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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Die Dritte Abhandelung.
Bassianus und der
1. Hauptmann ausser dem
Gemach.
Ach Bruder! Ach Sever! Ach Mutter! Ach geschehn!
Soll denn das grosse Rom den andern Nero sehn!
Wer sind wir und wohin ist unser Ruhm verschwunden!
Verschwunden! Ach! Er starb durch unsers Bruders Wunden!
5.Verbracht und nie bedacht! und zwar durch unser Hand
Den Bruder-Mord verübt! was wird das ferne Land/
Wie wird das weite Reich die Unthat überlegen!
Was frembde Völcker wird nicht diser Schlag bewegen?
Gesetzt daß Geta sich zu etwas hätt erkühnt;
10.Ja daß er Lebens-Straff und Untergang verdint/
Muß sein verwandtes Blut denn dise Faust beflecken?
Muß seinen Mißverstand mein eigne Schmach verdecken?
Ha! Zepter theur erkaufft! Ha! Purpur-rot von Scham!
Rot von deß Brudern Blut! wir sind dem Leben gram
15.Das sich vor sich entsetzt! Ach! gar zu bald vollzogen;
Was nicht zu ändern steht! vollzogen; nie erwogen/
Als nach verübtem Werck! und soll man weiter gehn?
Kan wer gefrevelt hat nicht in dem fallen stehn?
Ach nein! wer einmal schon berg'-ab ins lauffen kommen;
20.Wird wider will' und macht vom rennen hingenommen/
Biß daß Er über Hals in tiffe Thäler stürtzt/
Und in Morast und Sumpff deß Lebens Zil verkürtzt.
Wer traut uns künfftig mehr? Wehm können wir vertrauen?
Wenn nicht das nechste Blut könt auff uns sicher bauen?
25.Das durch uns selbst verfil/ und vilen dises dräut
Was wir gewungen thun/ und uns nicht minder reut/
Weil Stat und Noth uns zwingt/ umb Rache zu verhüten:
Jn diß was Geta treu'/ und jemals lib/ zu wüten.
Ach Götter! ach was Rath! ach Bruder! ach Geduld!
30.Verzeih betrübter Geist/ es war nicht unser Schuld!
Es
Sterbender
Die Dritte Abhandelung.
Basſianus und der
1. Hauptmann auſſer dem
Gemach.
Ach Bruder! Ach Sever! Ach Mutter! Ach geſchehn!
Soll denn das groſſe Rom den andern Nero ſehn!
Wer ſind wir und wohin iſt unſer Ruhm verſchwunden!
Verſchwunden! Ach! Er ſtarb durch unſers Bruders Wundē!
5.Verbracht und nie bedacht! und zwar durch unſer Hand
Den Bruder-Mord veruͤbt! was wird das ferne Land/
Wie wird das weite Reich die Unthat uͤberlegen!
Was frembde Voͤlcker wird nicht diſer Schlag bewegen?
Geſetzt daß Geta ſich zu etwas haͤtt erkuͤhnt;
10.Ja daß er Lebens-Straff und Untergang verdint/
Muß ſein verwandtes Blut denn diſe Fauſt beflecken?
Muß ſeinen Mißverſtand mein eigne Schmach verdecken?
Ha! Zepter theur erkaufft! Ha! Purpur-rot von Scham!
Rot von deß Brudern Blut! wir ſind dem Leben gram
15.Das ſich vor ſich entſetzt! Ach! gar zu bald vollzogen;
Was nicht zu aͤndern ſteht! vollzogen; nie erwogen/
Als nach veruͤbtem Werck! und ſoll man weiter gehn?
Kan wer gefrevelt hat nicht in dem fallen ſtehn?
Ach nein! wer einmal ſchon berg’-ab ins lauffen kommen;
20.Wird wider will’ und macht vom rennen hingenommen/
Biß daß Er uͤber Hals in tiffe Thaͤler ſtuͤrtzt/
Und in Moraſt und Sumpff deß Lebens Zil verkuͤrtzt.
Wer traut uns kuͤnfftig mehr? Wehm koͤnnen wir vertrauen?
Wenn nicht das nechſte Blut koͤnt auff uns ſicher bauen?
25.Das durch uns ſelbſt verfil/ und vilen diſes draͤut
Was wir gewungen thun/ und uns nicht minder reut/
Weil Stat und Noth uns zwingt/ umb Rache zu verhuͤten:
Jn diß was Geta treu’/ und jemals lib/ zu wuͤten.
Ach Goͤtter! ach was Rath! ach Bruder! ach Geduld!
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Es
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[0064] Sterbender Die Dritte Abhandelung. Basſianus und der 1. Hauptmann auſſer dem Gemach. Ach Bruder! Ach Sever! Ach Mutter! Ach geſchehn! Soll denn das groſſe Rom den andern Nero ſehn! Wer ſind wir und wohin iſt unſer Ruhm verſchwunden! Verſchwunden! Ach! Er ſtarb durch unſers Bruders Wundē! Verbracht und nie bedacht! und zwar durch unſer Hand Den Bruder-Mord veruͤbt! was wird das ferne Land/ Wie wird das weite Reich die Unthat uͤberlegen! Was frembde Voͤlcker wird nicht diſer Schlag bewegen? Geſetzt daß Geta ſich zu etwas haͤtt erkuͤhnt; Ja daß er Lebens-Straff und Untergang verdint/ Muß ſein verwandtes Blut denn diſe Fauſt beflecken? Muß ſeinen Mißverſtand mein eigne Schmach verdecken? Ha! Zepter theur erkaufft! Ha! Purpur-rot von Scham! Rot von deß Brudern Blut! wir ſind dem Leben gram Das ſich vor ſich entſetzt! Ach! gar zu bald vollzogen; Was nicht zu aͤndern ſteht! vollzogen; nie erwogen/ Als nach veruͤbtem Werck! und ſoll man weiter gehn? Kan wer gefrevelt hat nicht in dem fallen ſtehn? Ach nein! wer einmal ſchon berg’-ab ins lauffen kommen; Wird wider will’ und macht vom rennen hingenommen/ Biß daß Er uͤber Hals in tiffe Thaͤler ſtuͤrtzt/ Und in Moraſt und Sumpff deß Lebens Zil verkuͤrtzt. Wer traut uns kuͤnfftig mehr? Wehm koͤnnen wir vertrauen? Wenn nicht das nechſte Blut koͤnt auff uns ſicher bauen? Das durch uns ſelbſt verfil/ und vilen diſes draͤut Was wir gewungen thun/ und uns nicht minder reut/ Weil Stat und Noth uns zwingt/ umb Rache zu verhuͤten: Jn diß was Geta treu’/ und jemals lib/ zu wuͤten. Ach Goͤtter! ach was Rath! ach Bruder! ach Geduld! Verzeih betruͤbter Geiſt/ es war nicht unſer Schuld! Es

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/64>, abgerufen am 25.11.2024.