Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.TrawrSpiel. II. Gegensatz. Jungfr. Der schatten nimbt ein end/ Die alte Prophecey wird durch diß Kind' erfüllet Durch seine Thränen wird der Hellen glutt gestillet Es beutt vnß mund vnd Händ. Kön't jhr nicht vns're glieder kennen/ Wir mögen Gott nun Bruder nennen! Er ist nicht mehr ein Fewer das verzehrt; Der HERR hat sich in einen Knecht verkehrt. II. Zusatz. Priester vnd Jungfr. Ehre sey dem in der höh' Der vnser fleisch mehr alß zu hoch verehret. Der seine Gütt vnendlich hat vermehret. Sein stets fester friede steh/ Länger als die Sonn' vns scheine: dieses Kind verley vns allen Daß wir wollen seinen willen/ daß wir jhm stets wol gefallen. Die Fünffte Abhandlung. Der Erste Eingang. Theodosia. Phronesis. Der Oberste Priester. ein Bothe. Theod. Ach! grawen volle nacht! ha! schreckenreiche zeit[!] Betrübte Finsternls! Muß denn das grimme leidt Deß kummers auch die Ruh deß müden schlaffs bestreitten? Vmbgibt den Throne nichts als rawe bitterkeiten? Phron. Klagt jhre Majestät? Was ists das sie beschwert. Theod. Vns hat ein herber traum die kurtze rast gewehrt. Die kalte Brust erstarrt/ doch schwitzen alle Glieder Der gantze Leib erbebt: Wir satzten vns was nieder Als wir aufs Fest/ geschmucks: wie sich die Seel besann; Vnd E
TrawrSpiel. II. Gegenſatz. Jungfr. Der ſchatten nimbt ein end/ Die alte Prophecey wird durch diß Kind’ erfuͤllet Durch ſeine Thraͤnen wird der Hellen glutt geſtillet Es beutt vnß mund vnd Haͤnd. Koͤn’t jhr nicht vnſ’re glieder kennen/ Wir moͤgen Gott nun Bruder nennen! Er iſt nicht mehr ein Fewer das verzehrt; Der HERR hat ſich in einen Knecht verkehrt. II. Zuſatz. Prieſter vnd Jungfr. Ehre ſey dem in der hoͤh’ Der vnſer fleiſch mehr alß zu hoch verehret. Der ſeine Guͤtt vnendlich hat vermehret. Sein ſtets feſter friede ſteh/ Laͤnger als die Sonn’ vns ſcheine: dieſes Kind verley vns allen Daß wir wollen ſeinen willen/ daß wir jhm ſtets wol gefallen. Die Fuͤnffte Abhandlung. Der Erſte Eingang. Theodoſia. Phroneſis. Der Oberſte Prieſter. ein Bothe. Theod. Ach! grawen volle nacht! ha! ſchreckenreiche zeit[!] Betruͤbte Finſternls! Muß denn das grimme leidt Deß kummers auch die Ruh deß muͤden ſchlaffs beſtreitten? Vmbgibt den Throne nichts als rawe bitterkeiten? Phron. Klagt jhre Majeſtaͤt? Was iſts das ſie beſchwert. Theod. Vns hat ein herber traum die kurtze raſt gewehrt. Die kalte Bruſt erſtarꝛt/ doch ſchwitzen alle Glieder Der gantze Leib erbebt: Wir ſatzten vns was nieder Als wir aufs Feſt/ geſchmucks: wie ſich die Seel beſann; Vnd E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0077" n="65"/> <fw place="top" type="header">TrawrSpiel.</fw><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">II.</hi> Gegenſatz.</head><lb/> <sp who="#JUN"> <speaker>Jungfr.</speaker> <p>Der ſchatten nimbt ein end/<lb/> Die alte Prophecey wird durch diß Kind’ erfuͤllet<lb/> Durch ſeine Thraͤnen wird der Hellen glutt geſtillet<lb/> Es beutt vnß mund vnd <hi rendition="#fr">H</hi>aͤnd.<lb/> Koͤn’t jhr nicht vnſ’re glieder kennen/<lb/> Wir moͤgen <hi rendition="#fr">G</hi>ott nun Bruder nennen!<lb/> Er iſt nicht mehr ein Fewer das verzehrt;<lb/> Der <hi rendition="#fr">H</hi>ERR hat ſich in einen Knecht verkehrt.</p> </sp> </div><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">II.</hi> Zuſatz.</head><lb/> <sp who="#PRIES_JUN"> <speaker>Prieſter vnd Jungfr.</speaker> <p>Ehre ſey dem in der hoͤh’<lb/> Der vnſer fleiſch mehr alß zu hoch verehret.<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>er ſeine Guͤtt vnendlich hat vermehret.<lb/><hi rendition="#fr">S</hi>ein ſtets feſter friede ſteh/<lb/> Laͤnger als die <hi rendition="#fr">S</hi>onn’ vns ſcheine: dieſes Kind verley vns<lb/> allen<lb/> Daß wir wollen ſeinen willen/ daß wir jhm ſtets wol<lb/> gefallen.</p> </sp> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Fuͤnffte Abhandlung.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>Der Erſte Eingang.</head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Theodoſia. Phroneſis.</hi> Der Oberſte Prieſter.<lb/> ein Bothe.</hi> </stage><lb/> <sp who="#TEO"> <speaker>Theod.</speaker> <p>A<hi rendition="#fr">ch</hi>! grawen volle nacht! ha! ſchreckenreiche zeit<supplied>!</supplied><lb/> Betruͤbte <hi rendition="#fr">F</hi>inſternls! <hi rendition="#fr">M</hi>uß denn das grimme leidt<lb/> Deß kummers auch die Ruh deß muͤden ſchlaffs beſtreitten?<lb/> Vmbgibt den Throne nichts als rawe bitterkeiten?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHR"> <speaker>Phron.</speaker> <p>Klagt jhre Majeſtaͤt? Was iſts das ſie beſchwert.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEO"> <speaker>Theod.</speaker> <p>Vns hat ein herber traum die kurtze raſt gewehrt.<lb/> Die kalte Bruſt erſtarꝛt/ doch ſchwitzen alle Glieder<lb/> Der gantze Leib erbebt: Wir ſatzten vns was nieder<lb/> Als wir aufs Feſt/ geſchmucks: wie ſich die Seel beſann;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">Vnd</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0077]
TrawrSpiel.
II. Gegenſatz.
Jungfr. Der ſchatten nimbt ein end/
Die alte Prophecey wird durch diß Kind’ erfuͤllet
Durch ſeine Thraͤnen wird der Hellen glutt geſtillet
Es beutt vnß mund vnd Haͤnd.
Koͤn’t jhr nicht vnſ’re glieder kennen/
Wir moͤgen Gott nun Bruder nennen!
Er iſt nicht mehr ein Fewer das verzehrt;
Der HERR hat ſich in einen Knecht verkehrt.
II. Zuſatz.
Prieſter vnd Jungfr. Ehre ſey dem in der hoͤh’
Der vnſer fleiſch mehr alß zu hoch verehret.
Der ſeine Guͤtt vnendlich hat vermehret.
Sein ſtets feſter friede ſteh/
Laͤnger als die Sonn’ vns ſcheine: dieſes Kind verley vns
allen
Daß wir wollen ſeinen willen/ daß wir jhm ſtets wol
gefallen.
Die Fuͤnffte Abhandlung.
Der Erſte Eingang.
Theodoſia. Phroneſis. Der Oberſte Prieſter.
ein Bothe.
Theod. Ach! grawen volle nacht! ha! ſchreckenreiche zeit!
Betruͤbte Finſternls! Muß denn das grimme leidt
Deß kummers auch die Ruh deß muͤden ſchlaffs beſtreitten?
Vmbgibt den Throne nichts als rawe bitterkeiten?
Phron. Klagt jhre Majeſtaͤt? Was iſts das ſie beſchwert.
Theod. Vns hat ein herber traum die kurtze raſt gewehrt.
Die kalte Bruſt erſtarꝛt/ doch ſchwitzen alle Glieder
Der gantze Leib erbebt: Wir ſatzten vns was nieder
Als wir aufs Feſt/ geſchmucks: wie ſich die Seel beſann;
Vnd
E
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |