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Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

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24. Weil die Römische Kirche in vielen Stücken der H. Schrifft ausdrücklich widerspricht. Denn wenn die Schrifft saget von dem gesegneten Kelche: Trincket alle daraus so spricht sie im Gegentheil: Trincket nicht alle daraus, sondern nur allein der Conficiens; Wenn die Schrifft saget: Ein Bischoff soll seyn eines Weibes Mann, so spricht sie im Gegentheil: Ein Bischoff soll seyn keines Weibes Mann; Wenn die Schrifft saget: Wir würden selig nicht aus den guten Wercken, damit sich nicht jemand rühme, (Eph. 2.) so spricht sie im Gegentheil doch: aus den Wercken; Wenn die Schrifft saget: Die abgeschiedenen Seelen derer Gläubigen kämen zur Ruhe und zum Frieden, (in pacem,) so spricht sie im Gegentheil sie kämen in picem, in Schwefel und Pech, in das schreckliche Fege-Feuer etc.

25. Weil die Römische Kirche in ihren vornehmsten Lehr-Sätzen nur auf das Interesse culinare und statisticum siehet, damit das Ansehen und die Einkünffte der Clerisey möge befestiget und vermehret werden. Zum Exempel, sie verbiethet deßwegen den Layen die Bibel ohne Dispensation zu lesen, damit ein iedweder zu den Geistlichen gehen, und sie zuvor sehr hoffiren müsse, ehe er die Bibel dürsse in die Hände nehmen. Wie vermehret auch dieses nicht das Ansehen der Clerisey, wenn man beredet ist, daß dieselbe allein den Schlüssel der Erkäntniß habe? Weil die Päbstische Pfaffen es aufgebracht, daß ihnen in der Beichte alle Sünden müssen erzehlet werden, so haben sie hierdurch bey allen und iedweden sich in grosse Autorität gesetzet. Denn

24. Weil die Römische Kirche in vielen Stücken der H. Schrifft ausdrücklich widerspricht. Denn wenn die Schrifft saget von dem gesegneten Kelche: Trincket alle daraus so spricht sie im Gegentheil: Trincket nicht alle daraus, sondern nur allein der Conficiens; Wenn die Schrifft saget: Ein Bischoff soll seyn eines Weibes Mann, so spricht sie im Gegentheil: Ein Bischoff soll seyn keines Weibes Mann; Wenn die Schrifft saget: Wir würden selig nicht aus den guten Wercken, damit sich nicht jemand rühme, (Eph. 2.) so spricht sie im Gegentheil doch: aus den Wercken; Wenn die Schrifft saget: Die abgeschiedenen Seelen derer Gläubigen kämen zur Ruhe und zum Frieden, (in pacem,) so spricht sie im Gegentheil sie kämen in picem, in Schwefel und Pech, in das schreckliche Fege-Feuer etc.

25. Weil die Römische Kirche in ihren vornehmsten Lehr-Sätzen nur auf das Interesse culinare und statisticum siehet, damit das Ansehen und die Einkünffte der Clerisey möge befestiget und vermehret werden. Zum Exempel, sie verbiethet deßwegen den Layen die Bibel ohne Dispensation zu lesen, damit ein iedweder zu den Geistlichen gehen, und sie zuvor sehr hoffiren müsse, ehe er die Bibel dürsse in die Hände nehmen. Wie vermehret auch dieses nicht das Ansehen der Clerisey, wenn man beredet ist, daß dieselbe allein den Schlüssel der Erkäntniß habe? Weil die Päbstische Pfaffen es aufgebracht, daß ihnen in der Beichte alle Sünden müssen erzehlet werden, so haben sie hierdurch bey allen und iedweden sich in grosse Autorität gesetzet. Denn

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[124/0124] 24. Weil die Römische Kirche in vielen Stücken der H. Schrifft ausdrücklich widerspricht. Denn wenn die Schrifft saget von dem gesegneten Kelche: Trincket alle daraus so spricht sie im Gegentheil: Trincket nicht alle daraus, sondern nur allein der Conficiens; Wenn die Schrifft saget: Ein Bischoff soll seyn eines Weibes Mann, so spricht sie im Gegentheil: Ein Bischoff soll seyn keines Weibes Mann; Wenn die Schrifft saget: Wir würden selig nicht aus den guten Wercken, damit sich nicht jemand rühme, (Eph. 2.) so spricht sie im Gegentheil doch: aus den Wercken; Wenn die Schrifft saget: Die abgeschiedenen Seelen derer Gläubigen kämen zur Ruhe und zum Frieden, (in pacem,) so spricht sie im Gegentheil sie kämen in picem, in Schwefel und Pech, in das schreckliche Fege-Feuer etc. 25. Weil die Römische Kirche in ihren vornehmsten Lehr-Sätzen nur auf das Interesse culinare und statisticum siehet, damit das Ansehen und die Einkünffte der Clerisey möge befestiget und vermehret werden. Zum Exempel, sie verbiethet deßwegen den Layen die Bibel ohne Dispensation zu lesen, damit ein iedweder zu den Geistlichen gehen, und sie zuvor sehr hoffiren müsse, ehe er die Bibel dürsse in die Hände nehmen. Wie vermehret auch dieses nicht das Ansehen der Clerisey, wenn man beredet ist, daß dieselbe allein den Schlüssel der Erkäntniß habe? Weil die Päbstische Pfaffen es aufgebracht, daß ihnen in der Beichte alle Sünden müssen erzehlet werden, so haben sie hierdurch bey allen und iedweden sich in grosse Autorität gesetzet. Denn

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Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/124>, abgerufen am 22.11.2024.