlichen Rausch getruncken hat, in denselben verwandelt werde; ingleichen daß die H. Jungfrau Maria bey allen Bildern, welche ihr zu Ehren aufgerichtet sind, (sonderlich bey den Wunderthätigen) zugegen sey. NB. So nun ein bloßer Mensch (wie die Heil. Jungfrau Maria ist,) an so vielen Orten auf einmahl kan zugegen seyn; warum solte nicht der Mensch Christus JEsus, in welchem die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig wohnet, allgegenwärtig seyn können? 37. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß die Erb-Sünde in den getaufften Christen, gantz ausgetilget, oder doch zum wenigsten nicht mehr eine eigentlich so genandte Sünde sey; da doch der Apostel Paulus dieselbe, so ferne sie bey ihme als einem Wiedergebohrnen war, Rom. 6. und 7. C. vierzehnmahl Sünde genennet hat; und ein ieglicher getauffter Christ an sich selbsten sattsam mercket, daß ihm solche Erb-Sünde noch immer zum Guten träge machet, und zum Bösen reitzet. 38. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß diejenigen fasten, welche am Freytage Fische und Brod essen, auch zur Sättigung, und darbey guten Wein oder auch gutes Bier trincken, (NB. auf solche Art hätten die 5000. Mann in der Wüsten einen Fast-Tag gehalten, als sie Christus mit fünf Gersten-Brodten und zween Fischen gespeiset, Joh. 6.) Ja wenn ein Päbstischer Geistlicher zu solcher Zeit mit den niedlichsten Fischen seinen Magen gantz angefüllet, und darbey von guten Weine sich einen ziemlichen Rausch getruncken hat, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0132" n="132"/> in denselben verwandelt werde; ingleichen daß die H. Jungfrau Maria bey allen Bildern, welche ihr zu Ehren aufgerichtet sind, (sonderlich bey den Wunderthätigen) zugegen sey.</p> <p>NB. So nun ein bloßer Mensch (wie die Heil. Jungfrau Maria ist,) an so vielen Orten auf einmahl kan zugegen seyn; warum solte nicht der Mensch Christus JEsus, in welchem die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig wohnet, allgegenwärtig seyn können?</p> <p>37. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß die Erb-Sünde in den getaufften Christen, gantz ausgetilget, oder doch zum wenigsten nicht mehr eine eigentlich so genandte Sünde sey; da doch der Apostel Paulus dieselbe, so ferne sie bey ihme als einem Wiedergebohrnen war, Rom. 6. und 7. C. vierzehnmahl Sünde genennet hat; und ein ieglicher getauffter Christ an sich selbsten sattsam mercket, daß ihm solche Erb-Sünde noch immer zum Guten träge machet, und zum Bösen reitzet.</p> <p>38. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß diejenigen fasten, welche am Freytage Fische und Brod essen, auch zur Sättigung, und darbey guten Wein oder auch gutes Bier trincken, (NB. auf solche Art hätten die 5000. Mann in der Wüsten einen Fast-Tag gehalten, als sie Christus mit fünf Gersten-Brodten und zween Fischen gespeiset, Joh. 6.) Ja wenn ein Päbstischer Geistlicher zu solcher Zeit mit den niedlichsten Fischen seinen Magen gantz angefüllet, und darbey von guten Weine sich einen ziemlichen Rausch getruncken hat, </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0132]
in denselben verwandelt werde; ingleichen daß die H. Jungfrau Maria bey allen Bildern, welche ihr zu Ehren aufgerichtet sind, (sonderlich bey den Wunderthätigen) zugegen sey.
NB. So nun ein bloßer Mensch (wie die Heil. Jungfrau Maria ist,) an so vielen Orten auf einmahl kan zugegen seyn; warum solte nicht der Mensch Christus JEsus, in welchem die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig wohnet, allgegenwärtig seyn können?
37. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß die Erb-Sünde in den getaufften Christen, gantz ausgetilget, oder doch zum wenigsten nicht mehr eine eigentlich so genandte Sünde sey; da doch der Apostel Paulus dieselbe, so ferne sie bey ihme als einem Wiedergebohrnen war, Rom. 6. und 7. C. vierzehnmahl Sünde genennet hat; und ein ieglicher getauffter Christ an sich selbsten sattsam mercket, daß ihm solche Erb-Sünde noch immer zum Guten träge machet, und zum Bösen reitzet.
38. Weil die Römische Kirche uns bereden will, daß diejenigen fasten, welche am Freytage Fische und Brod essen, auch zur Sättigung, und darbey guten Wein oder auch gutes Bier trincken, (NB. auf solche Art hätten die 5000. Mann in der Wüsten einen Fast-Tag gehalten, als sie Christus mit fünf Gersten-Brodten und zween Fischen gespeiset, Joh. 6.) Ja wenn ein Päbstischer Geistlicher zu solcher Zeit mit den niedlichsten Fischen seinen Magen gantz angefüllet, und darbey von guten Weine sich einen ziemlichen Rausch getruncken hat,
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Zitationshilfe: | Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/132>, abgerufen am 16.02.2025. |