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Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

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der Sünden Menge / nemlich unserer Neben-Christen. Denn wenn ein Christe seinen Nächsten recht hertzlich liebet / so hilfft er dessen Fehler zudecken / so gut er kan / und so weit es sich thun lässet. Es steht aber nicht in diesem Spruche / daß die Liebe unsre eigne Sünden tilge. Was von Haltung Göttlicher Gebote angeführet wird / ist schon oben beantwortet worden. In dem angeführten Spruche Joh. 5. stehet wohl dieses in sensu specificativo, daß diejenigen / welche Gutes gethan haben / dermahleinst herfür gehen sollen zur Auferstehung des Lebens; allein es wird dieses nicht gesaget / daß sie diese hohe Glückseligkeit durch das gute Thun verdienet hätten. Was der Autor von der Buße vorbringet / ist schon oben beantwortet worden. Der Spruch Prov. 16 / 6. ist zu erklären aus Cap. 10 / 12. Was der Autor aus Tobiä 4. anführet / ist genommen aus einem Libro apocrypho, woraus die Glaubens-Streitigkeiten nicht können entschieden werden. Wenn man Allmosen (Luc. 11.) aus liebreichem Hertzen giebt / so ist uns alles rein / weil solches ein gutes Anzeichen ist / daß der lebendige Glaube in unserm Hertzen sey / durch welchen unsere Hertzen gereiniget werden / Act. 14.

der Sünden Menge / nemlich unserer Neben-Christen. Denn wenn ein Christe seinen Nächsten recht hertzlich liebet / so hilfft er dessen Fehler zudecken / so gut er kan / und so weit es sich thun lässet. Es steht aber nicht in diesem Spruche / daß die Liebe unsre eigne Sünden tilge. Was von Haltung Göttlicher Gebote angeführet wird / ist schon oben beantwortet worden. In dem angeführten Spruche Joh. 5. stehet wohl dieses in sensu specificativo, daß diejenigen / welche Gutes gethan haben / dermahleinst herfür gehen sollen zur Auferstehung des Lebens; allein es wird dieses nicht gesaget / daß sie diese hohe Glückseligkeit durch das gute Thun verdienet hätten. Was der Autor von der Buße vorbringet / ist schon oben beantwortet worden. Der Spruch Prov. 16 / 6. ist zu erklären aus Cap. 10 / 12. Was der Autor aus Tobiä 4. anführet / ist genommen aus einem Libro apocrypho, woraus die Glaubens-Streitigkeiten nicht können entschieden werden. Wenn man Allmosen (Luc. 11.) aus liebreichem Hertzen giebt / so ist uns alles rein / weil solches ein gutes Anzeichen ist / daß der lebendige Glaube in unserm Hertzen sey / durch welchen unsere Hertzen gereiniget werden / Act. 14.

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[111/0111] der Sünden Menge / nemlich unserer Neben-Christen. Denn wenn ein Christe seinen Nächsten recht hertzlich liebet / so hilfft er dessen Fehler zudecken / so gut er kan / und so weit es sich thun lässet. Es steht aber nicht in diesem Spruche / daß die Liebe unsre eigne Sünden tilge. Was von Haltung Göttlicher Gebote angeführet wird / ist schon oben beantwortet worden. In dem angeführten Spruche Joh. 5. stehet wohl dieses in sensu specificativo, daß diejenigen / welche Gutes gethan haben / dermahleinst herfür gehen sollen zur Auferstehung des Lebens; allein es wird dieses nicht gesaget / daß sie diese hohe Glückseligkeit durch das gute Thun verdienet hätten. Was der Autor von der Buße vorbringet / ist schon oben beantwortet worden. Der Spruch Prov. 16 / 6. ist zu erklären aus Cap. 10 / 12. Was der Autor aus Tobiä 4. anführet / ist genommen aus einem Libro apocrypho, woraus die Glaubens-Streitigkeiten nicht können entschieden werden. Wenn man Allmosen (Luc. 11.) aus liebreichem Hertzen giebt / so ist uns alles rein / weil solches ein gutes Anzeichen ist / daß der lebendige Glaube in unserm Hertzen sey / durch welchen unsere Hertzen gereiniget werden / Act. 14.

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Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/111>, abgerufen am 22.11.2024.