Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender 485. Cleand. Die Römsche Taffeln selbst sind durch die Zeit vertriben. Papin. Der Götter ewig Recht ist stets im schwange bliben. Cleand. Es wird/ wie was nur ist/ in seine Nacht vergehn. Papin. Es wird/ wenn alles hin/ in den Gewissen stehn. Cleand. Es ist der Völcker Recht das einen heist gebitten. 490. Papin. Der Völcker Recht verbeut auff nechstes Blut zu zu wütten. Cleand. Die Stat-Sucht wischt das Recht bey allen Völ- ckern auß. Papin. Wo Stat-Sucht herrscht; verfällt der Fürsten Stul und Haus. Cleand. Gab Caesars letztes Blutt nicht neue Macht zu freyen? Papin. Must Jhm die neue Macht nicht zum verterb gedeyen? 495. Cleand. Wo reist Papinian Jhn diser Eyfer hin? Papin. Wo uns die Ewigkeit befestet den Gewin. Cleand. Er ist der Erden Haubt der nähst anjtzt auff Erden. Papin. Und kan vor Abends noch der allerfernste werden. Cleand. Rath/ Läger/ Stadt und Reich wüntscht Jhm noch 500.lange Zeit. Papin. Rath/ Läger/ Stadt und Reich schaw mein Auffrich- richtikeit. Cleand. Wie wird/ wo er verfällt das Spil so frembde lauffen! Papin. Man wirfft durch eines Fall nicht Länder über Hauffen. Cleand. Das grosse Reich beruht sehr offt auff eines Heil. Papin. Mir ist diß Haubt vors Reich; mehr vor die War- 505.heit feil. Cleand. Soll ich dem Bassian die unsanfft' Antwort bringen? Papin. Daß mein Gewissen nicht sich von Mir lasse zwingen. Cleand. Wil Er dem Käyser denn nicht rathen; rett' er sich. Papin. Der Fürst hat Raths genung. Jch sorg' anjtzt für mich. Cleand. Jst denn Papinian durch gar nichts zu bewegen? 510. Papin. Pflag man je solchen Dinst auff unser Ambt zu legen? Cleand.
Sterbender 485. Cleand. Die Roͤmſche Taffeln ſelbſt ſind durch die Zeit vertriben. Papin. Der Goͤtter ewig Recht iſt ſtets im ſchwange bliben. Cleand. Es wird/ wie was nur iſt/ in ſeine Nacht vergehn. Papin. Es wird/ wenn alles hin/ in den Gewiſſen ſtehn. Cleand. Es iſt der Voͤlcker Recht das einen heiſt gebitten. 490. Papin. Der Voͤlcker Recht verbeut auff nechſtes Blut zu zu wuͤtten. Cleand. Die Stat-Sucht wiſcht das Recht bey allen Voͤl- ckern auß. Papin. Wo Stat-Sucht herꝛſcht; verfaͤllt der Fuͤrſten Stul und Haus. Cleand. Gab Cæſars letztes Blutt nicht neue Macht zu freyẽ? Papin. Muſt Jhm die neue Macht nicht zum verterb gedeyẽ? 495. Cleand. Wo reiſt Papinian Jhn diſer Eyfer hin? Papin. Wo uns die Ewigkeit befeſtet den Gewin. Cleand. Er iſt der Erden Haubt der naͤhſt anjtzt auff Erden. Papin. Und kan vor Abends noch der allerfernſte werden. Cleand. Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich wuͤntſcht Jhm noch 500.lange Zeit. Papin. Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich ſchaw mein Auffrich- richtikeit. Cleand. Wie wird/ wo er verfaͤllt das Spil ſo frembde lauffen! Papin. Man wirfft durch eines Fall nicht Laͤnder uͤber Hauffen. Cleand. Das groſſe Reich beruht ſehr offt auff eines Heil. Papin. Mir iſt diß Haubt vors Reich; mehr vor die War- 505.heit feil. Cleand. Soll ich dem Basſian die unſanfft’ Antwort bringen? Papin. Daß mein Gewiſſen nicht ſich von Mir laſſe zwingen. Cleand. Wil Er dem Kaͤyſer denn nicht rathen; rett’ er ſich. Papin. Der Fuͤrſt hat Raths genung. Jch ſorg’ anjtzt fuͤr mich. Cleand. Jſt denn Papinian durch gar nichts zu bewegen? 510. Papin. Pflag man je ſolchen Dinſt auff unſer Ambt zu legen? Cleand.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0080"/> <fw place="top" type="header">Sterbender</fw><lb/> <note place="left">485.</note> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Die Roͤmſche Taffeln ſelbſt ſind durch die Zeit<lb/><hi rendition="#et">vertriben.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Der Goͤtter ewig Recht iſt ſtets im ſchwange bliben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Es wird/ wie was nur iſt/ in ſeine Nacht vergehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Es wird/ wenn alles hin/ in den Gewiſſen ſtehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Es iſt der Voͤlcker Recht das einen heiſt gebitten.</p> </sp><lb/> <note place="left">490.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Der Voͤlcker Recht verbeut auff nechſtes Blut zu<lb/><hi rendition="#et">zu wuͤtten.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Die Stat-Sucht wiſcht das Recht bey allen Voͤl-<lb/><hi rendition="#et">ckern auß.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Wo Stat-Sucht herꝛſcht; verfaͤllt der Fuͤrſten Stul<lb/><hi rendition="#et">und Haus.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Gab <hi rendition="#aq">Cæſars</hi> letztes Blutt nicht neue Macht zu freyẽ?</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Muſt Jhm die neue Macht nicht zum verterb gedeyẽ?</p> </sp><lb/> <note place="left">495.</note> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Wo reiſt <hi rendition="#aq">Papinian</hi> Jhn diſer Eyfer hin?</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Wo uns die Ewigkeit befeſtet den Gewin.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Er iſt der Erden Haubt der naͤhſt anjtzt auff Erden.</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#fr">U</hi>nd kan vor Abends noch der allerfernſte werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich wuͤntſcht Jhm noch<lb/><hi rendition="#et">lange Zeit.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">500.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich ſchaw mein Auffrich-<lb/><hi rendition="#et">richtikeit.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Wie wird/ wo er verfaͤllt das Spil ſo frembde<lb/><hi rendition="#et">lauffen!</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Man wirfft durch eines Fall nicht Laͤnder uͤber<lb/><hi rendition="#et">Hauffen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Das groſſe Reich beruht ſehr offt auff eines Heil.</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Mir iſt diß Haubt vors Reich; mehr vor die War-<lb/><hi rendition="#et">heit feil.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">505.</note> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Soll ich dem <hi rendition="#aq">Basſian</hi> die unſanfft’ Antwort bringen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Daß mein Gewiſſen nicht ſich von Mir laſſe zwingen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Wil Er dem Kaͤyſer denn nicht rathen; rett’ er ſich.</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Der Fuͤrſt hat Raths genung. Jch ſorg’ anjtzt fuͤr<lb/><hi rendition="#et">mich.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#CLE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker> <p>Jſt denn <hi rendition="#aq">Papinian</hi> durch gar nichts zu bewegen?</p> </sp><lb/> <note place="left">510.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papin.</hi> </speaker> <p>Pflag man je ſolchen Dinſt auff unſer Ambt zu legen?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Sterbender
Cleand. Die Roͤmſche Taffeln ſelbſt ſind durch die Zeit
vertriben.
Papin. Der Goͤtter ewig Recht iſt ſtets im ſchwange bliben.
Cleand. Es wird/ wie was nur iſt/ in ſeine Nacht vergehn.
Papin. Es wird/ wenn alles hin/ in den Gewiſſen ſtehn.
Cleand. Es iſt der Voͤlcker Recht das einen heiſt gebitten.
Papin. Der Voͤlcker Recht verbeut auff nechſtes Blut zu
zu wuͤtten.
Cleand. Die Stat-Sucht wiſcht das Recht bey allen Voͤl-
ckern auß.
Papin. Wo Stat-Sucht herꝛſcht; verfaͤllt der Fuͤrſten Stul
und Haus.
Cleand. Gab Cæſars letztes Blutt nicht neue Macht zu freyẽ?
Papin. Muſt Jhm die neue Macht nicht zum verterb gedeyẽ?
Cleand. Wo reiſt Papinian Jhn diſer Eyfer hin?
Papin. Wo uns die Ewigkeit befeſtet den Gewin.
Cleand. Er iſt der Erden Haubt der naͤhſt anjtzt auff Erden.
Papin. Und kan vor Abends noch der allerfernſte werden.
Cleand. Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich wuͤntſcht Jhm noch
lange Zeit.
Papin. Rath/ Laͤger/ Stadt und Reich ſchaw mein Auffrich-
richtikeit.
Cleand. Wie wird/ wo er verfaͤllt das Spil ſo frembde
lauffen!
Papin. Man wirfft durch eines Fall nicht Laͤnder uͤber
Hauffen.
Cleand. Das groſſe Reich beruht ſehr offt auff eines Heil.
Papin. Mir iſt diß Haubt vors Reich; mehr vor die War-
heit feil.
Cleand. Soll ich dem Basſian die unſanfft’ Antwort bringen?
Papin. Daß mein Gewiſſen nicht ſich von Mir laſſe zwingen.
Cleand. Wil Er dem Kaͤyſer denn nicht rathen; rett’ er ſich.
Papin. Der Fuͤrſt hat Raths genung. Jch ſorg’ anjtzt fuͤr
mich.
Cleand. Jſt denn Papinian durch gar nichts zu bewegen?
Papin. Pflag man je ſolchen Dinſt auff unſer Ambt zu legen?
Cleand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |