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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Und schlägt Papinian geneigten Rath nicht auß:
So blühe/ ja es blüht sein wol-verdintes Haus.
Papinian. Was unser Fürst begehrt was treue Freund-
einrathen
300.Jst jederzeit mein Wuntsch; wofern nicht schuöde Thaten
Fürst oder Freund von mir durch Wort und bitten sucht/
Wer was nicht redlich wil. Sucht bey Mir sonder Frucht.
Macrin. Papinian versteht daß Antonin erhitzet
Und zornig über Jhn als ungehorsam blitzet:
305.Kan man dem Käyser denn nicht was zu Willen seyn?
Papinian. Jn dem verfluchten Werck? Macrin mit kurtzem:
Nein.
Macrin. Durchlauchtigste kan Sie den starcken Sinn nicht
beugen?
Plautia. Jch kan nichts mehr denn nur von seiner Tugend
zeugen.
Macrin. Bedenckt der Vater denn nicht sein gelibtes Kind?
310.
Sohn. Wer nur das Recht ansiht schlägt Kinder in den
Wind.
Macrin. Mir leider fällt es schwer das Urtheil außzuführen.
Papinian. Mir leicht es außzustehn. Soll Jch das Haubt
verliren?
Sag an? Jch bin bereit!
Macrin. Last Götter! last nicht zu
Daß Jch den Fall anschaw!
Papinian. Was wil man daß
Jch thu?
315.
Macrin. Der Fürst/ Papinian, entsetzt Jhn seiner Würde.
Papinian. Die acht ich (glaubt es fest) vor eine schwere
Bürde.
Weg/ weg bemühtes Ambt. Weg du verblendend Ehr.
Du leichte Handvoll Dunst! Jch kenne dich nicht mehr.
Macrin. Jch bin geschickt Jhm Dolch und Zirath abzu-
heischen.
320.
Papinian. Gar wol! man lasse Mich noch über diß zerflei-
Hir ist der scharffe Stahl den Jch behutsam trug/ (schen.
Zu meiner Käyser Dinst/ als Jch die Feinde schlug/
Der
Sterbender
Und ſchlaͤgt Papinian geneigten Rath nicht auß:
So bluͤhe/ ja es bluͤht ſein wol-verdintes Haus.
Papinian. Was unſer Fuͤrſt begehrt was treue Freund-
einrathen
300.Jſt jederzeit mein Wuntſch; wofern nicht ſchuoͤde Thaten
Fuͤrſt oder Freund von mir durch Wort und bitten ſucht/
Wer was nicht redlich wil. Sucht bey Mir ſonder Frucht.
Macrin. Papinian verſteht daß Antonin erhitzet
Und zornig uͤber Jhn als ungehorſam blitzet:
305.Kan man dem Kaͤyſer denn nicht was zu Willen ſeyn?
Papinian. Jn dem verfluchten Werck? Macrin mit kurtzem:
Nein.
Macrin. Durchlauchtigſte kan Sie den ſtarcken Sinn nicht
beugen?
Plautia. Jch kan nichts mehr denn nur von ſeiner Tugend
zeugen.
Macrin. Bedenckt der Vater denn nicht ſein gelibtes Kind?
310.
Sohn. Wer nur das Recht anſiht ſchlaͤgt Kinder in den
Wind.
Macrin. Mir leider faͤllt es ſchwer das Urtheil außzufuͤhrẽ.
Papinian. Mir leicht es außzuſtehn. Soll Jch das Haubt
verliren?
Sag an? Jch bin bereit!
Macrin. Laſt Goͤtter! laſt nicht zu
Daß Jch den Fall anſchaw!
Papinian. Was wil man daß
Jch thu?
315.
Macrin. Der Fuͤrſt/ Papinian, entſetzt Jhn ſeiner Wuͤrde.
Papinian. Die acht ich (glaubt es feſt) vor eine ſchwere
Buͤrde.
Weg/ weg bemuͤhtes Ambt. Weg du verblendend Ehr.
Du leichte Handvoll Dunſt! Jch kenne dich nicht mehr.
Macrin. Jch bin geſchickt Jhm Dolch und Zirath abzu-
heiſchen.
320.
Papinian. Gar wol! man laſſe Mich noch uͤber diß zerflei-
Hir iſt der ſcharffe Stahl den Jch behutſam trug/ (ſchen.
Zu meiner Kaͤyſer Dinſt/ als Jch die Feinde ſchlug/
Der
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[0098] Sterbender Und ſchlaͤgt Papinian geneigten Rath nicht auß: So bluͤhe/ ja es bluͤht ſein wol-verdintes Haus. Papinian. Was unſer Fuͤrſt begehrt was treue Freund- einrathen Jſt jederzeit mein Wuntſch; wofern nicht ſchuoͤde Thaten Fuͤrſt oder Freund von mir durch Wort und bitten ſucht/ Wer was nicht redlich wil. Sucht bey Mir ſonder Frucht. Macrin. Papinian verſteht daß Antonin erhitzet Und zornig uͤber Jhn als ungehorſam blitzet: Kan man dem Kaͤyſer denn nicht was zu Willen ſeyn? Papinian. Jn dem verfluchten Werck? Macrin mit kurtzem: Nein. Macrin. Durchlauchtigſte kan Sie den ſtarcken Sinn nicht beugen? Plautia. Jch kan nichts mehr denn nur von ſeiner Tugend zeugen. Macrin. Bedenckt der Vater denn nicht ſein gelibtes Kind? Sohn. Wer nur das Recht anſiht ſchlaͤgt Kinder in den Wind. Macrin. Mir leider faͤllt es ſchwer das Urtheil außzufuͤhrẽ. Papinian. Mir leicht es außzuſtehn. Soll Jch das Haubt verliren? Sag an? Jch bin bereit! Macrin. Laſt Goͤtter! laſt nicht zu Daß Jch den Fall anſchaw! Papinian. Was wil man daß Jch thu? Macrin. Der Fuͤrſt/ Papinian, entſetzt Jhn ſeiner Wuͤrde. Papinian. Die acht ich (glaubt es feſt) vor eine ſchwere Buͤrde. Weg/ weg bemuͤhtes Ambt. Weg du verblendend Ehr. Du leichte Handvoll Dunſt! Jch kenne dich nicht mehr. Macrin. Jch bin geſchickt Jhm Dolch und Zirath abzu- heiſchen. Papinian. Gar wol! man laſſe Mich noch uͤber diß zerflei- Hir iſt der ſcharffe Stahl den Jch behutſam trug/ (ſchen. Zu meiner Kaͤyſer Dinſt/ als Jch die Feinde ſchlug/ Der

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/98>, abgerufen am 28.11.2024.