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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Cleand. Doch setzt Annaeus auff daß es mit Recht geschehen.
Papin. Wie hat der grosse Mann so schlecht sich vorgesehen!
Cleand. Er schrib von Agrippin' auffrichtig/ klar und wahr.
Papin. Und darnach fand sein Ruhm hirdurch die Todten-
Baar.
465.
Cleand. Er that es umb den Ruhm deß Fürsten zu erhalten.
Papin. Und spür'te seinen Ruhm und jenes Lob-veralten.
Cleand. So steiff hat Burrhus nie dem Nero widerstrebt.
Papin. Ach! hätt Er (da noch Zeit:) mehr frey umb Jhn
gelebt!
Cleand. Mein Freund! wer lebt; der dint/ wer dint; muß
nichts versagen.
470.
Papin. Wer so dint/ wird Schmach/ Schand' und Fluch zu
Lohne tragen.
Cleand. Ach Götter! werther Freund! Er ringt nach seinem
Tod.
Papin. Wer vor die Warheit stirbt; pocht aller Zeiten Noth.
Cleand. Wie hitzig wird der Fürst den rauen Abschlag hören!
Papin. Jch muß das heil'ge Recht vor tausend Fürsten
ehren.
475.
Cleand. Wo bleibt sein Stand? Sein Gut? und was Er
hoffen kan?
Papin. Diß leere Kinder-werck geht schlechte Geister an!
Cleand. Wil Er deß Käysers Grimm sein einig Kind vor-
werffen?
Papin. Der Käyser kan ein Schwerdt auff Fleisch/ nicht
Seelen/ schärffen.
Cleand. Die werthe Plautie! der Himmel-hohe Geist!
480.
Papin. Jst jhre Schwester nicht ins Elend längst verweist?
Cleand. Wil Er sein gantzes Haus mit sich zu grunde stürtzen?
Papin. Vil liber/ denn das Recht auch umb ein Haar ab-
kürtzen?
Cleand. Der Recht und Satzung gibt/ hebt offt die Satzung
auff.
Papin. Nicht die der Völcker Schluß erhält in stetem Lauff.
Cleand.
D ij
PAPINIANUS.
Cleand. Doch ſetzt Annæus auff daß es mit Recht geſchehen.
Papin. Wie hat der groſſe Mann ſo ſchlecht ſich vorgeſehen!
Cleand. Er ſchrib von Agrippin’ auffrichtig/ klar und wahr.
Papin. Und darnach fand ſein Ruhm hirdurch die Todten-
Baar.
465.
Cleand. Er that es umb den Ruhm deß Fuͤrſten zu erhalten.
Papin. Und ſpuͤr’te ſeinen Ruhm und jenes Lob-veralten.
Cleand. So ſteiff hat Burrhus nie dem Nero widerſtrebt.
Papin. Ach! haͤtt Er (da noch Zeit:) mehr frey umb Jhn
gelebt!
Cleand. Mein Freund! wer lebt; der dint/ wer dint; muß
nichts verſagen.
470.
Papin. Wer ſo dint/ wird Schmach/ Schand’ und Fluch zu
Lohne tragen.
Cleand. Ach Goͤtter! werther Freund! Er ringt nach ſeinem
Tod.
Papin. Wer vor die Warheit ſtirbt; pocht aller Zeiten Noth.
Cleand. Wie hitzig wird der Fuͤrſt den rauen Abſchlag hoͤren!
Papin. Jch muß das heil’ge Recht vor tauſend Fuͤrſten
ehren.
475.
Cleand. Wo bleibt ſein Stand? Sein Gut? und was Er
hoffen kan?
Papin. Diß leere Kinder-werck geht ſchlechte Geiſter an!
Cleand. Wil Er deß Kaͤyſers Grim̃ ſein einig Kind vor-
werffen?
Papin. Der Kaͤyſer kan ein Schwerdt auff Fleiſch/ nicht
Seelen/ ſchaͤrffen.
Cleand. Die werthe Plautie! der Himmel-hohe Geiſt!
480.
Papin. Jſt jhre Schweſter nicht ins Elend laͤngſt verweiſt?
Cleand. Wil Er ſein gantzes Haus mit ſich zu grunde ſtuͤrtzen?
Papin. Vil liber/ denn das Recht auch umb ein Haar ab-
kuͤrtzen?
Cleand. Der Recht und Satzung gibt/ hebt offt die Satzung
auff.
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[0079] PAPINIANUS. Cleand. Doch ſetzt Annæus auff daß es mit Recht geſchehen. Papin. Wie hat der groſſe Mann ſo ſchlecht ſich vorgeſehen! Cleand. Er ſchrib von Agrippin’ auffrichtig/ klar und wahr. Papin. Und darnach fand ſein Ruhm hirdurch die Todten- Baar. Cleand. Er that es umb den Ruhm deß Fuͤrſten zu erhalten. Papin. Und ſpuͤr’te ſeinen Ruhm und jenes Lob-veralten. Cleand. So ſteiff hat Burrhus nie dem Nero widerſtrebt. Papin. Ach! haͤtt Er (da noch Zeit:) mehr frey umb Jhn gelebt! Cleand. Mein Freund! wer lebt; der dint/ wer dint; muß nichts verſagen. Papin. Wer ſo dint/ wird Schmach/ Schand’ und Fluch zu Lohne tragen. Cleand. Ach Goͤtter! werther Freund! Er ringt nach ſeinem Tod. Papin. Wer vor die Warheit ſtirbt; pocht aller Zeiten Noth. Cleand. Wie hitzig wird der Fuͤrſt den rauen Abſchlag hoͤren! Papin. Jch muß das heil’ge Recht vor tauſend Fuͤrſten ehren. Cleand. Wo bleibt ſein Stand? Sein Gut? und was Er hoffen kan? Papin. Diß leere Kinder-werck geht ſchlechte Geiſter an! Cleand. Wil Er deß Kaͤyſers Grim̃ ſein einig Kind vor- werffen? Papin. Der Kaͤyſer kan ein Schwerdt auff Fleiſch/ nicht Seelen/ ſchaͤrffen. Cleand. Die werthe Plautie! der Himmel-hohe Geiſt! Papin. Jſt jhre Schweſter nicht ins Elend laͤngſt verweiſt? Cleand. Wil Er ſein gantzes Haus mit ſich zu grunde ſtuͤrtzen? Papin. Vil liber/ denn das Recht auch umb ein Haar ab- kuͤrtzen? Cleand. Der Recht und Satzung gibt/ hebt offt die Satzung auff. Papin. Nicht die der Voͤlcker Schluß erhaͤlt in ſtetem Lauff. Cleand. D ij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/79>, abgerufen am 26.11.2024.