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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.
Mich. Nun glaub ichs. Sprach er nicht der Scharwach' et-
was zue?
Wächt. Kein wort.
Mich. ist er bey vns lang in dem Zimmer
blieben.
Wächt. Er hat schier so viel zeit/ alß ich alhier/ vertrieben.
Mich. Wie ställt er sich in dem Er euch den rücken wand?
Wächt. Er schüttelte den Kopff vnd schnell'te mit der hand.
Mich. Genung.
Pap. wer zweifelt nun?
Mich. Nicht dieser
der empfindet
Wie grimmig er erhitzt. Den er mit ketten bindet/
Der auff dem Holtzstoß schier den heissen eyver kühl't:
Pap. Nicht dieser/ der noch frey/ doch schon den Hencker fühl't.
Mich. Jch weiß daß Er auff mich jtzt newe marter suche.
Pap. Daß er auff meinen Kopff all' angst vnd elend fluche.
Mich. Blutdürstigster Tvrann? hat wol die grosse welt/
Ein dir gleich Tygerthier? hat das verbrenn'te feld/
Deß wüsten Lybiens so vngehewre Lewen?
Kan vnß die Helle selbst mit mehrer Mordlust drewen?
Verfluchter Fürst! ich irr'/ kan der ein Fürfte seyn/
An dem nichts Fürstlichs ist/ auch nicht der minste schein?
Der auß dem Keyser sich zum Kerckermeister macht/
Vnd ärger denn ein Sclav vmb meine fässel wacht/
Den ewig-stette furcht! den sein verletzt gewissen
Noch härter alß mich selbst in Diamante schlissen!
Was sinnet Papias?
Pap. Mir fällt nichts bessers eyn:
Denn eine sehnelle flucht:
Mich. wo wilst du sicher seyn?
Fleuch hin wo Amphitrit den heissen Sand vmbpfälet:
Fleuch hin wo es der Erd' an Sonn vnd tage fehlet/
Der Fürst ist hinder dir/ vnd jagt so hurtig nach
Alß der geschwinde Falck den Tauben an der bach.
Ein mittel weiß ich noch! ach! kön't ich jemand finden
Der sich vmb höchsten lohn/ so viel wol't vnterwinden;
Daß er/ in höchster eil/ zwey wortt trüg' in die Statt/
Viel weiß ich/ die mein fall mein'angst bekümmert hatt/
Die vmb mein heil bemüht; sie würden alles wagen:
Möcht jhnen meine noth ein trewer freund vortragen.
Pap. Ein freund/ der ist nicht sern:
Mich wer?
Pap. vnser
Theoctist.

Mich.
D
TrawrSpiel.
Mich. Nun glaub ichs. Sprach er nicht der Scharwach’ et-
was zue?
Waͤcht. Kein wort.
Mich. iſt er bey vns lang in dem Zimmer
blieben.
Waͤcht. Er hat ſchier ſo viel zeit/ alß ich alhier/ vertrieben.
Mich. Wie ſtaͤllt er ſich in dem Er euch den ruͤcken wand?
Waͤcht. Er ſchuͤttelte den Kopff vnd ſchnell’te mit der hand.
Mich. Genung.
Pap. wer zweifelt nun?
Mich. Nicht dieſer
der empfindet
Wie grimmig er erhitzt. Den er mit ketten bindet/
Der auff dem Holtzſtoß ſchier den heiſſen eyver kuͤhl’t:
Pap. Nicht dieſer/ der noch frey/ doch ſchon den Hencker fuͤhl’t.
Mich. Jch weiß daß Er auff mich jtzt newe marter ſuche.
Pap. Daß er auff meinen Kopff all’ angſt vnd elend fluche.
Mich. Blutduͤrſtigſter Tvrañ? hat wol die groſſe welt/
Ein dir gleich Tygerthier? hat das verbrenn’te feld/
Deß wuͤſten Lybiens ſo vngehewre Lewen?
Kan vnß die Helle ſelbſt mit mehrer Mordluſt drewen?
Verfluchter Fuͤrſt! ich irꝛ’/ kan der ein Fuͤrfte ſeyn/
An dem nichts Fuͤrſtlichs iſt/ auch nicht der minſte ſchein?
Der auß dem Keyſer ſich zum Kerckermeiſter macht/
Vnd aͤrger denn ein Sclav vmb meine faͤſſel wacht/
Den ewig-ſtette furcht! den ſein verletzt gewiſſen
Noch haͤrter alß mich ſelbſt in Diamante ſchliſſen!
Was ſinnet Papias?
Pap. Mir faͤllt nichts beſſers eyn:
Denn eine ſehnelle flucht:
Mich. wo wilſt du ſicher ſeyn?
Fleuch hin wo Amphitrit den heiſſen Sand vmbpfaͤlet:
Fleuch hin wo es der Erd’ an Sonn vnd tage fehlet/
Der Fuͤrſt iſt hinder dir/ vnd jagt ſo hurtig nach
Alß der geſchwinde Falck den Tauben an der bach.
Ein mittel weiß ich noch! ach! koͤn’t ich jemand finden
Der ſich vmb hoͤchſten lohn/ ſo viel wol’t vnterwinden;
Daß er/ in hoͤchſter eil/ zwey wortt truͤg’ in die Statt/
Viel weiß ich/ die mein fall mein’angſt bekuͤmmert hatt/
Die vmb mein heil bemuͤht; ſie wuͤrden alles wagen:
Moͤcht jhnen meine noth ein trewer freund vortragen.
Pap. Ein freund/ der iſt nicht ſern:
Mich wer?
Pap. vnſer
Theoctiſt.

Mich.
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[49/0061] TrawrSpiel. Mich. Nun glaub ichs. Sprach er nicht der Scharwach’ et- was zue? Waͤcht. Kein wort. Mich. iſt er bey vns lang in dem Zimmer blieben. Waͤcht. Er hat ſchier ſo viel zeit/ alß ich alhier/ vertrieben. Mich. Wie ſtaͤllt er ſich in dem Er euch den ruͤcken wand? Waͤcht. Er ſchuͤttelte den Kopff vnd ſchnell’te mit der hand. Mich. Genung. Pap. wer zweifelt nun? Mich. Nicht dieſer der empfindet Wie grimmig er erhitzt. Den er mit ketten bindet/ Der auff dem Holtzſtoß ſchier den heiſſen eyver kuͤhl’t: Pap. Nicht dieſer/ der noch frey/ doch ſchon den Hencker fuͤhl’t. Mich. Jch weiß daß Er auff mich jtzt newe marter ſuche. Pap. Daß er auff meinen Kopff all’ angſt vnd elend fluche. Mich. Blutduͤrſtigſter Tvrañ? hat wol die groſſe welt/ Ein dir gleich Tygerthier? hat das verbrenn’te feld/ Deß wuͤſten Lybiens ſo vngehewre Lewen? Kan vnß die Helle ſelbſt mit mehrer Mordluſt drewen? Verfluchter Fuͤrſt! ich irꝛ’/ kan der ein Fuͤrfte ſeyn/ An dem nichts Fuͤrſtlichs iſt/ auch nicht der minſte ſchein? Der auß dem Keyſer ſich zum Kerckermeiſter macht/ Vnd aͤrger denn ein Sclav vmb meine faͤſſel wacht/ Den ewig-ſtette furcht! den ſein verletzt gewiſſen Noch haͤrter alß mich ſelbſt in Diamante ſchliſſen! Was ſinnet Papias? Pap. Mir faͤllt nichts beſſers eyn: Denn eine ſehnelle flucht: Mich. wo wilſt du ſicher ſeyn? Fleuch hin wo Amphitrit den heiſſen Sand vmbpfaͤlet: Fleuch hin wo es der Erd’ an Sonn vnd tage fehlet/ Der Fuͤrſt iſt hinder dir/ vnd jagt ſo hurtig nach Alß der geſchwinde Falck den Tauben an der bach. Ein mittel weiß ich noch! ach! koͤn’t ich jemand finden Der ſich vmb hoͤchſten lohn/ ſo viel wol’t vnterwinden; Daß er/ in hoͤchſter eil/ zwey wortt truͤg’ in die Statt/ Viel weiß ich/ die mein fall mein’angſt bekuͤmmert hatt/ Die vmb mein heil bemuͤht; ſie wuͤrden alles wagen: Moͤcht jhnen meine noth ein trewer freund vortragen. Pap. Ein freund/ der iſt nicht ſern: Mich wer? Pap. vnſer Theoctiſt. Mich. D

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/61>, abgerufen am 22.11.2024.