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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Leo Armenius
Mich. Was ists!
Pap. Jch armer! ach! ach! wer ich nie ge-
bohren.
Mich. Was kränckt dich!
Pap. Ach!
Mich. nur bald/
Pap.
die zunge stammelt mir
Für schrecken.
Mich. vnd warumb.
Pap. der Keyser
Mich.
schwindelt dir?
Pap. Jst
Mich. was?
Pap. Anjetzt bey vnß:
Mich. im Ker-
cker?
Pap. hier gestanden/
Mich. O Himmel!
Pap. Es ist auß! mein Brandpfal ist ver-
handen.
Mich. Der Keyser? hier bey vnß? wie kan es möglich seyn?
Wie kan er durch die Thür ohn dein eröffnen eyn?
Pap. Er hat die schlüssel selbst in seine macht genommen.
Mich. Jch spür' es ist mit vns nunmehr aufs höchste kom-
men!
Hast du jhn selbst gesehn?
Pap. Jch? dem die feste ruh
Die müden augen schloß!
Mich. Wer trug es dir denn zu?
Pap. Die Scharwach' an der Thür.
Mich. Jch muß es
selbst verstehen.
Ruff jemand zu vnß ein/ Schaw'st du den Printz vmbgehen
Wenn dich der traum verblend't.
Wächt. Mein Herr! es ist
kein wahn!
Jch habe weil ich hier/ kein auge zu gethan.
Die helffte dieser nacht war/ wie mich dunckt/ verlauffen:
Alß vnversehns der Fürst durch die bewehrten hauffen
Biß in den Kercker tratt.
Mich. Hast du jhn recht erkenn't?
Wächt. So wol alß mich.
Mich. dich hat ein falscher dunst
verblend't.
Wächt. Warumb doch glaubt mein Herr daß ich/ was falsch/
berichte/
Mich. Der Keyser? in der nacht! es dunckt mich ein gedichte/
Wächt. Mein Herr/ was brächt es mir/ nutz oder schaden ein?
Mich. Wer schloß den Kercker auf?
Wächt. Er selbst.
Mich.
kam er allein?
Wächt. Es war kein Mensch vmb jhn der jhm zu folgen pfle-
get.
Mich. Es siht vnglaublich aus/ wie war er angeleget?
Wächt. Mit Purpur/ vnd er trug mit gold gestückte schue.

Mich.
Leo Armenius
Mich. Was iſts!
Pap. Jch armer! ach! ach! wer ich nie ge-
bohren.
Mich. Was kraͤnckt dich!
Pap. Ach!
Mich. nur bald/
Pap.
die zunge ſtammelt mir
Fuͤr ſchrecken.
Mich. vnd warumb.
Pap. der Keyſer
Mich.
ſchwindelt dir?
Pap. Jſt
Mich. was?
Pap. Anjetzt bey vnß:
Mich. im Ker-
cker?
Pap. hier geſtanden/
Mich. O Himmel!
Pap. Es iſt auß! mein Brandpfal iſt ver-
handen.
Mich. Der Keyſer? hier bey vnß? wie kan es moͤglich ſeyn?
Wie kan er durch die Thuͤr ohn dein eroͤffnen eyn?
Pap. Er hat die ſchluͤſſel ſelbſt in ſeine macht genommen.
Mich. Jch ſpuͤr’ es iſt mit vns nunmehr aufs hoͤchſte kom-
men!
Haſt du jhn ſelbſt geſehn?
Pap. Jch? dem die feſte ruh
Die muͤden augen ſchloß!
Mich. Wer trug es dir denn zu?
Pap. Die Scharwach’ an der Thuͤr.
Mich. Jch muß es
ſelbſt verſtehen.
Ruff jemand zu vnß ein/ Schaw’ſt du den Printz vmbgehen
Wenn dich der traum verblend’t.
Waͤcht. Mein Herꝛ! es iſt
kein wahn!
Jch habe weil ich hier/ kein auge zu gethan.
Die helffte dieſer nacht war/ wie mich dunckt/ verlauffen:
Alß vnverſehns der Fuͤrſt durch die bewehrten hauffen
Biß in den Kercker tratt.
Mich. Haſt du jhn recht erkenn’t?
Waͤcht. So wol alß mich.
Mich. dich hat ein falſcher dunſt
verblend’t.
Waͤcht. Warumb doch glaubt mein Herꝛ daß ich/ was falſch/
berichte/
Mich. Der Keyſer? in der nacht! es dunckt mich ein gedichte/
Waͤcht. Mein Herꝛ/ was braͤcht es mir/ nutz oder ſchadẽ ein?
Mich. Wer ſchloß den Kercker auf?
Waͤcht. Er ſelbſt.
Mich.
kam er allein?
Waͤcht. Es war kein Menſch vmb jhn der jhm zu folgen pfle-
get.
Mich. Es ſiht vnglaublich aus/ wie war er angeleget?
Waͤcht. Mit Purpur/ vnd er trug mit gold geſtuͤckte ſchue.

Mich.
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[48/0060] Leo Armenius Mich. Was iſts! Pap. Jch armer! ach! ach! wer ich nie ge- bohren. Mich. Was kraͤnckt dich! Pap. Ach! Mich. nur bald/ Pap. die zunge ſtammelt mir Fuͤr ſchrecken. Mich. vnd warumb. Pap. der Keyſer Mich. ſchwindelt dir? Pap. Jſt Mich. was? Pap. Anjetzt bey vnß: Mich. im Ker- cker? Pap. hier geſtanden/ Mich. O Himmel! Pap. Es iſt auß! mein Brandpfal iſt ver- handen. Mich. Der Keyſer? hier bey vnß? wie kan es moͤglich ſeyn? Wie kan er durch die Thuͤr ohn dein eroͤffnen eyn? Pap. Er hat die ſchluͤſſel ſelbſt in ſeine macht genommen. Mich. Jch ſpuͤr’ es iſt mit vns nunmehr aufs hoͤchſte kom- men! Haſt du jhn ſelbſt geſehn? Pap. Jch? dem die feſte ruh Die muͤden augen ſchloß! Mich. Wer trug es dir denn zu? Pap. Die Scharwach’ an der Thuͤr. Mich. Jch muß es ſelbſt verſtehen. Ruff jemand zu vnß ein/ Schaw’ſt du den Printz vmbgehen Wenn dich der traum verblend’t. Waͤcht. Mein Herꝛ! es iſt kein wahn! Jch habe weil ich hier/ kein auge zu gethan. Die helffte dieſer nacht war/ wie mich dunckt/ verlauffen: Alß vnverſehns der Fuͤrſt durch die bewehrten hauffen Biß in den Kercker tratt. Mich. Haſt du jhn recht erkenn’t? Waͤcht. So wol alß mich. Mich. dich hat ein falſcher dunſt verblend’t. Waͤcht. Warumb doch glaubt mein Herꝛ daß ich/ was falſch/ berichte/ Mich. Der Keyſer? in der nacht! es dunckt mich ein gedichte/ Waͤcht. Mein Herꝛ/ was braͤcht es mir/ nutz oder ſchadẽ ein? Mich. Wer ſchloß den Kercker auf? Waͤcht. Er ſelbſt. Mich. kam er allein? Waͤcht. Es war kein Menſch vmb jhn der jhm zu folgen pfle- get. Mich. Es ſiht vnglaublich aus/ wie war er angeleget? Waͤcht. Mit Purpur/ vnd er trug mit gold geſtuͤckte ſchue. Mich.

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/60>, abgerufen am 25.11.2024.