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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Laetus. Er ists. Doch Zeit und Glück verändert offt die
Sinnen.
Bassian. Wie? Solte diser Mann sein Hertz auch ändern
können?
Laetus. Man nenne keinen nicht beständig biß er tod.
Bassian. Wir haben seine Trew geprüft in grimmster Noht.
95.
Laetus. Auch Geta, dem Er wol so hoch als Jhm verbuuden!
Bassian. Wie offt hat Er nicht Rath vor beyder Zanck ge-
funden!
Laetus. Wer vor so grosse findt; sucht offtmals wol vor sich.
Bassian. Gewissen/ grosser Mann! und Wissen spricht vor dich.
Laetus. Wer offt das meiste weiß: Gibt wenig auff Gewissen.
100.
Bassian. Recht. Doch Papinian ist allhir auß zu schlissen.
Laetus. Jch geb es nach/ und wüntsch Jhn ewig wie er ist.
Bassian. Wanckt er/ so ist vor dich sein Ehren-Stand erkist.
Bassianus. Laetus. Flavius.
Flavius. Fürst Antonin steht an den Schluß zu unterschreib[en]
Krafft dessen Celsus soll AE gyptens Land-Vogt bleiben/
105.Biß Er/ Mein Herr/ mit Jhm diß Stück was überlegt.
Laetus. Merckt Bassian wie sich sein hoher Vorsatz regt?
Bassian. Was? Wil uns Antonin numehr Gesetze stellen?
Wer sind wir? Wir und er! darff er wol Urthel fällen?
Nun? Nach verfastem Werck/ umbstossen was man schloß?
110.Sind wir sein Gauckel-Spiel?
Laetus. Er gibt sich was zu
bloß.
Bassian. Jhr Götter/ welche Rom und dieses Reich anflehet;
Die Jhr durch uns vermehrt/ was Jhr beschützt/ ansehet:
Schaut auff den Ubermut der in der Brust entglimmt/
Deß Brudern/ der als Feind uns zu verterben stimmt/
115.Was kan man doch forthin auß den verwegnen Wercken/
Durch jeden Sonnen-Lauff/ als steiffe Frechheit mercken/
Die auff verdecktem grund uns vor das Licht auffbaut
Und einig von dem Thron nach unser Baare schaut.
Wie können in dem zwang' und hohn Wir länger stehen?
120.Eh soll der Abend-Stern nicht auß der See auffgehen/
Eh
B ij
PAPINIANUS.
Lætus. Er iſts. Doch Zeit und Gluͤck veraͤndert offt die
Sinnen.
Basſian. Wie? Solte diſer Mann ſein Hertz auch aͤndern
koͤnnen?
Lætus. Man nenne keinen nicht beſtaͤndig biß er tod.
Basſian. Wir haben ſeine Trew gepruͤft in grim̃ſter Noht.
95.
Lætus. Auch Geta, dem Er wol ſo hoch als Jhm verbuudẽ!
Basſian. Wie offt hat Er nicht Rath vor beyder Zanck ge-
funden!
Lætus. Wer vor ſo groſſe findt; ſucht offtmals wol vor ſich.
Basſian. Gewiſſen/ groſſer Mañ! und Wiſſen ſpricht vor dich.
Lætus. Wer offt das meiſte weiß: Gibt wenig auff Gewiſſen.
100.
Basſian. Recht. Doch Papinian iſt allhir auß zu ſchliſſen.
Lætus. Jch geb es nach/ und wuͤntſch Jhn ewig wie er iſt.
Basſian. Wanckt er/ ſo iſt vor dich ſein Ehren-Stand erkiſt.
Basſianus. Lætus. Flavius.
Flavius. Fuͤrſt Antonin ſteht an den Schluß zu unterſchreib[en]
Krafft deſſen Celſus ſoll Æ gyptens Land-Vogt bleiben/
105.Biß Er/ Mein Herꝛ/ mit Jhm diß Stuͤck was uͤberlegt.
Lætus. Merckt Basſian wie ſich ſein hoher Vorſatz regt?
Basſian. Was? Wil uns Antonin numehr Geſetze ſtellen?
Wer ſind wir? Wir und er! darff er wol Urthel faͤllen?
Nun? Nach verfaſtem Werck/ umbſtoſſen was man ſchloß?
110.Sind wir ſein Gauckel-Spiel?
Lætus. Er gibt ſich was zu
bloß.
Basſian. Jhr Goͤtter/ welche Rom und dieſes Reich anflehet;
Die Jhr durch uns vermehrt/ was Jhr beſchuͤtzt/ anſehet:
Schaut auff den Ubermut der in der Bruſt entglim̃t/
Deß Brudern/ der als Feind uns zu verterben ſtim̃t/
115.Was kan man doch forthin auß den verwegnen Wercken/
Durch jeden Sonnen-Lauff/ als ſteiffe Frechheit mercken/
Die auff verdecktem grund uns vor das Licht auffbaut
Und einig von dem Thron nach unſer Baare ſchaut.
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[0047] PAPINIANUS. Lætus. Er iſts. Doch Zeit und Gluͤck veraͤndert offt die Sinnen. Basſian. Wie? Solte diſer Mann ſein Hertz auch aͤndern koͤnnen? Lætus. Man nenne keinen nicht beſtaͤndig biß er tod. Basſian. Wir haben ſeine Trew gepruͤft in grim̃ſter Noht. Lætus. Auch Geta, dem Er wol ſo hoch als Jhm verbuudẽ! Basſian. Wie offt hat Er nicht Rath vor beyder Zanck ge- funden! Lætus. Wer vor ſo groſſe findt; ſucht offtmals wol vor ſich. Basſian. Gewiſſen/ groſſer Mañ! und Wiſſen ſpricht vor dich. Lætus. Wer offt das meiſte weiß: Gibt wenig auff Gewiſſen. Basſian. Recht. Doch Papinian iſt allhir auß zu ſchliſſen. Lætus. Jch geb es nach/ und wuͤntſch Jhn ewig wie er iſt. Basſian. Wanckt er/ ſo iſt vor dich ſein Ehren-Stand erkiſt. Basſianus. Lætus. Flavius. Flavius. Fuͤrſt Antonin ſteht an den Schluß zu unterſchreiben Krafft deſſen Celſus ſoll Æ gyptens Land-Vogt bleiben/ Biß Er/ Mein Herꝛ/ mit Jhm diß Stuͤck was uͤberlegt. Lætus. Merckt Basſian wie ſich ſein hoher Vorſatz regt? Basſian. Was? Wil uns Antonin numehr Geſetze ſtellen? Wer ſind wir? Wir und er! darff er wol Urthel faͤllen? Nun? Nach verfaſtem Werck/ umbſtoſſen was man ſchloß? Sind wir ſein Gauckel-Spiel? Lætus. Er gibt ſich was zu bloß. Basſian. Jhr Goͤtter/ welche Rom und dieſes Reich anflehet; Die Jhr durch uns vermehrt/ was Jhr beſchuͤtzt/ anſehet: Schaut auff den Ubermut der in der Bruſt entglim̃t/ Deß Brudern/ der als Feind uns zu verterben ſtim̃t/ Was kan man doch forthin auß den verwegnen Wercken/ Durch jeden Sonnen-Lauff/ als ſteiffe Frechheit mercken/ Die auff verdecktem grund uns vor das Licht auffbaut Und einig von dem Thron nach unſer Baare ſchaut. Wie koͤnnen in dem zwang’ und hohn Wir laͤnger ſtehen? Eh ſoll der Abend-Stern nicht auß der See auffgehen/ Eh B ij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/47>, abgerufen am 24.11.2024.