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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Stellt Zeug und Richter vor!
Haubtmann. Der höchste Rich-
ter klägt.
Er selbst schickt Jhm den Schluß! nur schleunig! nie verzagt
385.Ein unerschreckter Held wenn Jhn der Tod erblicket.
Was aber? Was ist diß? -- -- -- -- --
Laetus. Der 1. und 2. Haubtmann.
2. Haubtm. -- -- -- Halt inn! der Käyser schicket
Uns/ selbst/ und hebt die Straff und erstes Urtel auff/
Laetus. So bricht die Unschuld vor durch der Verläum-
bder Hauff.
2. Haubtm. Und wil/ daß der Princeß man Laetum stracks
gewehre.
390.
Laetus. Wehm? Iulien.
2. Haubtm. Gar recht!
Laetus. Verzeiht Mir! Jch beschwere
Mich über dise Gnad'!
2. Haubtm. Eilt! reist die Dolchen
auß!
Nemt Gifft und Strick hinweg!
Laetus. Jn Grund gestürtz-
tes Haus!
Durchauß gefällter Mensch! Soll Iulie jhr wütten
Und rasend-tollen Mut anff dises Haubt außschütten?
395.Vergönnt uns Bassian nicht einen freyen Tod?
Hir ist deß Fürsten Hand! ich eile sein Gebot
Großmüttigst zu vollzihn. Gebt Gifft und Dolchen wieder!
Vergönnt daß Mir zuletzt die sterbend' Augenlieder
Ein werther Freund verschliss'.
2. Haubtm. Umbsonst! die
Zeit vergeht/
400.Folg! oder.
Laetus. Schaut die jhr nach Stand und Würden
steht;
Die jhr durch Dinst und Blutt wolt Fürsten-Gunst erwerben;
So laufft die Freundschafft auß! wir suchen nichts denn
sterben!
Und sterben wird versagt! diß was Jhr schrecklich heist!
Jst jtzt mein höchster Wuntsch! doch das Verhängnüß reist
405.Mich von der Frey-Stadt weg die allen offen stehet.
Bin ich durch so vil Schweiß zu disem Fall erhöhet?
Doch
Sterbender
Stellt Zeug und Richter vor!
Haubtmañ. Der hoͤchſte Rich-
ter klaͤgt.
Er ſelbſt ſchickt Jhm den Schluß! nur ſchleunig! nie verzagt
385.Ein unerſchreckter Held wenn Jhn der Tod erblicket.
Was aber? Was iſt diß? — — — — —
Lætus. Der 1. und 2. Haubtmann.
2. Haubtm. — — — Halt inn! der Kaͤyſer ſchicket
Uns/ ſelbſt/ und hebt die Straff und erſtes Urtel auff/
Lætus. So bricht die Unſchuld vor durch der Verlaͤum-
bder Hauff.
2. Haubtm. Und wil/ daß der Princeß man Lætum ſtracks
gewehre.
390.
Lætus. Wehm? Iulien.
2. Haubtm. Gar recht!
Lætus. Verzeiht Mir! Jch beſchwere
Mich uͤber diſe Gnad’!
2. Haubtm. Eilt! reiſt die Dolchen
auß!
Nemt Gifft und Strick hinweg!
Lætus. Jn Grund geſtuͤrtz-
tes Haus!
Durchauß gefaͤllter Menſch! Soll Iulie jhr wuͤtten
Und raſend-tollen Mut anff diſes Haubt außſchuͤtten?
395.Vergoͤnnt uns Basſian nicht einen freyen Tod?
Hir iſt deß Fuͤrſten Hand! ich eile ſein Gebot
Großmuͤttigſt zu vollzihn. Gebt Gifft und Dolchen wieder!
Vergoͤnnt daß Mir zuletzt die ſterbend’ Augenlieder
Ein werther Freund verſchliſſ’.
2. Haubtm. Umbſonſt! die
Zeit vergeht/
400.Folg! oder.
Lætus. Schaut die jhr nach Stand und Wuͤrden
ſteht;
Die jhr durch Dinſt und Blutt wolt Fuͤrſten-Gunſt erwerben;
So laufft die Freundſchafft auß! wir ſuchen nichts denn
ſterben!
Und ſterben wird verſagt! diß was Jhr ſchrecklich heiſt!
Jſt jtzt mein hoͤchſter Wuntſch! doch das Verhaͤngnuͤß reiſt
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Doch
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[0076] Sterbender Stellt Zeug und Richter vor! Haubtmañ. Der hoͤchſte Rich- ter klaͤgt. Er ſelbſt ſchickt Jhm den Schluß! nur ſchleunig! nie verzagt Ein unerſchreckter Held wenn Jhn der Tod erblicket. Was aber? Was iſt diß? — — — — — Lætus. Der 1. und 2. Haubtmann. 2. Haubtm. — — — Halt inn! der Kaͤyſer ſchicket Uns/ ſelbſt/ und hebt die Straff und erſtes Urtel auff/ Lætus. So bricht die Unſchuld vor durch der Verlaͤum- bder Hauff. 2. Haubtm. Und wil/ daß der Princeß man Lætum ſtracks gewehre. Lætus. Wehm? Iulien. 2. Haubtm. Gar recht! Lætus. Verzeiht Mir! Jch beſchwere Mich uͤber diſe Gnad’! 2. Haubtm. Eilt! reiſt die Dolchen auß! Nemt Gifft und Strick hinweg! Lætus. Jn Grund geſtuͤrtz- tes Haus! Durchauß gefaͤllter Menſch! Soll Iulie jhr wuͤtten Und raſend-tollen Mut anff diſes Haubt außſchuͤtten? Vergoͤnnt uns Basſian nicht einen freyen Tod? Hir iſt deß Fuͤrſten Hand! ich eile ſein Gebot Großmuͤttigſt zu vollzihn. Gebt Gifft und Dolchen wieder! Vergoͤnnt daß Mir zuletzt die ſterbend’ Augenlieder Ein werther Freund verſchliſſ’. 2. Haubtm. Umbſonſt! die Zeit vergeht/ Folg! oder. Lætus. Schaut die jhr nach Stand und Wuͤrden ſteht; Die jhr durch Dinſt und Blutt wolt Fuͤrſten-Gunſt erwerben; So laufft die Freundſchafft auß! wir ſuchen nichts denn ſterben! Und ſterben wird verſagt! diß was Jhr ſchrecklich heiſt! Jſt jtzt mein hoͤchſter Wuntſch! doch das Verhaͤngnuͤß reiſt Mich von der Frey-Stadt weg die allen offen ſtehet. Bin ich durch ſo vil Schweiß zu diſem Fall erhoͤhet? Doch

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/76>, abgerufen am 26.11.2024.