Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender Der mit Verwandschafft uns/ der uns durch Eyd verpflicht.10.Die Saul auff die wir uns gelehnt: Zerspringt/ zerbricht! Von wehm wird Antonin noch etwas hoffen können: Wenn uns Papinian nicht mehr die Faust wil gönnen? Cleand. Der unbewegte Geist der nur vor billich hält Was Themis leichter Schaar zu scharffer Richtschnur stellt 15.Und gar nicht überlegt daß hoher Fürsten Leben Nicht der Gesetze Zwang von jemand untergeben/ Entsetzt sich was zu thun das dem zu nahe scheint/ Das Er vor heilig schätzt. Bassian. Nein! Nein! Cleander meint Mit diser Außflucht uns in sanfften Traum zu wigen/ 20.Solt uns Papinian mit disem Dunst obsigen? Nein! Nein! die hohe Seel hat ein vil weiter Zil! Sie weiß wol was das Recht bey schlechtem Pövel wil/ Sie weiß daß der/ dem Land und Reich zu Dinste stehen; Nicht stets könn' auff der Bahn gemeiner Bräuche gehen. 25.Der Segel-lose Kahn der an dem Strande spilt: Laufft Furcht und Anstoß frey/ wo Er nicht Klippen fühlt/ Nicht Felsen/ Sturm und Sand. Soll man ein Last-Schiff führen; So muß man nicht nur stets nach Wind und Nord-Stern spüren. Man muß (wo Seichten sind) wo steile Höhen stehn: 30.Wo umb die Vorgebirg' erhitzte Wellen gehn Wo Teuffen/ wo die See wil keinen Bleywurff kennen/ Wenn stete Schläg' auff Schläg' jtzt Bret und Kiel zutrennen Offt weichen von dem Strich' auff den der Boßmann siht Wenn nicht der tolle Nord sich umb die Segel müht/ 35.Man fährt offt seitwärts ab/ auch öffter gar zurücke. So wird der Port erreicht mit Vortheil/ Ruhm und Glücke/ Diß weiß Sie und noch mehr/ und steht uns doch nicht bey. Warumb? Deß Pövels Lust blüht wenn ein falsch Geschrey Sich an die Fürsten macht/ und Sie auffs grimmst' abmahlet/ 40.Denn streicht man den und den/ der stets mit Tugend pralet Durch
Sterbender Der mit Verwandſchafft uns/ der uns durch Eyd verpflicht.10.Die Saul auff die wir uns gelehnt: Zerſpringt/ zerbricht! Von wehm wird Antonin noch etwas hoffen koͤnnen: Wenn uns Papinian nicht mehr die Fauſt wil goͤnnen? Cleand. Der unbewegte Geiſt der nur vor billich haͤlt Was Themis leichter Schaar zu ſcharffer Richtſchnur ſtellt 15.Und gar nicht uͤberlegt daß hoher Fuͤrſten Leben Nicht der Geſetze Zwang von jemand untergeben/ Entſetzt ſich was zu thun das dem zu nahe ſcheint/ Das Er vor heilig ſchaͤtzt. Basſian. Nein! Nein! Cleander meint Mit diſer Außflucht uns in ſanfften Traum zu wigen/ 20.Solt uns Papinian mit diſem Dunſt obſigen? Nein! Nein! die hohe Seel hat ein vil weiter Zil! Sie weiß wol was das Recht bey ſchlechtem Poͤvel wil/ Sie weiß daß der/ dem Land und Reich zu Dinſte ſtehen; Nicht ſtets koͤnn’ auff der Bahn gemeiner Braͤuche gehen. 25.Der Segel-loſe Kahn der an dem Strande ſpilt: Laufft Furcht und Anſtoß frey/ wo Er nicht Klippen fuͤhlt/ Nicht Felſen/ Sturm und Sand. Soll man ein Laſt-Schiff fuͤhren; So muß man nicht nur ſtets nach Wind und Nord-Stern ſpuͤren. Man muß (wo Seichten ſind) wo ſteile Hoͤhen ſtehn: 30.Wo umb die Vorgebirg’ erhitzte Wellen gehn Wo Teuffen/ wo die See wil keinen Bleywurff kennen/ Wenn ſtete Schlaͤg’ auff Schlaͤg’ jtzt Bret und Kiel zutrennen Offt weichen von dem Strich’ auff den der Boßmann ſiht Wenn nicht der tolle Nord ſich umb die Segel muͤht/ 35.Man faͤhrt offt ſeitwaͤrts ab/ auch oͤffter gar zuruͤcke. So wird der Port erreicht mit Vortheil/ Ruhm und Gluͤcke/ Diß weiß Sie und noch mehr/ und ſteht uns doch nicht bey. Warumb? Deß Poͤvels Luſt bluͤht wenn ein falſch Geſchrey Sich an die Fuͤrſten macht/ und Sie auffs grim̃ſt’ abmahlet/ 40.Denn ſtreicht man den und den/ der ſtets mit Tugend pralet Durch
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Sterbender
Der mit Verwandſchafft uns/ der uns durch Eyd verpflicht.
Die Saul auff die wir uns gelehnt: Zerſpringt/ zerbricht!
Von wehm wird Antonin noch etwas hoffen koͤnnen:
Wenn uns Papinian nicht mehr die Fauſt wil goͤnnen?
Cleand. Der unbewegte Geiſt der nur vor billich haͤlt
Was Themis leichter Schaar zu ſcharffer Richtſchnur ſtellt
Und gar nicht uͤberlegt daß hoher Fuͤrſten Leben
Nicht der Geſetze Zwang von jemand untergeben/
Entſetzt ſich was zu thun das dem zu nahe ſcheint/
Das Er vor heilig ſchaͤtzt.
Basſian. Nein! Nein! Cleander
meint
Mit diſer Außflucht uns in ſanfften Traum zu wigen/
Solt uns Papinian mit diſem Dunſt obſigen?
Nein! Nein! die hohe Seel hat ein vil weiter Zil!
Sie weiß wol was das Recht bey ſchlechtem Poͤvel wil/
Sie weiß daß der/ dem Land und Reich zu Dinſte ſtehen;
Nicht ſtets koͤnn’ auff der Bahn gemeiner Braͤuche gehen.
Der Segel-loſe Kahn der an dem Strande ſpilt:
Laufft Furcht und Anſtoß frey/ wo Er nicht Klippen fuͤhlt/
Nicht Felſen/ Sturm und Sand. Soll man ein Laſt-Schiff
fuͤhren;
So muß man nicht nur ſtets nach Wind und Nord-Stern
ſpuͤren.
Man muß (wo Seichten ſind) wo ſteile Hoͤhen ſtehn:
Wo umb die Vorgebirg’ erhitzte Wellen gehn
Wo Teuffen/ wo die See wil keinen Bleywurff kennen/
Wenn ſtete Schlaͤg’ auff Schlaͤg’ jtzt Bret und Kiel zutrennen
Offt weichen von dem Strich’ auff den der Boßmann ſiht
Wenn nicht der tolle Nord ſich umb die Segel muͤht/
Man faͤhrt offt ſeitwaͤrts ab/ auch oͤffter gar zuruͤcke.
So wird der Port erreicht mit Vortheil/ Ruhm und Gluͤcke/
Diß weiß Sie und noch mehr/ und ſteht uns doch nicht bey.
Warumb? Deß Poͤvels Luſt bluͤht wenn ein falſch Geſchrey
Sich an die Fuͤrſten macht/ und Sie auffs grim̃ſt’ abmahlet/
Denn ſtreicht man den und den/ der ſtets mit Tugend pralet
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