Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender Durch das verfluchte Beil! O Käyser! Rom und Stand!O Sohn! O Vater! O gestürtztes Vaterland! Reyen der Diner. O numehr! O nun wir in deiner Burg Ach! steh uns frey zu weinen! (erscheinen! Flisst Thränen die vorhin der raue Hof verbot! Ach/ leider ach! ach! ach! Papinian ist tod. Reyen der Frauen. O schrecklich Anblick! ach! die müde Mutter starret/ 420.Und weiß nicht wie jhr wird. Der greise Vater harret Den Athem einzuzihn! und reist die grauen Haar Von dem schir kahlen Haubt/ und streut auff jede Baar Deß hohen Alters Schnee! Schlag Plautie die Brüste. Fall in der Scheitels Pracht! Ja grüsse was dich küste. 425.Wofern dein heisses Leid sich hirdurch lindern kan. Hir ligt dein libstes Kind/ hir ligt dein werther Mann! Eugenia. Ha! ha! ha! ha! ha! ha! ha! Sohn! ach! Sohn! ach Sonne! Verdunckelt durch den Tod in Mittag deiner Wonne! Und bin Jch noch nicht hin! O hört mein wüntschen an! 430.O Götter! O wofern euch die erbitten kan/ Die nichts zu bitten weiß/ als ein geschwindes Ende; Verwandelt eh als ich mein Kind ins Grab versende/ Mich Mutter sonder Sohn/ in einen harten Stein; Entziht Verstand und Sinn dem schitternden Gebein/ 435.Last mich wie Nioben in einen Fels verarten; Jch wil den Donner-Stral nun unerschrocken warten. Reyen der Frauen. Ach überhäufftes Trauer-Spil! Ach höchster Seelen bluttig Zil! Ach können die so schmählich untergehen/ 440.Die vor das Reich! vor Fürst und Tugend stehen! Hostilius. Ja schmählich/ dem der Sie zu disem Beil verwiß! Euch rühmlich! Sohn und uns! wer so die Welt verliß: Besteigt der Himmel Burg! ach aber! ach ich sterbe! Jn dem Jch Euren Ruhm Mein Sohn/ und Sohns Sohn erbe! Was
Sterbender Durch das verfluchte Beil! O Kaͤyſer! Rom und Stand!O Sohn! O Vater! O geſtuͤrtztes Vaterland! Reyen der Diner. O numehr! O nun wir in deiner Burg Ach! ſteh uns frey zu weinen! (erſcheinen! Fliſſt Thraͤnen die vorhin der raue Hof verbot! Ach/ leider ach! ach! ach! Papinian iſt tod. Reyen der Frauen. O ſchrecklich Anblick! ach! die muͤde Mutter ſtarret/ 420.Und weiß nicht wie jhr wird. Der greiſe Vater harret Den Athem einzuzihn! und reiſt die grauen Haar Von dem ſchir kahlen Haubt/ und ſtreut auff jede Baar Deß hohen Alters Schnee! Schlag Plautie die Bruͤſte. Fall in der Scheitels Pracht! Ja gruͤſſe was dich kuͤſte. 425.Wofern dein heiſſes Leid ſich hirdurch lindern kan. Hir ligt dein libſtes Kind/ hir ligt dein werther Mann! Eugenia. Ha! ha! ha! ha! ha! ha! ha! Sohn! ach! Sohn! ach Sonne! Verdunckelt durch den Tod in Mittag deiner Wonne! Und bin Jch noch nicht hin! O hoͤrt mein wuͤntſchen an! 430.O Goͤtter! O wofern euch die erbitten kan/ Die nichts zu bitten weiß/ als ein geſchwindes Ende; Verwandelt eh als ich mein Kind ins Grab verſende/ Mich Mutter ſonder Sohn/ in einen harten Stein; Entziht Verſtand und Sinn dem ſchitternden Gebein/ 435.Laſt mich wie Nioben in einen Fels verarten; Jch wil den Donner-Stral nun unerſchrocken warten. Reyen der Frauen. Ach uͤberhaͤufftes Trauer-Spil! Ach hoͤchſter Seelen bluttig Zil! Ach koͤnnen die ſo ſchmaͤhlich untergehen/ 440.Die vor das Reich! vor Fuͤrſt und Tugend ſtehen! Hoſtilius. Ja ſchmaͤhlich/ dem der Sie zu diſem Beil verwiß! Euch ruͤhmlich! Sohn und uns! wer ſo die Welt verliß: Beſteigt der Himmel Burg! ach aber! ach ich ſterbe! Jn dem Jch Euren Ruhm Mein Sohn/ und Sohns Sohn erbe! Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAPDI"> <p><pb facs="#f0120"/><fw place="top" type="header">Sterbender</fw><lb/> Durch das verfluchte Beil! O Kaͤyſer! Rom und Stand!<lb/> O Sohn! O Vater! O geſtuͤrtztes Vaterland!</p> </sp><lb/> <note place="left">415.</note> <sp who="#REYEN"> <speaker> <hi rendition="#b">Reyen der Diner.</hi> </speaker> <p>O numehr! O nun wir in deiner Burg<lb/> Ach! ſteh uns frey zu weinen! <hi rendition="#et">(erſcheinen!</hi><lb/> Fliſſt Thraͤnen die vorhin der raue Hof verbot!<lb/> Ach/ leider ach! ach! ach! <hi rendition="#aq">Papinian</hi> iſt tod.</p> </sp><lb/> <sp who="#REYEN"> <speaker> <hi rendition="#b">Reyen der<lb/> Frauen.</hi> </speaker> <p>O ſchrecklich Anblick! ach! die muͤde Mutter<lb/><hi rendition="#et">ſtarret/</hi><lb/><note place="left">420.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd weiß nicht wie jhr wird. Der greiſe Vater harret<lb/> Den Athem einzuzihn! und reiſt die grauen Haar<lb/> Von dem ſchir kahlen Haubt/ und ſtreut auff jede Baar<lb/> Deß hohen Alters Schnee! Schlag <hi rendition="#aq">Plautie</hi> die Bruͤſte.<lb/> Fall in der Scheitels Pracht! Ja gruͤſſe was dich kuͤſte.<lb/><note place="left">425.</note>Wofern dein heiſſes Leid ſich hirdurch lindern kan.<lb/> Hir ligt dein libſtes Kind/ hir ligt dein werther Mann!</p> </sp><lb/> <sp who="#EUG"> <speaker> <hi rendition="#aq">Eugenia.</hi> </speaker> <p>Ha! ha! ha! ha! ha! ha! ha! Sohn! ach!<lb/><hi rendition="#et">Sohn! ach Sonne!</hi><lb/> Verdunckelt durch den Tod in Mittag deiner Wonne!<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd bin Jch noch nicht hin! O hoͤrt mein wuͤntſchen an!<lb/><note place="left">430.</note>O Goͤtter! O wofern euch die erbitten kan/<lb/> Die nichts zu bitten weiß/ als ein geſchwindes Ende;<lb/> Verwandelt eh als ich mein Kind ins Grab verſende/<lb/> Mich Mutter ſonder Sohn/ in einen harten Stein;<lb/> Entziht Verſtand und Sinn dem ſchitternden Gebein/<lb/><note place="left">435.</note>Laſt mich wie <hi rendition="#aq">Nioben</hi> in einen Fels verarten;<lb/> Jch wil den Donner-Stral nun unerſchrocken warten.</p> </sp><lb/> <sp who="#REYEN"> <speaker> <hi rendition="#b">Reyen der<lb/> Frauen.</hi> </speaker> <p>Ach uͤberhaͤufftes Trauer-Spil!<lb/> Ach hoͤchſter Seelen bluttig Zil!<lb/> Ach koͤnnen die ſo ſchmaͤhlich untergehen/<lb/><note place="left">440.</note>Die vor das Reich! vor Fuͤrſt und Tugend ſtehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#PAH"> <speaker> <hi rendition="#aq">Hoſtilius.</hi> </speaker> <p>Ja ſchmaͤhlich/ dem der Sie zu diſem Beil verwiß!<lb/> Euch ruͤhmlich! Sohn und uns! wer ſo die Welt verliß:<lb/> Beſteigt der Himmel Burg! ach aber! ach ich ſterbe!<lb/> Jn dem Jch Euren Ruhm Mein Sohn/ und Sohns Sohn<lb/><hi rendition="#et">erbe!</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
Sterbender
Durch das verfluchte Beil! O Kaͤyſer! Rom und Stand!
O Sohn! O Vater! O geſtuͤrtztes Vaterland!
Reyen der Diner. O numehr! O nun wir in deiner Burg
Ach! ſteh uns frey zu weinen! (erſcheinen!
Fliſſt Thraͤnen die vorhin der raue Hof verbot!
Ach/ leider ach! ach! ach! Papinian iſt tod.
Reyen der
Frauen. O ſchrecklich Anblick! ach! die muͤde Mutter
ſtarret/
Und weiß nicht wie jhr wird. Der greiſe Vater harret
Den Athem einzuzihn! und reiſt die grauen Haar
Von dem ſchir kahlen Haubt/ und ſtreut auff jede Baar
Deß hohen Alters Schnee! Schlag Plautie die Bruͤſte.
Fall in der Scheitels Pracht! Ja gruͤſſe was dich kuͤſte.
Wofern dein heiſſes Leid ſich hirdurch lindern kan.
Hir ligt dein libſtes Kind/ hir ligt dein werther Mann!
Eugenia. Ha! ha! ha! ha! ha! ha! ha! Sohn! ach!
Sohn! ach Sonne!
Verdunckelt durch den Tod in Mittag deiner Wonne!
Und bin Jch noch nicht hin! O hoͤrt mein wuͤntſchen an!
O Goͤtter! O wofern euch die erbitten kan/
Die nichts zu bitten weiß/ als ein geſchwindes Ende;
Verwandelt eh als ich mein Kind ins Grab verſende/
Mich Mutter ſonder Sohn/ in einen harten Stein;
Entziht Verſtand und Sinn dem ſchitternden Gebein/
Laſt mich wie Nioben in einen Fels verarten;
Jch wil den Donner-Stral nun unerſchrocken warten.
Reyen der
Frauen. Ach uͤberhaͤufftes Trauer-Spil!
Ach hoͤchſter Seelen bluttig Zil!
Ach koͤnnen die ſo ſchmaͤhlich untergehen/
Die vor das Reich! vor Fuͤrſt und Tugend ſtehen!
Hoſtilius. Ja ſchmaͤhlich/ dem der Sie zu diſem Beil verwiß!
Euch ruͤhmlich! Sohn und uns! wer ſo die Welt verliß:
Beſteigt der Himmel Burg! ach aber! ach ich ſterbe!
Jn dem Jch Euren Ruhm Mein Sohn/ und Sohns Sohn
erbe!
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |