Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.Das dritte Buch. XXXVI. Auff denheiligen Pfingst Tag/ Johan. 14. WEhn Christi Lieb entzündt[:] pflegt Christi wortt zu trawen[.] Wer Christi wortten trawt: den schleust der grosse GOTT Der Vater fest ins Hertz: vnd ob in höchster noth Jhm schon vor ach! vnd angst! vnd vntergang wil grawen: Wil Gott der Drey vnd Eins doch wohnung bey Jhm ba- wen Der Geist der werthe Geist/ durch dessen trost der Todt Nicht länger tödlich ist: der rechte Friedensbott Wil Jhn die wahre Lust in vnlust lassen schawen. Er wil was vnser Sinn durchauß vor sich nicht fast Erklären ja Er wil/ wenn vns der Feind antast Von Gottes ernsten fluch vnd eigner schuld entbinden. Erwil/ wenn Fleisch vnd Seel in sterbens schmertzen kracht Vnd wenn der matte Mensch aufs Teufels Siebe schmacht/ Durch diß/ was IESuS spricht: vnß helffen vberwinden. XXXVII. Auff das Fest der Heyligen Drey- faltigkeit Rom. 11. Johan. 3. OReiche wissenschafft! wer kan die kunst ergründen Durch die man Gott erkennt'/ mag dieser Augen licht Begreiffen seine weg? erforschen sein Gericht? Wird man deß HErren Sinn durch vnser sinnen finden? Vnß muß verstand vnd Geist vor seinen wercken schwinden: Wir wissen was die Erd vnd was sie einschleußt/ nicht: Wer sol verstehn was Er von seinem Himmel spricht. Wie wasser/ Glaub vnd Geist vns ledig macht von Sünden. Dem Vater der vns schuff/ dem so am Creutz erhöht (Alß Mosis Schlang) vns heilt/ dem/ so von beyden geht Vnd durch die New-geburt vns in das Leben führet. Den nie kein Hertz erkant/ dem Niemand rath ertheilt Der P ij
Das dritte Buch. XXXVI. Auff denheiligen Pfingſt Tag/ Johan. 14. WEhn Chriſti Lieb entzuͤndt[:] pflegt Chriſti wortt zu trawen[.] Wer Chriſti wortten trawt: den ſchleuſt der groſſe GOTT Der Vater feſt ins Hertz: vnd ob in hoͤchſter noth Jhm ſchon vor ach! vnd angſt! vnd vntergang wil grawen: Wil Gott der Drey vnd Eins doch wohnung bey Jhm ba- wen Der Geiſt der werthe Geiſt/ durch deſſen troſt der Todt Nicht laͤnger toͤdlich iſt: der rechte Friedensbott Wil Jhn die wahre Luſt in vnluſt laſſen ſchawen. Er wil was vnſer Sinn durchauß vor ſich nicht faſt Erklaͤren ja Er wil/ wenn vns der Feind antaſt Von Gottes ernſten fluch vnd eigner ſchuld entbinden. Erwil/ wenn Fleiſch vnd Seel in ſterbens ſchmertzẽ kracht Vnd wenn der matte Menſch aufs Teufels Siebe ſchmacht/ Durch diß/ was IESuS ſpricht: vnß helffen vberwinden. XXXVII. Auff das Feſt der Heyligen Drey- faltigkeit Rom. 11. Johan. 3. OReiche wiſſenſchafft! wer kan die kunſt ergruͤnden Durch die man Gott erkennt’/ mag dieſer Augen licht Begreiffen ſeine weg? erforſchen ſein Gericht? Wird man deß HErꝛen Sinn durch vnſer ſinnen finden? Vnß muß verſtand vnd Geiſt vor ſeinen wercken ſchwinden: Wir wiſſen was die Erd vnd was ſie einſchleußt/ nicht: Wer ſol verſtehn was Er von ſeinem Himmel ſpricht. Wie waſſer/ Glaub vnd Geiſt vns ledig macht von Suͤndẽ. Dem Vater der vns ſchuff/ dem ſo am Creutz erhoͤht (Alß Moſis Schlang) vns heilt/ dem/ ſo von beyden geht Vnd durch die New-geburt vns in das Leben fuͤhret. Den nie kein Hertz erkant/ dem Niemand rath ertheilt Der P ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0231" n="219"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das dritte Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXVI.</hi> Auff denheiligen Pfingſt Tag/<lb/> Johan. 14.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>Ehn Chriſti Lieb entzuͤndt<supplied>:</supplied> pflegt Chriſti wortt zu trawen<supplied>.</supplied></l><lb/> <l>Wer Chriſti wortten trawt: den ſchleuſt der groſſe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">GOTT</hi> </l><lb/> <l>Der Vater feſt ins Hertz: vnd ob in hoͤchſter noth</l><lb/> <l>Jhm ſchon vor ach! vnd angſt! vnd vntergang wil grawen:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wil Gott der Drey vnd Eins doch wohnung bey Jhm ba-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wen</hi> </l><lb/> <l>Der Geiſt der werthe Geiſt/ durch deſſen troſt der Todt</l><lb/> <l>Nicht laͤnger toͤdlich iſt: der rechte Friedensbott</l><lb/> <l>Wil Jhn die wahre Luſt in vnluſt laſſen ſchawen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er wil was vnſer Sinn durchauß vor ſich nicht faſt</l><lb/> <l>Erklaͤren ja Er wil/ wenn vns der Feind antaſt</l><lb/> <l>Von Gottes ernſten fluch vnd eigner ſchuld entbinden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Erwil/ wenn Fleiſch vnd Seel in ſterbens ſchmertzẽ kracht</l><lb/> <l>Vnd wenn der matte Menſch aufs Teufels Siebe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchmacht/</hi> </l><lb/> <l>Durch diß/ was <hi rendition="#aq">IESuS</hi> ſpricht: vnß helffen vberwinden.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXVII.</hi> Auff das Feſt der Heyligen Drey-<lb/> faltigkeit Rom. 11. Johan. 3.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi>Reiche wiſſenſchafft! wer kan die kunſt ergruͤnden</l><lb/> <l>Durch die man Gott erkennt’/ mag dieſer Augen licht</l><lb/> <l>Begreiffen ſeine weg? erforſchen ſein Gericht?</l><lb/> <l>Wird man deß HErꝛen Sinn durch vnſer ſinnen finden?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vnß muß verſtand vnd Geiſt vor ſeinen wercken ſchwinden:</l><lb/> <l>Wir wiſſen was die Erd vnd was ſie einſchleußt/ nicht:</l><lb/> <l>Wer ſol verſtehn was Er von ſeinem Himmel ſpricht.</l><lb/> <l>Wie waſſer/ Glaub vnd Geiſt vns ledig macht von Suͤndẽ.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dem Vater der vns ſchuff/ dem ſo am Creutz erhoͤht</l><lb/> <l>(Alß Moſis Schlang) vns heilt/ dem/ ſo von beyden geht</l><lb/> <l>Vnd durch die New-geburt vns in das Leben fuͤhret.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den nie kein Hertz erkant/ dem Niemand rath ertheilt</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P ij</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0231]
Das dritte Buch.
XXXVI. Auff denheiligen Pfingſt Tag/
Johan. 14.
WEhn Chriſti Lieb entzuͤndt: pflegt Chriſti wortt zu trawen.
Wer Chriſti wortten trawt: den ſchleuſt der groſſe
GOTT
Der Vater feſt ins Hertz: vnd ob in hoͤchſter noth
Jhm ſchon vor ach! vnd angſt! vnd vntergang wil grawen:
Wil Gott der Drey vnd Eins doch wohnung bey Jhm ba-
wen
Der Geiſt der werthe Geiſt/ durch deſſen troſt der Todt
Nicht laͤnger toͤdlich iſt: der rechte Friedensbott
Wil Jhn die wahre Luſt in vnluſt laſſen ſchawen.
Er wil was vnſer Sinn durchauß vor ſich nicht faſt
Erklaͤren ja Er wil/ wenn vns der Feind antaſt
Von Gottes ernſten fluch vnd eigner ſchuld entbinden.
Erwil/ wenn Fleiſch vnd Seel in ſterbens ſchmertzẽ kracht
Vnd wenn der matte Menſch aufs Teufels Siebe
ſchmacht/
Durch diß/ was IESuS ſpricht: vnß helffen vberwinden.
XXXVII. Auff das Feſt der Heyligen Drey-
faltigkeit Rom. 11. Johan. 3.
OReiche wiſſenſchafft! wer kan die kunſt ergruͤnden
Durch die man Gott erkennt’/ mag dieſer Augen licht
Begreiffen ſeine weg? erforſchen ſein Gericht?
Wird man deß HErꝛen Sinn durch vnſer ſinnen finden?
Vnß muß verſtand vnd Geiſt vor ſeinen wercken ſchwinden:
Wir wiſſen was die Erd vnd was ſie einſchleußt/ nicht:
Wer ſol verſtehn was Er von ſeinem Himmel ſpricht.
Wie waſſer/ Glaub vnd Geiſt vns ledig macht von Suͤndẽ.
Dem Vater der vns ſchuff/ dem ſo am Creutz erhoͤht
(Alß Moſis Schlang) vns heilt/ dem/ ſo von beyden geht
Vnd durch die New-geburt vns in das Leben fuͤhret.
Den nie kein Hertz erkant/ dem Niemand rath ertheilt
Der
P ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/231 |
Zitationshilfe: | Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/231>, abgerufen am 29.07.2024. |