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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Das Erste Buch.
Der König wird ein Knecht/ der tollen Knechte schar
Schlegt auff den Erben zu. Er gibt sich selber dar/
Damit er was nicht frey auß band' vnd Kärcker reisse.
Hilff! der du durch den dinst das Dinsthauß vmbgekehrt/
Der du in danden hast dem starcken auch gewehrt:
Das ich von Sünden frey/ mich deines dinst's befleisse.
V. Vber deß Herrn Leiche.
Bidermanni. Eheu! flebile funus.
ACh weh! was seh' ich hier[?] ein auß gesträckte leichen.
An der man von fuß auff nichts vnzerschlagen findt:
Die Seit auß der das Blut mit vollen strömen rinn't
Die wangen so von schmertz in todes angft erbleichen.
Wer hat dich so verletzt? Wer hat mit Geissel streichen
Gewüttet auff diß fleisch? welch grimmes Tygerkind
Hat hand hier angelegt/ als diese glieder find
Mit Nägeln gantz durchbort? Wemsol ich den vergleichen
Der deine zarte Stirn mit Dornen hat verschrenckt?
Wer hat mein Bräutigamb mit Galle dich getränckt?
Ach! diß hat deine Lieb vnd meine schuld verübet.
Wen diese liebe nicht zu wiederliebe zwingt?
Wem dieses Jammerbild nicht Seel vnd Geist durch
dringt?
Verdint das er empfind was für vnd für betrübet.
VI. An den geereutzigten Jesum.
Sarbievij: Hincut recedam.
HJer wil ich gantz nicht weg! laß alle Schwerdter klingen.
Greiff Spies vnd Sebel an brauch aller waffen macht
Vnd Flam' vnd was die welt für vnerträglich acht.
Mich soll von diesem Creutz kein Tod/ kein Teufel dringen.
Hier will ich wenn mich ach vnd angst vnd leid vmbringen
Wenn Erd' vnd Meer auffreist/ ja wenn der Donner macht/

Mit
K iiij
Das Erſte Buch.
Der Koͤnig wird ein Knecht/ der tollen Knechte ſchar
Schlegt auff den Erben zu. Er gibt ſich ſelber dar/
Damit er was nicht frey auß band’ vnd Kaͤrcker reiſſe.
Hilff! der du durch den dinſt das Dinſthauß vmbgekehrt/
Der du in danden haſt dem ſtarcken auch gewehrt:
Das ich von Suͤnden frey/ mich deines dinſt’s befleiſſe.
V. Vber deß Herꝛn Leiche.
Bidermanni. Eheu! flebile funus.
ACh weh! was ſeh’ ich hier[?] ein auß geſtraͤckte leichen.
An der man von fuß auff nichts vnzerſchlagen findt:
Die Seit auß der das Blut mit vollen ſtroͤmen rinn’t
Die wangen ſo von ſchmertz in todes angft erbleichen.
Wer hat dich ſo verletzt? Wer hat mit Geiſſel ſtreichen
Gewuͤttet auff diß fleiſch? welch grimmes Tygerkind
Hat hand hier angelegt/ als dieſe glieder find
Mit Naͤgeln gantz durchbort? Wemſol ich den vergleichen
Der deine zarte Stirn mit Dornen hat verſchrenckt?
Wer hat mein Braͤutigamb mit Galle dich getraͤnckt?
Ach! diß hat deine Lieb vnd meine ſchuld veruͤbet.
Wen dieſe liebe nicht zu wiederliebe zwingt?
Wem dieſes Jammerbild nicht Seel vnd Geiſt durch
dringt?
Verdint das er empfind was fuͤr vnd fuͤr betruͤbet.
VI. An den geereutzigten Jeſum.
Sarbievij: Hincut recedam.
HJer wil ich gantz nicht weg! laß alle Schwerdter klingen.
Greiff Spies vnd Sebel an brauch aller waffen macht
Vnd Flam’ vnd was die welt fuͤr vnertraͤglich acht.
Mich ſoll von dieſem Creutz kein Tod/ kein Teufel dringen.
Hier will ich wenn mich ach vnd angſt vnd leid vmbringen
Wenn Erd’ vnd Meer auffreiſt/ ja wenn der Doñer macht/

Mit
K iiij
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[143/0155] Das Erſte Buch. Der Koͤnig wird ein Knecht/ der tollen Knechte ſchar Schlegt auff den Erben zu. Er gibt ſich ſelber dar/ Damit er was nicht frey auß band’ vnd Kaͤrcker reiſſe. Hilff! der du durch den dinſt das Dinſthauß vmbgekehrt/ Der du in danden haſt dem ſtarcken auch gewehrt: Das ich von Suͤnden frey/ mich deines dinſt’s befleiſſe. V. Vber deß Herꝛn Leiche. Bidermanni. Eheu! flebile funus. ACh weh! was ſeh’ ich hier? ein auß geſtraͤckte leichen. An der man von fuß auff nichts vnzerſchlagen findt: Die Seit auß der das Blut mit vollen ſtroͤmen rinn’t Die wangen ſo von ſchmertz in todes angft erbleichen. Wer hat dich ſo verletzt? Wer hat mit Geiſſel ſtreichen Gewuͤttet auff diß fleiſch? welch grimmes Tygerkind Hat hand hier angelegt/ als dieſe glieder find Mit Naͤgeln gantz durchbort? Wemſol ich den vergleichen Der deine zarte Stirn mit Dornen hat verſchrenckt? Wer hat mein Braͤutigamb mit Galle dich getraͤnckt? Ach! diß hat deine Lieb vnd meine ſchuld veruͤbet. Wen dieſe liebe nicht zu wiederliebe zwingt? Wem dieſes Jammerbild nicht Seel vnd Geiſt durch dringt? Verdint das er empfind was fuͤr vnd fuͤr betruͤbet. VI. An den geereutzigten Jeſum. Sarbievij: Hincut recedam. HJer wil ich gantz nicht weg! laß alle Schwerdter klingen. Greiff Spies vnd Sebel an brauch aller waffen macht Vnd Flam’ vnd was die welt fuͤr vnertraͤglich acht. Mich ſoll von dieſem Creutz kein Tod/ kein Teufel dringen. Hier will ich wenn mich ach vnd angſt vnd leid vmbringen Wenn Erd’ vnd Meer auffreiſt/ ja wenn der Doñer macht/ Mit K iiij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/155>, abgerufen am 23.11.2024.